Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Mauer muss weg
Die Stadtverwaltung verweigert der Blauen Blume wegen einer Welle aus Obstkisten die Genehmigung
FRIEDRICHSHAFEN - Das studentische Wohn- und Kulturprojekt Blaue Blume ist zwar, wie vom Gemeinderat beschlossen, vor das Heizhaus gezogen, eine Genehmigung für den Kulturbetrieb und die Wohnerlaubnis aber gibt es nicht. Die Stadt beharrt darauf, dass zuvor eine Wand aus Obstkisten an der Ecke zur ZU abgerissen werden muss – weil „sie den Blick auf das historische und denkmalgeschützte Heizhaus verstellt“, schreibt die Verwaltung.
Es ist in ZU-Kreisen schon seit geraumer Zeit Gesprächsstoff: das Wohn- und Kulturprojekt Blaue Blume und seine Obstkistenwand. Die einen halten es für einen Sichtschutz für die ZU, andere sehen es als „Kunst am Bau“. Gedacht sei es einfach, um den Wohnbereich des Projektes nicht gleich auf dem Präsentierteller stehen zu haben, quasi als ein Sichtschutz für die Blaue Blume, ist auf dem Uni-Campus zu hören.
Das Schweigen der Blauen Blume
Weder darüber, noch zu dem vorgeschriebenen Abriss äußern sich die Mitglieder der Blauen Blume. Dort ist lediglich zu hören: „Wir befinden uns in der Genehmigungsphase und stehen mit der Stadtverwaltung in engem Kontakt. Wir hoffen, dass wir bis Ende November eine Betriebserlaubnis haben, können aber zu Einzelheiten gar nichts sagen.“
Die baurechtliche und architektonische Unterstützung der Blauen Blume hat der Architekt Dietmar Kathan übernommen. Auf die Frage, ob es wegen der Sichtschutzwand Probleme gebe, meinte er nur: „Das bekommen wir hin.“Und die Aufstellung der Wagen sei ebenfalls nur ein kleines Problem. Es hatte sich herausgestellt, dass die Mitglieder der Blauen Blume einige Wagen an etwas anderer Stelle aufgestellt hatten, als in dem eingereichten Plan eingezeichnet. „Das lag an dem teilweise zu weichen Untergrund und weil man den Blick auf das Heizhaus nicht verstellen wollte“, sagte der Architekt. In der vergangenen Woche war in der Zeppelin-Universität plötzlich die Rede davon, die Blaue Blume habe einen Maulkorb verpasst bekommen. Mit Hinweis auf die Kulturförderung, die der Blauen Blume auf einer Diskussionsveranstaltung der ZU im April in Aussicht gestellt worden war, erwarte man „Stillschweigen“, hieß es in der ZU.
Auf Anfrage gibt es dazu von der Stadtverwaltung keinen Kommentar. Zur Frage der Bauabnahme hat die Schwäbische Zeitung jedoch eine Stellungnahme aus dem Rathaus erhalten: „Es stimmt, dass zwischenzeitlich die Wagen in anderer Anordnung auf dem Gelände standen und sich dadurch von dem von der Blauen Blume eingereichten Baugesuch Abweichungen ergeben haben. Die Blaue Blume hat nach eigenen Angaben aber inzwischen die Wagen nochmals neu positioniert, wird die konkreten Aufstellorte noch vermessen und dann im Rahmen einer überarbeiteten Planung, als Nachtragsbaugesuch, zur Genehmigung einreichen.“Auch die Sichtschutzwand sei nicht Bestandteil des eingereichten Baugesuchs, gewesen.
Die Suche geht weiter
Das war vor der Baugenehmigung wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Heizhaus mit der höheren Denkmalschutzbehörde abgestimmt worden. Die Bedenken, die das Denkmalschutzamt gegen die Blaue Blume gehabt habe, seien zurückgestellt worden. „Einer Erweiterung der baulichen Anlagen und einer Bebauung, die den Blick auf das historische und denkmalgeschützte Heizhaus verstellt, wird von dort nicht zugestimmt.“Durch die Sichtschutzwand sei die Blickbeziehung zum Heizhaus gestört worden. Im Übrigen stehe die Sichtschutzwand teilweise im Sichtdreieck der Kreuzung, behindere also die Verkehrssicherheit an dieser Stelle. „Mit der Blauen Blume wurde daher der Rückbau der Sichtschutzwand vereinbart“, schreibt die Stadt.
Aus Sicht der Verwaltung könne eine Abnahme erfolgen, sobald die Blaue Blume alle genehmigten Planungen umgesetzt habe. Das seien vor allem die Veränderungen der Standplätze der Wagen gegenüber des ersten Baugesuchs. Das müsse mit der Stadtverwaltung abgestimmt werden und von ihr genehmigt werden. „Sobald die Abnahme erfolgt ist, kann die Blaue Blume das Gelände für Wohnzwecke und Veranstaltungen nutzen. Die Abnahme muss noch von der Blauen Blume beantragt werden“, schreibt die Sprecherin der Stadt Friedrichshafen, Monika Blank. Architekt Dietmar Kathan geht davon aus, dass diese Fragen alle bis Ende November noch geklärt werden können.
Die Unterbringung der Blauen Blume soll vor dem Heizhaus für rund drei Jahre befristet sein. Danach, so der Beschluss des Gemeinderates, solle die Verwaltung einen Standort für die Blaue Blume im Fallenbrunnen gefunden haben. Der soll sich im noch nicht überplanten Bereich im Nordosten des Fallenbrunnens befinden.
Nicht alle haben mit dem Projekt „Blaue Blume“ein Problem. Von der „Montag Stiftung Urbane Räume“ist die Blaue Blume in die „Beispielsammlung Immovilien“aufgenommen worden. Die in Architekturkreisen bekannte Stiftung hat das Ziel, Immobilien, von denen das Gemeinwohl profitiert, zu unterstützen.
„Das bekommen wir hin.“