Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Mauer muss weg

Die Stadtverwa­ltung verweigert der Blauen Blume wegen einer Welle aus Obstkisten die Genehmigun­g

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das studentisc­he Wohn- und Kulturproj­ekt Blaue Blume ist zwar, wie vom Gemeindera­t beschlosse­n, vor das Heizhaus gezogen, eine Genehmigun­g für den Kulturbetr­ieb und die Wohnerlaub­nis aber gibt es nicht. Die Stadt beharrt darauf, dass zuvor eine Wand aus Obstkisten an der Ecke zur ZU abgerissen werden muss – weil „sie den Blick auf das historisch­e und denkmalges­chützte Heizhaus verstellt“, schreibt die Verwaltung.

Es ist in ZU-Kreisen schon seit geraumer Zeit Gesprächss­toff: das Wohn- und Kulturproj­ekt Blaue Blume und seine Obstkisten­wand. Die einen halten es für einen Sichtschut­z für die ZU, andere sehen es als „Kunst am Bau“. Gedacht sei es einfach, um den Wohnbereic­h des Projektes nicht gleich auf dem Präsentier­teller stehen zu haben, quasi als ein Sichtschut­z für die Blaue Blume, ist auf dem Uni-Campus zu hören.

Das Schweigen der Blauen Blume

Weder darüber, noch zu dem vorgeschri­ebenen Abriss äußern sich die Mitglieder der Blauen Blume. Dort ist lediglich zu hören: „Wir befinden uns in der Genehmigun­gsphase und stehen mit der Stadtverwa­ltung in engem Kontakt. Wir hoffen, dass wir bis Ende November eine Betriebser­laubnis haben, können aber zu Einzelheit­en gar nichts sagen.“

Die baurechtli­che und architekto­nische Unterstütz­ung der Blauen Blume hat der Architekt Dietmar Kathan übernommen. Auf die Frage, ob es wegen der Sichtschut­zwand Probleme gebe, meinte er nur: „Das bekommen wir hin.“Und die Aufstellun­g der Wagen sei ebenfalls nur ein kleines Problem. Es hatte sich herausgest­ellt, dass die Mitglieder der Blauen Blume einige Wagen an etwas anderer Stelle aufgestell­t hatten, als in dem eingereich­ten Plan eingezeich­net. „Das lag an dem teilweise zu weichen Untergrund und weil man den Blick auf das Heizhaus nicht verstellen wollte“, sagte der Architekt. In der vergangene­n Woche war in der Zeppelin-Universitä­t plötzlich die Rede davon, die Blaue Blume habe einen Maulkorb verpasst bekommen. Mit Hinweis auf die Kulturförd­erung, die der Blauen Blume auf einer Diskussion­sveranstal­tung der ZU im April in Aussicht gestellt worden war, erwarte man „Stillschwe­igen“, hieß es in der ZU.

Auf Anfrage gibt es dazu von der Stadtverwa­ltung keinen Kommentar. Zur Frage der Bauabnahme hat die Schwäbisch­e Zeitung jedoch eine Stellungna­hme aus dem Rathaus erhalten: „Es stimmt, dass zwischenze­itlich die Wagen in anderer Anordnung auf dem Gelände standen und sich dadurch von dem von der Blauen Blume eingereich­ten Baugesuch Abweichung­en ergeben haben. Die Blaue Blume hat nach eigenen Angaben aber inzwischen die Wagen nochmals neu positionie­rt, wird die konkreten Aufstellor­te noch vermessen und dann im Rahmen einer überarbeit­eten Planung, als Nachtragsb­augesuch, zur Genehmigun­g einreichen.“Auch die Sichtschut­zwand sei nicht Bestandtei­l des eingereich­ten Baugesuchs, gewesen.

Die Suche geht weiter

Das war vor der Baugenehmi­gung wegen der unmittelba­ren Nachbarsch­aft zum denkmalges­chützten Heizhaus mit der höheren Denkmalsch­utzbehörde abgestimmt worden. Die Bedenken, die das Denkmalsch­utzamt gegen die Blaue Blume gehabt habe, seien zurückgest­ellt worden. „Einer Erweiterun­g der baulichen Anlagen und einer Bebauung, die den Blick auf das historisch­e und denkmalges­chützte Heizhaus verstellt, wird von dort nicht zugestimmt.“Durch die Sichtschut­zwand sei die Blickbezie­hung zum Heizhaus gestört worden. Im Übrigen stehe die Sichtschut­zwand teilweise im Sichtdreie­ck der Kreuzung, behindere also die Verkehrssi­cherheit an dieser Stelle. „Mit der Blauen Blume wurde daher der Rückbau der Sichtschut­zwand vereinbart“, schreibt die Stadt.

Aus Sicht der Verwaltung könne eine Abnahme erfolgen, sobald die Blaue Blume alle genehmigte­n Planungen umgesetzt habe. Das seien vor allem die Veränderun­gen der Standplätz­e der Wagen gegenüber des ersten Baugesuchs. Das müsse mit der Stadtverwa­ltung abgestimmt werden und von ihr genehmigt werden. „Sobald die Abnahme erfolgt ist, kann die Blaue Blume das Gelände für Wohnzwecke und Veranstalt­ungen nutzen. Die Abnahme muss noch von der Blauen Blume beantragt werden“, schreibt die Sprecherin der Stadt Friedrichs­hafen, Monika Blank. Architekt Dietmar Kathan geht davon aus, dass diese Fragen alle bis Ende November noch geklärt werden können.

Die Unterbring­ung der Blauen Blume soll vor dem Heizhaus für rund drei Jahre befristet sein. Danach, so der Beschluss des Gemeindera­tes, solle die Verwaltung einen Standort für die Blaue Blume im Fallenbrun­nen gefunden haben. Der soll sich im noch nicht überplante­n Bereich im Nordosten des Fallenbrun­nens befinden.

Nicht alle haben mit dem Projekt „Blaue Blume“ein Problem. Von der „Montag Stiftung Urbane Räume“ist die Blaue Blume in die „Beispielsa­mmlung Immovilien“aufgenomme­n worden. Die in Architektu­rkreisen bekannte Stiftung hat das Ziel, Immobilien, von denen das Gemeinwohl profitiert, zu unterstütz­en.

„Das bekommen wir hin.“

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FOTOS: RALF SCHÄFER Die Wand aus Obstkisten, die noch bepflanzt werden sollte und von den Studenten liebevoll „Apfelstrud­el“genannt wird, muss weg. Das sagt die Stadt, weil die Sichtbezie­hung zum Heizhaus sonst gestört sei. Das ist das Gebäude, das im Hintergrun­d zu sehen...
 ??  ?? Die Blaue Blume hat nur den Bühnenwage­n vor das Heizhaus gestellt, damit man dieses denkmalges­chützte Gebäude besser sehen kann.
Die Blaue Blume hat nur den Bühnenwage­n vor das Heizhaus gestellt, damit man dieses denkmalges­chützte Gebäude besser sehen kann.

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