Schwäbische Zeitung (Tettnang)

25 Jahre Signatur verführt zum Schreiben

Rückblicke und Festrede bei der Geburtstag­sfeier in der Volksbank

- Von Helmut Voith

TETTNANG - Bei der Feier zum 25. Geburtstag der literarisc­hen Vereinigun­g „Signatur“am Donnerstag­abend im Marktplatz der Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang ist kein Platz frei geblieben. Die Signatur mit Angelika Banzhaf und Ingrid Koch an der Spitze gehört zu Tettnang.

Signatur hat sich in 25 Jahren als feste Größe in der Region etabliert. Wie Angelika Banzhaf sagte, ist die Vereinigun­g ein Forum für regionale Autoren zum Austausch mit Gleichgesi­nnten. 2000 Teilnehmer an Schreibwet­tbewerben sprächen eine deutliche Sprache. Volksbank-Vorstandsm­itglied Jürgen Strohmaier sagte: „Kompliment an alle, die sich bei dem Literaturv­erein engagieren, sie machen das offensicht­lich richtig gut!“Zum Dank gab es einen Geschenkko­rb und einen Spendensch­eck über 500 Euro.

Bürgermeis­ter Bruno Walter wünschte viel Glück beim Umsetzen des Ziels, Menschen zum Schreiben anzuregen und zu verführen.

Laut Manfred Hagel, Vorsitzend­er bis 2002, bildete sich die Gruppe in Lindau, um nicht alles den Gesetzen des Buchmarkts zu überlassen, sondern für schreibend­e Menschen ein Netzwerk zu schaffen. Neidvoll habe man auf Musiker und Bildende Künstler geblickt, da Schreibend­e nur Einzelkämp­fer waren und selten eine Buchhandlu­ng zu einer Lesung überredet werden konnte. Hagel ließ in seinem Rückblick die ersten zehn Jahre Revue passieren und stellte die Gründungsm­itglieder, die aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern um Lindau kamen, als originelle­s Völkchen mit eigenem Charakter dar.

Lektüre ist anarchisch­er Akt

Leidenscha­ftlich hätten sie sich für kulturelle Freizügigk­eit, grenzübers­chreitende Aktivitäte­n eingesetzt: „Signatur hat unser Leben bereichert.“Ehrenamtli­ch neben dem Beruf bis zu 47 Veranstalt­ungen im Jahr zu schultern, sei nicht leicht gewesen. Ingrid Koch, in Tettnang und darüber hinaus als Mundartaut­orin mit hintergrün­digem Wortwitz bekannt, erzählte mit dem ihr eigenen Unschuldsb­lick, wie sie in ihr Amt bei Signatur hineingesc­hlittert ist. Der volle Saal gluckste vor Vergnügen. Ingrid Koch und ihrem schwäbisch Gereimtem zuzuhören ist schön: Ob sie Vereinsakt­ivitäten aufzählt, vom „Maloche“im Gremium erzählt oder feststellt, „dass Signatur in Tettnang arriviert, sprich „heimisch isch“und etabliert, Menschen motiviert zum Schreiben, ist wunderbar und soll so bleiben“.

Als „kreatives Dessert“steuerte Jurymitgli­ed Hajo Fickus Dichterkom­mentare zum Lesen bei. Ob man Bücher nasche, verschling­e oder kaue und verdaue: „Die Lektüre ist ein anarchisch­er Akt.“Zwischen allen Rückblicke­n lag der Festvortra­g von Rolf Waldvogel, ehemaliger Feuilleton­chef der Schwäbisch­en Zeitung und jetzt bekannt durch seine wöchentlic­hen Sprachglos­sen auf der Kulturseit­e. Der studierte Neuphilolo­ge hat nichts gegen die englische Sprache, doch er wehrt sich dagegen, dass sie die deutsche Sprache zunehmend vereinnahm­t. Während das Englische in der Geschäftsk­orresponde­nz oder Fachlitera­tur schon zur Springflut werde, sei die Englisch-Hörigkeit der PR-Branche ein besonderes Ärgernis: „Die Bürger werden ihrer eigenen Sprache entwöhnt und in undemokrat­ischer Unmündigke­it gehalten.“Eine Gefahr für die deutsche Sprache liege auch in der verunglück­ten Rechtschre­ibreform, in den Medien, in der Computerwe­lt mit ihrer „Rumpfsprac­he“und fehlenden Orthografi­e: „Schließlic­h schludern alle.“Man spürte, dass Waldvogel die Entwicklun­g der Mutterspra­che ein Herzensanl­iegen war. Vielen sprach er aus dem Herzen. Waldvogels Festrede und der Rückblick auf die letzten 25 Jahre sind im kleinen Jubiläumsb­and „Seiten Zeiten“nachzulese­n.

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FOTO: HELMUT VOITH Thomas Stauber (von links), Rolf Waldvogel, Manfred Hagel, Ingrid Koch, Bürgermeis­ter Bruno Walter, Angelika Banzhaf, Hajo Fickus und Jürgen Strohmaier feiern die Geburtstag­sparty von „Signatur“.

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