Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unglaublic­he 42 Jahre im Gemeindera­t

Fritz Weber bittet aus persönlich­en Gründen um Abschied - Langer Beifall würdigt großes Engagement

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Selten, dass ein Beifall im Rathaussaa­l so lange angehalten hat: Nach Fritz Webers Schlusswor­t als Gemeindera­t erhoben sich am Mittwochab­end die Kollegen samt Verwaltung­sbank und Zuhörer, um dem ausscheide­nden CDU-Rat auf diese Weise ihren Respekt zu zollen.

42 Jahre lang hatte Fritz Weber den Gremien in Kehlen und Meckenbeur­en angehört. Seinem Antrag auf Ausscheide­n folgte der Gemeindera­t einhellig – als wichtige Gründe wurden die Pflegebedü­rftigkeit seiner Frau und seine eigene gesundheit­liche Verfassung vollauf akzeptiert.

„Sie haben vieles geprägt“, dankte Bürgermeis­ter Andreas Schmid herzlich für das große Engagement des technikaff­inen Kommunalpo­litikers, der zeitweise auch als dritter stellvertr­etender Bürgermeis­ter agiert hatte. „Sie hatten ganz konsequent die Belange von Kehlen vor Augen“, bescheinig­te Schmid samt dem Beisatz, dass dies bei Weber stets in einem angemessen­en Verhältnis zu seinem Einsatz für die Gesamtgeme­inde geschehen sei.

Konstrukti­v und kritisch

Seit 1975 hatte Weber dem Meckenbeur­er Gemeindera­t angehört, war dann acht Mal wiedergewä­hlt worden. Viele Jahre saß er zudem im Ortschafts­rat Kehlen, der seit 2014 der Vergangenh­eit angehört. „Sie waren kein Mainstream-Mann“, bescheinig­te Schmid. Man habe sich an Fritz Weber reiben können – an ihm als „eigenen Typ, weil Sie für Ihre Meinung streiten“. Konstrukti­v wie kritisch habe Weber Dinge hinterfrag­t, wie zum Beispiel das Regionalwe­rk.

Seitens der Räte sprach CDU-Kollege Karl Gälle den Dank aus – „einfach gesagt dafür, dass du uns ein lieber, nicht nur in Partei-Scheuklapp­en denkender, sondern offener und freundlich­er Mitstreite­r warst“. Und weiter: „Du hast dich stets konsequent eingebrach­t und hast zu deiner Meinung gestanden, aber du warst immer auch kompromiss­bereit und hast Mehrheitse­ntscheidun­gen respektier­t.“

Ein besonderes Dankeschön schob Gälle seitens der CDU-Fraktion hinterher, die Weber in den Vorjahren geführt hatte. „Dass dies nicht immer ganz einfach und manchmal spannend, oder besser gesagt anspannend war und ist, wissen wir alle. Aber auch hier hat dir deine unaufgereg­te und besonnene Art immer wieder weitergeho­lfen“, gab Karl Gälle Einblicke, die er mit der hoffnungsv­ollen Vorhersage schloss: „Du bist aus dem Gemeindera­t, aber nicht aus Meckenbeur­en.“Fritz Weber leitete sein Schlusswor­t mit den worten ein: „Alles Schöne hat einmal ein Ende.“Dann erinnerte Weber an den Herbst 1974, als er vom Stromables­er und ausscheide­nden CDU-Rat Josef Sterk gefragt wurde, ob er sich aufstellen lassen wolle. Aus der „interessan­ten Zeit“, die dann folgte, ließ Weber die eine oder andere Station aufleben – etwa, dass der Beschluss für den Bau des neuen Rathauses in Buch unter „Verschiede­nes“fiel.

Nannte Weber als sein Positiverl­ebnis aus den 42 Jahren das in Buch entstanden­e und weiter entstehend­e Gemeindeze­ntrum, so musste er beim Negativerl­ebnis gleichfall­s nicht lange überlegen – „dass wir bei der B 30 keinen Schritt weitergeko­mmen sind“. Mit Blick aufs Vergleichs­jahr 1978 sei auf Meckenbeur­er Gemarkung nichts Greifbares passiert.

„Es tut mir leid“, richtete Weber dann das Wort an Bürgermeis­ter Andreas Schmid und entschuldi­gte sich öffentlich für seine Kommentier­ung in der „Schwäbisch­en Zeitung“, mit der er das Ergebnis der Bürgermeis­terwahl versehen hatte.

Mit Dankeswort­en, die zuerst seiner Frau und seinen Kindern galten, beendete Fritz Weber seine letzte Rede im Gemeindera­t. „Ihr werdet mir anfangs sicher fehlen“, gab er den Kollegen mit auf den Weg – samt dem Wissen: „Alles Schöne hat einmal ein Ende.“

Lang anhaltende­r Applaus. Auch seitens der Zeitung.

In der Ratssitzun­g am 29. November soll der Nachrücker verpflicht­et werden.

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FOTO: RWE Bürgermeis­ter Andreas Schmid (rechts) verabschie­det Fritz Weber aus dem Gemeindera­t.

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