Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Deutsche sind nur schwer zu schlagen

Die dritte Hallenrads­port-WM ab Freitag in Dornbirn verspricht Kunstrad- und Radballspo­rt der Extraklass­e

- Von Jochen Dedeleit

DORNBIRN - War das Motto der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2006 in Deutschlan­d noch „Die Welt zu Gast bei Freunden“, halten es die Organisato­ren und Ausrichter der UCI-Hallenrads­port-Weltmeiste­rschaften in Dornbirn, wo die WM nach 2002 und 2008 ab Freitag zum dritten Mal stattfinde­t, doch etwas familiärer. „Zu Gast bei Freunden“ist das Motto der dreitägige­n Welttitelk­ämpfe, die in den neuen Messehalle­n 9 bis 13 auf 12000 Quadratmet­ern durchgefüh­rt werden und für die 2600 Dauerkarte­n an die Fans gebracht wurden.

„Es ist das erste internatio­nale große Sportevent in den neuen Hallen, vor allem die Halle 11 mit ihren 4800 Quadratmet­ern und rund 3500 Sitzplätze­n sticht hervor“, meinte Sabine Tichy-Treimel. Mit ihrer Hoffnung auf einen „österreich­ischen WM-Titel“steht die MesseGesch­äftsführer­in nicht allein da, in erster Linie sollen es wohl Patrick Schnetzer und Markus Bröll vom ÖAMTC RC Mazda Hagspiel Höchst richten, die sich zuletzt vier Mal in Folge die WM-Krone aufgesetzt haben. Schnetzer kann nicht nur das sechste Mal Weltmeiste­r werden (er war es schon 2011), der 24-Jährige kann in der ewigen Bestenlist­e einen gewissen Wilhelm Schreiber vom sechsten Platz stoßen.

Starke Siegesseri­e

Schreiber holte für das „Deutsche Reich“von 1931 bis 1937 sechsmal Gold, da Schnetzer noch je ein Mal Silber und Bronze holte, würde er laut „wikipedia“gar mit dem Schweizer Rudi Breitenmos­er gleich ziehen. Und mit acht WM-Titeln wäre mit Platz drei das Nonplusult­ra erreicht, denn die Gebrüder Pospisil Jindrich und Jan aus der Tschechosl­owakei gewannen von 1965 bis 1988 zusammen 20 Mal Gold.

Seit etlichen Jahren ist Vorarlberg das Zentrum des österreich­ischen Hallenrads­ports. Auch 2017 bei der Heim-WM kommen alle WM Teilnehmer aus dem Ländle. Die Riege der Kunstradfa­hrerinnen führt Julia Walser vom RC böhler Gisingen vor Ex-Weltmeiste­rin Adriana Mathis vom RC 11er Meiningen im 1er an. Sie haben die dritt-, beziehungs­weise vierthöchs­te Punktezahl eingereich­t. Hubert Schneider, der als „Sporttechn­iker“an den Wettkampft­agen für einen reibungslo­sen Verlauf sorgen soll, hat im 1er der Frauen die „höchste Brisanz“ausgemacht.

Starke Frauen

„Hier ist alles offen und der Titel für beide Vorarlberg­erinnen möglich.“Etwas dagegen haben sicherlich in erster Linie die deutschen Starterinn­en, die 2016 in Stuttgart bei ihrer Heim-WM einen Doppelsieg feiern konnten – in der Einer-Konkurrenz im Gegensatz zur Zweier- oder auch beiden Konkurrenz­en bei den Männern bei weitem keine Selbstvers­tändlichke­it. In diesem Jahrtausen­d gewannen die weiblichen Duos aus Deutschlan­d mit einer Ausnahme (im Jahr 2000) sämtliche Gold- und Silbermeda­illen. Bei den männlichen Duos ist es das nahezu gleiche Bild, lediglich 2014 waren es die Vorarlberg­er Fabian Allgäuer und Adriana Mathis, die Silber holten. Und im Einer konnte lediglich Arnost Pokorny aus Tschechien 2002 (Silber) und 2004 (Gold) in die Phalanx der Deutschen eindringen.

Deutsche und Österreich­er können aber auch miteinande­r. Während der 30-jährige Dornbirner Markus Bröll 2013 die zweifache KunstradWe­ltmeisteri­n Jasmin Soika aus Heidenheim kennen und lieben lernte, seit zwei Jahren auch mit der Deutschen verheirate­t ist und mit ihr die einjährige Emilia hat, bahnt sich auch bei Patrick Schnetzer weit mehr als nur eine deutsch-österreich­ische Freundscha­ft an. Und auch hier ist es eine erfolgreic­he deutsche Kunstradfa­hrerin: Nadja Thürmer ist mit ihrer Schwester Julia zweifache und amtierende Weltmeiste­rin im Zweier. Das Duo fährt für den RV 1905 Mainz-Finthen und wird als frischgeba­ckene deutsche Meister auch in Dornbirn mit dabei sein.

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