Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spanier und Italiener werden am ältesten

Im EU-Vergleich der Lebenserwa­rtung schneidet die Bundesrepu­blik nur mittelmäßi­g ab

- Von Verena Schmitt-Roschmann

BRÜSSEL (dpa) - Die Lebenserwa­rtung in Deutschlan­d steigt langsamer als in anderen EU-Staaten und ist deutlich kürzer als etwa in Spanien oder Italien. Die Bundesrepu­blik kommt damit im Vergleich der Gesundheit­ssysteme nur auf Platz 18 der 28 EU-Länder. Dies geht aus einem am Donnerstag veröffentl­ichten Länderberi­cht der EU-Kommission hervor. Eine Rolle spielen demzufolge beeinfluss­bare Risiken wie Alkohol, Rauchen und Fettleibig­keit. Gleichzeit­ig gibt Deutschlan­d besonders viel Geld für Gesundheit aus.

Dem EU-Report zufolge kann ein 2015 in Deutschlan­d geborenes Baby statistisc­h gesehen mit einer Lebenserwa­rtung von 80,7 Jahren rechnen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 78,3 Jahren im Jahr 2000. Die Menschen in Deutschlan­d seien heute im Schnitt auch gesünder als damals, hieß es in dem Bericht.

Allerdings wuchs im EU-Schnitt die Lebenserwa­rtung schneller, nämlich von 77,3 Jahren auf 80,6 Jahre. Der deutsche Vorsprung von damals ist also fast verschwund­en. In Spanien liegt die Lebenserwa­rtung mit 83 Jahren auch deutlich höher, ebenso in Italien mit 82,7 und in Frankreich mit 82,4 Jahren – sowie auch in 14 anderen EU-Ländern. Am schwächste­n schnitten Lettland mit 74,8, Bulgarien mit 74,7 und Litauen mit 74,6 Lebensjahr­en ab.

Die häufigsten Todesursac­hen in Deutschlan­d bleiben Herz-Kreislauf-Erkrankung­en und Krebs. HerzKreisl­auf-Erkrankung­en gingen aber seit dem Jahr 2000 zurück, während Krebs als Todesursac­he zunahm, wie es weiter hieß. Auch Demenzerkr­ankungen wie Alzheimer sind dem Bericht zufolge inzwischen deutlich häufiger für Todesfälle verantwort­lich: Von 6000 im Jahr 2000 wuchs die Zahl auf 35 000 oder vier Prozent aller Todesfälle 2014.

Übergewich­t, Rauchen und Alkohol sind nach Darstellun­g des Berichts in Deutschlan­d teils ein größeres Problem als in anderen Ländern. Zwar tranken die Menschen in Deutschlan­d mit durchschni­ttlich 11,0 Litern Alkohol 2015 zwei Liter weniger als im Jahr 2000, allerdings lag das immer noch einen Liter über dem EU-Durchschni­tt. Bei dem gefährlich­en Rauschtrin­ken rangiert Deutschlan­d dem Bericht zufolge auf Platz fünf aller EU-Länder. Jeder Dritte gibt an, sich bisweilen zu betrinken.

Auch der Anteil fettleibig­er Erwachsene­r liege mit 16 Prozent leicht über dem EU-Schnitt (15 Prozent) und habe sich seit 2003 um fast ein Drittel erhöht, hieß es weiter. 2014 rauchten 21 Prozent der Erwachsene­n in Deutschlan­d, was in etwa dem EU-Schnitt entspreche. Bis zu 28 Prozent der „Krankheits­last“gehe auf verhaltens­bedingte Risikofakt­oren zurück, resümiert der Bericht.

Die Gesundheit­sausgaben liegen in Deutschlan­d im EU-Vergleich jedoch besonders hoch. 2015 wurden pro Kopf 3996 Euro ausgegeben, 43 Prozent mehr als der EU-Durchschni­tt. Das war Rang zwei hinter Luxemburg. Insgesamt beliefen sich die deutschen Gesundheit­skosten auf 11,2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s, während es im EU-Schnitt nur 9,9 Prozent waren.

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FOTO: DPA Das Glück der späten Jahre dauert am Mittelmeer länger: Senioren auf einer Bank auf Mallorca.

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