Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Männer reisen in das Heilige Land
Pfarrer Rudolf Hagmann und Markus Gessler erzählen von der Pilgerfahrt nach Israel
TETTNANG - Pfarrer Rudolf Hagmann und Markus Gessler haben vor wenigen Tagen im Gemeindezentrum St. Gallus von 26 Tettnanger Männern berichtet, die ins Heilige Land pilgerten. Zu der Veranstaltung kamen viele Interessierte, die zu Anfang ein altes jüdisches Wallfahrtslied anstimmten.
Das Lied stimmte auf den heiligen siebten Tag der Woche – den Sabbat – ein. Dieser Tag wird mit Wein, Brot, Öl, Salz und typischen Gewürzen begrüßt, Kerzen werden entzündet und man wünscht sich „Shabbat Shalom“, was soviel wie „einen friedlichen Sabbat“bedeutet. Paul Geiger informierte danach kurz über den Ablauf des Abends und Markus Gessler begann mit dem Bericht und zeigte eindrucksvolle Bilder. Am Flughafen von Tel Aviv in Israel hatte der jüdische Wanderreiseleiter Benayah Blum die Männer begrüßt. Vom Flughafen fuhren die 26 Tettnanger durch die Wüste Negev zum Kibbutz Mashabé Sadé.
Auf Abrahams Spuren
Pfarrer Hagmann stellte das Tagesmotto vor: der Bund zwischen Gott und den Menschen. Benayah Blum führte die Gruppe auf Abrahams Spuren in der Wüste Negev durch ein Flusstal, das Wadi Hawwarzim. Das Ziel war Shivta, eine Stadt der Nabatäer, die sich aus antiken Nomadenstämmen gebildet hat.
Während der Wanderung hätte man geschwiegen und durch die Stille sei eine stark fühlbare Nähe zu Gott entstanden. Pfarrer Hagmann gab den Männern den Impuls „Segen“für den Tag mit auf den Weg in den biblischen Negev. Auf dem Berggipfel, beim Heiligtum Nebi Yakin, konnten die Pilger das Panorama auf die Wüste Judäa genießen, die sich zum Toten Meer absenkt und trafen auf palästinensische Araber bei der Olivenernte.
Ein Essen bei Muhammed Ali, dem Oberhaupt einer Beduinenfamilie, gab den Pilgern einen Einblick in uralte beduinische Bräuche: „Gastfreundschaft wurde immer hochgehalten, da man Neuigkeiten nur über Gäste erfuhr. Auch der Feind genoss die Gastfreundschaft für zwei Tage, dann allerdings wurde es riskant. Werden die Kaffeetassen voll eingeschenkt, sollte man gehen. Wird immer nur ein bisschen nachgeschenkt, ist man ein gern gesehener Gast.“
Nach einer kurzen Wanderung erreichten die Männer Bethlehem, besuchten die Grabeskirche und gingen weiter nach Ostjerusalem. Die Wanderung auf dem Königsweg wurde mit dem Motto „Passion, Leidenschaft, für den Frieden und für eine gute Stimmung miteinander“begleitet.
Ein Gottesdienst unter einem Terabinthenbaum am Ölberg mit Blick auf den Felsendom und die Altstadt von Jerusalem beeindruckte die Pilger, genauso wie der Weg durch den Garten Gethsemane und das Kidrontal, das den Tempelberg und die Altstadt von Jerusalem verbindet. Durch einen ehemaligen Abwasserkanal ging es hoch zur Klagemauer.
Der Weg des barmherzigen Samariters führte die Pilger in einer langen schweigsamen Wanderung durch das Wadi Quelt. In Jericho erholten sich die Tettnanger von den Anstrengungen und fuhren mit dem Bus durch Palästinensergebiet in die Berge über den Jordan, ein „Flüssle“, kleiner als die Schussen, welcher zum See Genezareth führt.
„Aufrechte“Familien am See
Zu Fuß erreichte man die Brotvermehrungskirche. Auffallend: Die Familien am See Genezareth seien sehr „aufrecht“, was laut Pfarrer Hagmann die schönste Auszeichnung für einen Juden ist. Nach dem Aufstieg des 1208 Meter hohen Bergs Meron und dem Abstieg über den IsraelTrail kamen die 26 Männer zu den Ruinen der alten Synagoge von Chirbet Schema. Im Dorf Peki’in leben Juden, Drusen, Muslime und Christen friedlich zusammen.
Es folgte eine Fahrt nach Nazareth und nach einem Fußweg auf den Berg der Verklärung ging es zurück in die Pilgerstätte Tabgha.
Nach ihrer Heimkehr nach Europa wurden die 26 Tettnanger Pilger mit einem „Gott sei Dank“, dass alles gut gegangen ist, von ihren Lieben begrüßt.