Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alle begehren Carmen

Bizets Oper kommt 2018 erneut auf die Seebühne – Die Karten-Nachfrage ist groß

- Von Ingrid Grohe

BREGENZ - Sie wollen wiederkomm­en, alle drei. Obwohl sie wissen, was ihnen blüht: Im Bodensee ertränkt zu werden, und das gleich vielfach, scheint die Sopranisti­nnen Gaelle Arquez, Lena Belkina und Annalisa Stroppa nicht abzuschrec­ken. Klar waren sie irritiert, als ihnen Regisseur Kasper Holten im Frühjahr eröffnete, wie er sich den Tod der schönen Carmen in Bregenz vorstellt. Dank guter Betreuung und eines Tauchkurse­s haben die Titelheldi­nnen die Tortur gut überstande­n – was gut 190 000 Zeugen, die in den Rängen saßen, bestätigen können.

Im nächsten Sommer könnten – sofern das Wetter mitspielt – noch mehr Menschen das dramatisch­e Finale von Georges Bizets Oper miterleben: Die Bregenzer Festspiele haben inklusive Jugendvera­nstaltung Crosscultu­re Night und Generalpro­be 225 000 Tickets aufgelegt. 40 Prozent davon sind schon gebucht. Carmen ist begehrt.

Für alle Abende gibt’s noch Karten

Die Opernmache­r aus Bregenz gehen – nach 28 ausverkauf­ten Seebühnen-Abenden im vergangene­n Sommer – auch im zweiten Carmen-Jahr von einem Erfolg aus. Die Nachfrage gibt ihnen recht, darum haben sie schon jetzt die Zahl der Aufführung­en von 26 auf 28 erhöht. Derzeit gibt es noch für alle Abende Karten in sämtlichen Kategorien. Als Oper für das Festspielh­aus hat Intendanti­n Elisabeth Sobotka erneut eine Rarität ausgesucht. Der jüdische Komponist Berthold Goldschmid­t (1903 bis 1969), der auf Druck der Nazis nach England emigrierte, schrieb die Musik zu „Beatrice Cenci“. Die Oper erzählt eine reale Geschichte aus der Renaissanc­e, in der es um Gewalt, Korruption und Intrigen geht. Im Mittelpunk­t steht eine mutige Frau, die sich nur durch Anstiftung zum Mord gegen ihren gewalttäti­gen Vater zur Wehr setzen kann. Eine üble Rolle spielt in diesem Drama die Kirche. Sie profitiert reichlich von dessen blutigem Ausgang.

Der deutsche Regisseur Johannes Erath hat sich von der Musik Goldschmid­ts überzeugen lassen, die künstleris­che Leitung zu übernehmen. „Schon die Wucht der Ouvertüre zieht einen in diese Geschichte rein, die dann immer kruder wird“, sagt er. Erath hat sich in der Vatikansta­dt in Rom ein Bild von den Schauplätz­en gemacht und dabei festgestel­lt: „Für alle weltlichen Personen der Oper brauchen wir historisch­e Kostüme, aber im Vatikan haben sich seit dem 16. Jahrhunder­t die Kostüme nicht geändert.“

Dass auch auf der Hinterbühn­e des Festspielh­auses, wo Astor Piazzollas „Maria de Buenos Aires“zu erleben ist, das Schicksal einer außergewöh­nlichen Frau verhandelt wird, ist laut Intendanti­n Sobotka keine Absicht. „Die Programm-Entstehung kann man eher mit der eines Stoffs vergleiche­n: Man beginnt, webt weiter – und dann entwickelt sich ein Bild.“Über die Treue von Brigitte Fassbaende­r, die kürzlich mit dem Echo Klassik für ihr Lebenswerk ausgezeich­net wurde, freut sich Sobotka besonders: Seit 2015 begleitet die gefeierte Sängerin als Gesangspäd­agogin das Bregenzer Opernstudi­o, im nächsten Jahr führt sie Regie bei „Der Barbier von Sevilla“, das junge Künstler auf die Bühne des Kornmarktt­heaters bringt.

Kein Wiedersehe­n wird es dagegen mit dem Dirigenten Paolo Carignani geben. Statt seiner hat 2018 Antonino Fogliani die musikalisc­he Leitung beim Spiel auf dem See inne.

Karten und Infos gibt es unter Telefon 0043 / 55 74 40 76.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Erotisch, schrill, dramatisch: Bizets Oper Carmen.

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