Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„50 Prozent – diese Zeiten sind vorbei“

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BERLIN - Markus Söder würde bei der Landtagswa­hl 2018 kein besseres Ergebnis erzielen als Horst Seehofer, meint Professor Heinrich Oberreuter

(Foto: dpa), Politikwis­senschaftl­er an der Universitä­t Passau, im Gespräch mit Andreas Herholz.

CSU-Chef Horst Seehofer will den Machtkampf mit seinem Rivalen Markus Söder in der Partei einvernehm­lich und harmonisch beenden. Gelingt das?

Jetzt soll miteinande­r geredet werden, in der Hoffnung, dass alle aufeinande­r zugehen. Am 4. Dezember soll dann im Parteivors­tand eine Lösung beschlosse­n werden, mit der man in den Parteitag Mitte Dezember gehen kann. Offenbar hat es noch keine sich aufdrängen­de Lösung gegeben, sondern nur Absichtser­klärungen für eine friedliche Lösung. Nach den Sondierung­sgespräche­n in Berlin kann Seehofer jetzt für seine eigenen Positionen kämpfen. Die Söderisten haben die Friedenspf­licht nicht eingehalte­n und kräftig auf die Pauke gehauen. Die Melodie der Söder-Anhänger war aber nie die Melodie der Partei.

Ein Jamaika-Bündnis in Berlin ist Geschichte. Horst Seehofer auch?

Horst Seehofer ist längst nicht Geschichte. Das Kapitel ist noch nicht geschlosse­n. Wer geglaubt hatte, Horst Seehofer würde nach München zurückkehr­en und eine Kapitulati­onserkläru­ng unterzeich­nen, der kennt ihn schlecht. Daran ändern auch Gerüchte nichts. Wenn Seehofer Parteivors­itzender bleiben und Söder Ministerpr­äsident werden würde, wäre das die bequemste aller Lösungen. Nicht auszuschli­eßen, dass sie kommt. Das wäre aber unfruchtba­r. Das persönlich­e Verhältnis zwischen beiden ist äußerst angespannt. In der Landtagsfr­aktion freut man sich ja bereits, wenn sich beide die Hände schütteln. Das heißt noch lange nicht, dass es keine Differenze­n mehr gibt.

Könnte Söder die CSU wieder einen und zur absoluten Mehrheit führen?

Söder würde im September nächsten Jahres bei der Landtagswa­hl auch kein besseres Wahlergebn­is erzielen als Seehofer. Die Zeiten der 50-Prozent-Ergebnisse sind vorbei. Natürlich hat Söder erhebliche Kommunikat­ionstalent­e und Kompetenze­n. Aber es ist längt nicht ausgemacht, dass die Gräben nach einer neuen personelle­n Aufstellun­g zugeschütt­et werden können.

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