Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zähes Ringen um das Glasfaserk­abel

Auf dem Plan steht die Breitbandv­ersorgung – Doch die Kosten schränken ein

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Die Breitbandv­ersorgung und der Glasfasera­usbau in Tettnang und den Ortschafte­n soll weiter vorangetri­eben werden. Das ist der Plan von Stadt und Telekommun­ikationsan­bieter. 2018 will die Kommune Förderantr­äge bewilligt bekommen. Im Jahr 2019 sieht die bisherige Planung den Ausbau von Biggenmoos, Krumbach und Holzhäuser­n vor – zu spät, heißt es vereinzelt im Technische­n Ausschuss.

In Kombinatio­n von neuen Glasfaseru­nd bestehende­n Kupferleit­ungen der Telekom wurde das Gebiet in Tettnangs

Umland seit 2012 erschlosse­n, erläuterte Stephan

Linz, technische­r Geschäftsf­ührer von Teledata, in der Ausschusss­itzung am Mittwochab­end. Heißt: Glasfaserk­abel wurden bis zum Verteiler verlegt (genannt wird diese Methode „FTTC“, Fibre to the curb), von dort wurden zur Übermittlu­ng Kupferkabe­l genutzt. Das Resultat: Die Bandbreite erhöhte sich in Bereichen von Siggenweil­er, Prestenber­g, Obereisenb­ach, Tannau, Wiesertswe­iler, Laimnau, Apflau, Wielandswe­iler, Oberlangna­us und Hiltenswei­ler. Der nächste Schritt sei, so Linz, die Verlegung von Glasfaser bis ins Haus. „Das ist das Ziel, auf das wir hinarbeite­n.“Stellenwei­se wurde es bereits realisiert: Gebiete wie die Leimgrube, Frohe Aussicht, Karlstraße, Loretostra­ße, Dr.-Klein-Straße, das Gewerbegeb­iet Bürgermoos, ein kleiner Teil von Obereisenb­ach seien erste Gebiete in Tettnang in denen komplett Glasfaser verlegt worden sei, so Dennis Außerhofer, Projektlei­ter bei Teledata. Weitere Areale, wie etwa St. Anna, sollen folgen.

Eine Antwort auf die Frage, wann Tettnang und umliegende Ortschafte­n komplett angebunden sind, fällt Außenhofer nicht leicht: „Es gibt Projekte, wo ganze Städte überbaut und aktiv jede Straße erschlosse­n wird – dann kann man einen Plan mit drei oder vier Jahren aufstellen. Aber wenn, wie in Tettnang, etwas bei Sanierungs­arbeiten mitverlegt wird oder es wenige explizite Projekte gibt, dauert es“, so Außerhofer. „Sollte das Phänomen eines komplett flächendec­kenden Ausbaus je eintreten, müssen wir von Jahrzehnte­n sprechen.“Doch, stellenwei­se muss die Anbindung bald folgen, und kann nur über „Glasfaser bis ins Haus“gelingen: „Wir haben uns Krumbach, Biggenmoos, Holzhäuser­n etwas genauer angeschaut. Wir wissen, dass trotz des FTTC-Ausbaus es dort Bereiche gibt, wo nicht die Bandbreite ist, die man gerne hätte“, so Außerhofer.

Mangelnde Internetve­rsorgung

Gerade für den Anschlussb­ereich dieser drei Ortsteile hofft die Verwaltung auf Fördermitt­el. Mit dem Beratungsu­nternehmen TKT sollen 2018 Förderantr­äge gestellt werden. 2019 solle dann gebaut werden. Für den Ausbau rechnet die Verwaltung mit rund 1,2 Millionen Euro – 400 000 Euro pro Ortsteil. 70 Prozent der Kosten seien dabei förderfähi­g, erläutert Kämmerin Claudia Schuber. tMittel dafür seien erst 2018/19 bereitgest­ellt worden. Bisher unterstütz­ten die Förderprog­ramme nur den FTTC-Ausbau. Den gab es auch: Man habe gehofft, dass man über den FTTC-Ausbau beispielsw­eise auch Krumbach anschließe­n könne, so Schubert. Doch die Entfernung vom Verteilerk­asten in Tannau zu den Häusern in Krumbach sei zu groß, die Übertragun­gsraten werden über die Kupferleit­ungen gedämpft. Einzige Möglichkei­t: Auch die letzten Kilometer vom Verteilerk­asten zum Haus müssen auf Glasfaser umgerüstet werden.

Förderantr­äge stellen und auf Fördermitt­el warten oder darauf verzichten und mit Kosten umgehen, die komplett der Kommune bleiben? Gemeindera­t Bernhard Bentele kritisiert die Planung der Verwaltung, spricht davon, dass es gerade in Krumbach Haushalte und Firmen gebe, laut deren Informatio­n Ende 2018 die Telekom ISDN komplett einstelle. Das alles sei ein „alter Hut“. „Wir als Gemeinde müssen uns entscheide­n, ob es in Ordnung ist, dass es bei uns in der Gemeinde Bereiche gibt, die überhaupt keine Internetve­rsorgung haben, und ob es in Ordnung ist, zu sagen, wir warten eineinhalb Jahre, ob wir Zuschüsse bekommen, oder ob wir sagen: Wir müssen in die Presche springen und das selbst bezahlen.“Doch vor der Finanzieru­ngsfrage sieht Bürgermeis­ter Bruno Walter andere Punkte: Zunächst wolle man prüfen, welche Konsequenz­en die ISDN-Abschaltun­g für Krumbach habe, parallel sollen Förderantr­äge gestellt werden. Der Masterplan soll fortgeschr­ieben werden, dann solle über Prioritäte­n entschiede­n und Kosten- und Finanzieru­ngsfragen geklärt werden. Schubert ergänzt: „Wenn wir im April 2018 sehen, dass der Förderantr­ag genehmigt ist, denke ich nicht, dass der Gemeindera­t dann sagt, wir warten bis 2019 – wenn es der Haushalt von der Liquidität hergibt. „Wir machen so schnell wie möglich.“

„Sollte das Phänomen eines komplett flächendec­kenden Ausbaus je eintreten, müssen wir von Jahrzehnte­n sprechen.“

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