Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Christen sollen Gemeinwohl im Sinn haben
Prälat Rudolf Hagmann ruft beim politischen Jahresabschluss der CDU zum Mitgestalten und Einmischen auf
TETTNANG (sig) - Prälat Rudolf Hagmann hat beim politischen Jahresabschluss der CDU am Dienstagabend im Stadt-Café der Bäckerei Zeh in der Karlstraße in Tettnang die Christen zur Mitarbeit in Stadt und Gesellschaft aufgerufen. Thema des spannenden Abends „Kirche trifft Politik“und „Wie politisch darf Kirche sein?“. Ortsvorsitzende Sylvia Zwisler freute sich über den Besuch und die Aktualität des Themas, nachdem der Papst in diesen Tagen in Myanmar für Menschenrechte und gegen die Unterdrückung von Minderheiten kämpft.
Dass Kirche auf Politik trifft, sei in Deutschland selbstverständlich, sagte Prälat Hagmann und streifte die Beispiele in Tettnang. In Tettnang würde die Kirche Sozialstation, Kindergärten und vieles mehr tragen und unterstützen. Die Kirchen seien aktiver Teil des gestalterischen Lebens der Stadt. „Menschen, die zur Kirche gehören, gehören auch zur Stadt“, und: „Die Kirche hat den Auftrag, der Stadt Bestes zu suchen.“Christen sollten in die Welt hineingehen und mitgestalten, Licht und Salz und für das Gemeinwohl da sein. „Am schlimmsten sind die Zuschauer“, die am Rand stehen und alles besser wissen, denen es nur um ihre privaten Interessen geht, mahnte er.
Kirche mit Wächterfunktion
Pfarrer Hagmann zeigte, dass Kirche und Politik in Deutschland zusammengehören, die Kirche wichtige Aufgaben im Zusammenleben aller Menschen habe – und gleichzeitig eine Wächterfunktion. Dabei dürfe es auch Streit geben. Nötig sei ein Dialog in Respekt, nicht mit Stimmungsmache Politik zu betreiben. „Das Reich komme“heiße, noch nicht am Ende zu sein. Das Reich Gottes stehe immer noch aus.
Nötig sei ein Zusammenwachsen von mehr „Shalom“(Frieden). Ein Stück weit den „Himmel offen halten“sei Aufgabe der Christen. Er wandte sich gegen SäkularisierungsTendenzen und betonte, „das Kreuz gehört zu unserer Geschichte“. Die Kirche, so der Prälat, „muss sich immer wieder neu positionieren, darf sich nicht aus allem heraushalten“. Er stellte die Frage, was wäre, wenn sich die Kirche nicht eingemischt hätte wie jetzt in Myanmar?
In der lebhaften Diskussion, an der sich auch der ehemalige Umweltminister und Wahlkreisabgeordnete Ulrich Müller beteiligte, wurden die Fragen gestellt: Wie können Menschen von der Zuschauertribüne aus zum Engagement bewegt werden? Ist der Wohlstand an den vielen Zuschauern schuld? Andere Frage: „Wie christlich ist die CDU noch?“Und die Forderung: Das C im Parteinamen müsse mehr Bedeutung bekommen. Ulrich Müller erinnerte an die Leistungen der Kirche auch im Bereich der Sozialpolitik, um zu hinterfragen, was in Europa bei gezielter Religionslosigkeit passiere? Er rief zur Verteidigung von Kirche und Glaube in Europa auf und bedauerte, dass es Bundesländer gibt, in denen kein Religionsunterricht mehr stattfindet. Viel Beifall gab es am Ende für Rudolf Hagmann, der dazu aufrief, ans Werk zu gehen und die „Dimension der Hoffnung und des Vertrauens“nach außen zu bringen.