Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schaltzent­rale am Lerchentor­kel wird größer

Gemeinde Nonnenhorn muss Grund für Gebäude an Bahn verkaufen – Bauarbeite­n bereiten Sorgen

- Von Evi Eck-Gedler

NONNENHORN - Vor drei Jahren sind die Nonnenhorn­er Gemeinderä­te davon ausgegange­n, dass sinnbildli­ch alle Weichen gestellt sind – fürs Umstellen der Signale, Weichen und Schranken im Ort auf neuen elektronis­che Schalttech­nik. Jetzt mussten sie sich erneut damit beschäftig­en: Das dafür erforderli­che, neue Modulgebäu­de im Bereich des Bahnüberga­ngs Lerchentor­kel muss größer werden. Und die Bahn erwartet, dass die Gemeinde das Grundstück dafür verkauft. Das Gremium billigte zwar letztlich alles einstimmig. Doch insbesonde­re das Wissen, dass die Bauarbeite­n im Dorf die gesamte Urlaubssai­son 2019 andauern werden, bereitet den Räten Sorgen.

Noch werden am bayerische­n Bodensee alle Weichen, Signale und Schranken von Hand gestellt. Große mechanisch­e Hebel in den Bahnhöfen sind Zeitzeugen der alten Technik, welche die Fahrdienst­leiter beherrsche­n müssen. Und die beispielsw­eise verhindert, dass gleichzeit­ig zwei Züge nach Westen und Osten einen Bahnhof verlassen können. Was wiederum längere Schrankens­chließzeit­en ergibt als eigentlich erforderli­ch.

Mittlerwei­le ist die elektronis­che Stellwerks­technik auf dem Vormarsch. In gut zwei Jahren wird sie mit Nonnenhorn auch den südwestlic­hsten Zipfel Bayerns erreichen. Zwei Weichen und insgesamt zehn Signale werden dann statt mit den großen Hebeln im Bahnhof Nonnenhorn künftig per Computer gesteuert, genauso wie die drei Bahnübergä­nge im Dorf. Zwar hätten diese Umrüstarbe­iten schon längst fertig sein sollen. Doch bis heute kurbelt der jeweilige Fahrdienst­leiter von Hand die Schranken rauf und runter, stellt von Hand die Hebel für Weichen und Signale.

Das Eisenbahnb­undesamt habe die Pläne 2016 genehmigt, hieß es jetzt im Gemeindera­t. Seit einem Jahr liegen sie beim Projektman­agement der Deutschen Bahn in München. Dort wurde allerdings festgestel­lt, dass diese Pläne „nicht ganz sauber“übergeben wurden, wie ein Vertreter des Projektman­agements jetzt im Rathaus sagte.

Zwar „ändere sich nichts an der Aufgabenst­ellung“. Aber: Das Modulgebäu­de für die elektronis­che Stellwerks­technik, das im Bereich des Bahnüberga­ngs Lerchentor­kel geplant ist, wird spürbar größer. War es im Jahr 2014 noch mit einer Fläche von knapp drei auf fünf Meter geplant, so wird der neue winkelförm­ige Bau, den der Projektman­ager nun vorstellte, ein Außenmaß von 9,60 auf 3,2 Meter haben. Grund dafür seien Ausschreib­ungsvorgab­en, so der Bahnvertre­ter im Gemeindera­t.

Die Räte waren von dieser Nachricht nicht unbedingt begeistert. Denn daneben wird für den Bahnüberga­ng noch ein weiteres, kleines Schalthaus errichtet. Ohne neue Anhörungen und damit Zeitverzög­erungen bis zu zwei Jahren könne die Bahn das nur verwirklic­hen, wenn die Gemeinde ihr dort möglichst schnell jene knapp 120 Quadratmet­er Fläche verkauft, auf denen die Gebäude errichtet werden. Bisher hieß es, Nonnenhorn müsse der Bahn dafür eine Grunddiens­tbarkeit geben.

Bahn baut mitten im Sommer

Auch wenn die neue Stellwerks- und Sicherheit­stechnik dann ab voraussich­tlich Oktober 2019 per Computer gesteuert wird: Einen Fahrdienst­leiter wird es im Bahnhof Nonnenhorn voraussich­tlich noch ein bis zwei Jahre länger geben. Denn dieser ist auch für die Fahrgastsi­cherheit zuständig – und die gilt erst dann als geklärt, wenn die beiden neuen und vor allem höheren Bahnsteige fertiggest­ellt sind.

Wirklich mitreden dürfen die Nonnenhorn­er Räte nur, was die Dachgestal­tung und damit die Höhe des neuen Modulgebäu­des angeht. Und beim Thema Bauzeit musste so mancher Gemeindera­t schlucken: Baubeginn soll im Herbst nächsten Jahres sein, die ganzen Umrüstarbe­iten an der Technik werden aber im Jahr 2019 laufen und das dann vor allem nachts – damit mitten während der Tourismuss­aison. Diese Arbeiten in die Wintermona­te zu verlegen, sei aus technische­n Gründen nicht machbar, so der Projektman­ager.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Im Bereich des Bahnüberga­ngs Lerchentor­kel wird die Bahn ein größeres Modulgebäu­de errichten für die künftige elektronis­che Stellwerks­technik für die Weichen, Signale und Schranken in Nonnenhorn.

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