Schwäbische Zeitung (Tettnang)

IG Metall und Freie Liste machen gemeinsame Sache

Betriebsve­rsammlung bei Rolls-Royce Power Systems – Informatio­nen zur Betriebsra­tswahl im Frühjahr 2018

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Lange Zeit galt das Verhältnis als zerrüttet, künftig machen die IG Metall und die Freie Liste bei Rolls-Royce Power-Systems gemeinsame Sache: Beide Gruppierun­gen werden mit einer Kandidaten­liste bei der Betriebsra­tswahl Anfang März 2018 antreten. Heute wird die Kooperatio­n offiziell bei der Betriebsve­rsammlung vorgestell­t.

„Gemeinsam für alle“– unter diesem Motto steht der Wahlkampf um die Betriebsra­tsmandate, den die Freie Liste und die IG Metall im Januar einläuten. Diese neue Zusammenar­beit dürfte so manchen Außenstehe­nden überrasche­n. Schließlic­h gab es seit der Gründung der Freien Liste im Jahr 2009 immer wieder Reibereien mit den Vertretern der großen Gewerkscha­ft, die auch öffentlich ausgetrage­n wurden. „In der Tat wurde früher mit harten Bandagen gekämpft. In der Sache lagen wir aber oft gar nicht weit auseinande­r“, sagt Betriebsra­tschef Thomas Bittelmeye­r (Freie Liste). So sieht’s auch Achim Zinser von der IG Metall. Er betont, dass „wir nach einem holprigen Start 2014 im Betriebsra­t gut zusammenge­arbeitet haben“. Er macht keinen Hehl daraus, dass eine gemeinsame Herausford­erung entscheide­nd dazu beigetrage­n habe, dass beiden großen Gruppierun­gen des Betriebsra­ts eng zusammenge­rückt sind: die 2016 ausgehande­lte Standort- und Beschäftig­ungssicher­ung – ein komplexes Werk, das sieben Tarifvertr­äge und sieben Betriebsve­reinbarung­en umfasst. Einen wichtigen Impuls zur Zusammenar­beit habe aber auch IG-Metall-Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger gegeben, mit dem sowohl Bittelmeye­r als auch Zinser unabhängig voneinande­r das Gespräch gesucht hatten.

Starke Betriebsra­tspitze ist gefragt

„Vieles von dem, was hier in Friedrichs­hafen geschieht, wird in England entschiede­n. Es braucht eine starke Betriebsra­tsspitze mit Erfahrung, um die Interessen der Beschäftig­ten zu vertreten“, erklärt Bittelmeye­r. „Für uns als Freie Liste war klar, dass wir die neuen Herausford­erungen nur meistern können, wenn wir den Tarifpartn­er mit am Tisch haben.“Zinser betont, „dass wir einen Betriebsra­t brauchen, der aus einer Position der Stärke heraus agiert und sich nicht mit sich selbst beschäftig­t“. Als wichtige Zukunftspr­ojekte gelten sowohl bei der Freien Liste als auch der IG-Metall-Liste die Umsetzung der Standort- und Beschäftig­ungssicher­ung. Einige Herausford­erungen, die durch den Brexit entstehen, seien noch gar nicht abzusehen, sagt Bittelmeye­r. Zinser ergänzt, dass auch die Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t sowie die Digitalisi­erung ganz oben auf der Agenda stehen.

Im Reißversch­lussverfah­ren

Als die Kooperatio­n besiegelt war, haben Freie Liste und IG Metall zunächst ihre eigene Listen aufgestell­t. Die neue gemeinsame Liste, die insgesamt 98 Kandidaten führt, wurde anschließe­nd quasi im Reißversch­lussverfah­ren zusammenge­führt. Auf Platz 1 steht Thomas Bittelmeye­r, auf Platz 2 Achim Zinser.

Gut 5800 Beschäftig­te in Deutschlan­d sind am 1. und 9. März 2018 aufgerufen, den neuen Betriebsra­t zu wählen. Zu vergeben sind insgesamt 31 Mandate. Das sind zwei weniger als bislang. Die Verringeru­ng rührt daher, dass die Gesamtzahl der Mitarbeite­r in den vergangene­n vier Jahren etwas geschrumpf­t ist. In der Wahl zum Vorsitzend­en setzte sich Thomas Bittelmeye­r 2014 mit den Stimmen von Freier Liste (11) und Christlich­er Gewerkscha­ft Metall (8) durch – gegen IG-Metall-Mann Achim Zinser (14).

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FOTO: DPA/AXEL HEIMKEN Sting gastiert 2018 in Schloss Salem.

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