Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Keine Antwort auf die Frage nach Sommers Zukunft
5000 ZFler kommen zur Betriebsversammlung in die Messehalle A 2
FRIEDRICHSHAFEN (mh/hag) - Riesenandrang in der Messehalle A2: 5000 ZFler sind am Dienstagmorgen zur Betriebsversammlung gekommen, mehr als die Hälfte der rund 9000 Beschäftigten am Standort Friedrichshafen. Ihr Chef Stefan Sommer war nicht dabei, auch die viel diskutierte Frage nach der Zukunft des Managers wurde nicht beantwortet. Trotzdem schienen viele mit dem Verlauf der über vierstündigen Veranstaltung durchaus zufrieden.
Zu Hunderten kamen die ZFler mit Bussen und Autos, um Informationen rund um die Spannungen am Sitz ihres Arbeitgebers zu erhalten. Die Halle A 2 war komplett gefüllt, „es gab schon Probleme, überhaupt einen Platz zu bekommen“, sagte ein Mitarbeiter nach der Versammlung. Und auch wenn die meisten der danach Befragten zu Details der Veranstaltung, bei der die Presse nicht zugelassen war, schwiegen, gab es am Ende viele erleichterte Gesichter zu sehen: „Da hat sich einiges geklärt“, sagte ein weiterer Mitarbeiter zur „Schwäbischen Zeitung“. Andere lobten versöhnliche Worte von OB Andreas Brand.
Absage an Börsengang
Der hatte in seiner Eigenschaft als Vertreter des Hauptgesellschafters Zeppelin-Stiftung gesprochen und dem Vernehmen nach mehr Beifall als Buhrufe eingeheimst. Teilnehmer berichten, dass er seine Rolle als Aufsichtsrat und Stiftungsvertreter erläutert und erneut die neue Dividendenpolitik verteidigt habe. Zudem habe er sich klar hinter die Konzernstrategie „ZF 2025“gestellt und allen Überlegungen, ZF ganz oder in Teilen an die Börse zu bringen, eine Absage erteilt. Als Eigentümer habe die Stiftung ein vitales Interesse daran, dass es dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern gut geht.
Obwohl die Zukunft von Konzernchef Stefan Sommer das bestimmende Thema war, sei es nicht direkt angesprochen worden, berichten Augenzeugen, weder von Brand noch vom Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Achim Dietrich, dem IG Metall-Bevollmächtigten Enzo Savarino, dem Vorstandsmitglied Wilhelm Rehm oder dem Standortleiter Dirk Hanenberg. Seitenhiebe gegen Sommer und den zurückgetretenen Aufsichtsratsvorsitzenden Giorgio Behr habe es aber durchaus gegeben, berichten Teilnehmer, allerdings nicht von den Vertretern des ZF-Managements.
Betriebsratschef Dietrich sagte zur „Schwäbischen Zeitung“, dass es nun gelte, Ruhe ins Unternehmen zu bekommen, wozu die Betriebsversammlung einen Beitrag geleistet habe. Es werde in einem Konzern immer Meinungsverschiedenheiten und Konflikte geben, die man dann im Kompromiss zu lösen habe. „Danach muss man sich noch in die Augen sehen können“, sagte Dietrich. Er kritisierte, dass in jüngerer Vergangenheit immer wieder Interna an die Öffentlichkeit gelangt seien. „Ich würde allen Beteiligten empfehlen, nicht über die Medien zu kommunizieren“, sagte der Gewerkschafter. ZF und Stadt wollten sich zur Betriebsversammlung auf dem Messegelände auf Anfrage nicht offiziell äußern.
Wer sich von der Versammlung endgültige Gewissheit über die Zukunft von Konzernchef Stefan Sommer erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Das schien die meisten aber nicht zu stören: „ZF ist auch in Zukunft ein guter Arbeitgeber“, war nicht nur einmal vor der Messehalle zu hören.