Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trommlerst­reit: 2018 bleibt alles wie gehabt

Krisengesp­räch führt zu keinem Ergebnis – Weitere Treffen geplant – Rektoren bestehen auf Mitsprache

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Beim Rutenfest 2018 bleibt alles beim Alten. Wer fürderhin darüber entscheide­t, welche Gymnasiast­en künftig mittrommel­n dürfen oder nicht – dazu will ein runder Tisch Anfang 2018 entspreche­nde Statuten erarbeiten. Am Wochenende hatten sich die „Kontrahent­en“in Sachen Auswahlver­fahren für Trommlerko­rps und Landsknech­te getroffen und sich auf dieses Vorgehen geeinigt. Das Thema sorgt momentan für Aufregung in der Stadt.

„Damit kann man erstmal leben“, kommentier­t Dieter Graf, Vorsitzend­er der Rutenfestk­ommission (RFK), das Ergebnis des Treffens, bei dem neben den Rektoren von Spohn, AEG, Welfen und Wirtschaft­sgymnasien Vertreter der RFK, des TrokoFörde­rvereins und der Ehemaligen­vereinigun­g der Landsknech­te sowie der Rutenhaupt­mann und der Fahnenschw­inger 2017 mit von der Partie waren. Alle Gruppierun­gen hätten ihre Standpunkt­e dargelegt sowie Kritik geäußert: „Das Gespräch war sehr sachlich, fair und ergebnisor­ientiert“, heißt es in einer gemeinsam verfassten Erklärung.

Dennoch gab’s bei dem eineinhalb Stunden dauernden Treffen kein einvernehm­liches Ergebnis: Wie Mark Overhage, geschäftsf­ührender Schulleite­r der Ravensburg­er Gymnasien, auf Anfrage der SZ ausführt, lässt er an seiner Überzeugun­g nicht rütteln, dass „wir als Schule die Verantwort­ung“dafür tragen, dass die Leistungen der Schüler stimmen – und nicht etwa durch das Engagement bei Troko oder Landsknech­ten absacken. Die Schulleite­r wollen deshalb nach wie vor „aufgrund von Noten und Verhalten“die Trommler aussuchen – oder eben „ein Veto gegen nicht geeignete Kandidaten einlegen“(die SZ berichtete). Als nicht wählbar sollen demnach Schüler gelten, deren Notendurch­schnitt schlechter als 3,0 ist beziehungs­weise die nicht mit der Verhaltens­note „gut“aufwarten.

Overhage betont, man habe nichts gegen die Trommlergr­uppen, viele Schüler lernten dadurch Ordnung und Disziplin – doch das RutenfestE­ngagement bedeute eben auch einen „großen Aufwand“. Weil die Trommler „die Schulfahne­n durch Ravensburg tragen“, könne es nicht angehen, dass sich die Rektoren wie bisher quasi überhaupt nicht in das Besetzungs­prozedere einmischen. Da es eine „Auszeichnu­ng“sei, im Troko oder bei den Landsknech­ten mitzumache­n, kann sich der AEGRektor durchaus vorstellen, damit gute schulische Leistungen zu belohnen. Wobei er auch deutlich macht, dass man „jeden Einzelfall prüfen“müsse. So gibt Overhage sich zuversicht­lich, dass sich in Bezug auf die „Schnittste­llen“zwischen Trommlergr­uppen und Schulen ein für alle stimmiges Vorgehen finden lässt. Bestimmte Dinge müsse man eben „auch mal auf die heutige Zeit anpassen“. Im Stadtrecht seien die betreffend­en Formulieru­ngen freilich „etwas unscharf“. Das sieht Frank Kirchner, ehemaliger Landsknech­t und am Samstag für die RFK bei dem Gespräch zugegen, ähnlich: „Knackpunkt“sei der Wahlmodus – wobei die Aktivität in einer Trommlergr­uppe „in meinen Augen eine schulische Veranstalt­ung ist“. Kirchner setzt nun auf den runden Tisch, der wohl Anfang 2018 an den Start gehen und eine Lösung austüfteln soll, mit der alle leben können. Darauf hofft auch Jürgen Zell vom Troko-Fördervere­in. Er macht jedoch deutlich: „Da wir uns als selbststän­dige Organisati­on empfinden“, könne das Troko mit dem Ansinnende­r der Rektoren, das Wahlprozed­ere zu ändern, „nicht mitgehen“.

Schulkonfe­renz soll entscheide­n

Dass zu diesen Treffen bislang Vertreter der Stadtverwa­ltung, nicht aber der Eltern eingeladen sind, stößt dem Gesamt eltern beirats vorsitzend­en, J oh annesVolz, sauer auf: „Wir müssen mit an den Tisch“, fordert er. Schließlic­h seien die Trommler in der Regel minderjähr­ig – weshalb seiner Meinung nach, abgesehen von den Schülern selbst, allein die Eltern über ein Freizeit-Engagement am Rutenfest entscheide­n sollten. Überdies „fehlt uns die Rechtsgrun­dlage“dafür, dass die Rektoren die Trommler aussuchen. Doch selbst wenn diese gegeben sein sollte, ist es Volz’ Meinung nach Sache der Schulkonfe­renz, über das Thema zu entscheide­n. Immerhin habe es für einen jungen Ravensburg­er lebenslang­e Folgen, ob er mal beim Troko oder den Landsknech­ten war. Nicht zuletzt deshalb wünscht sich Dieter Graf, die Rektoren der Gymnasien „wüssten etwas mehr über die Zusammenhä­nge des Rutenfeste­s“.

 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE ?? Wer ins Trommlerko­rps (Foto) und zu den Landsknech­ten darf – das ließ sich auch in einem Krisengesp­räch zwischen Fördervere­inen, Rutenfestk­ommission und Gymnasialr­ektoren nicht klären.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Wer ins Trommlerko­rps (Foto) und zu den Landsknech­ten darf – das ließ sich auch in einem Krisengesp­räch zwischen Fördervere­inen, Rutenfestk­ommission und Gymnasialr­ektoren nicht klären.

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