Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Es muss diese Anlaufstelle geben“
Daniel Funke spricht über Herausforderung und Chance der Jugendbeteiligung.
TETTNANG - Der Verwaltungsausschuss hat das Projekt Partybus befürwortet – wenn die Beteiligung der Jugend stimmt. Für eine Rückkehr des Busses hat sich vor allem die Junge Union (JU) Tettnang-Meckenbeuren und ihr Vorsitzender Daniel Funke ausgesprochen. Der wurde vor wenigen Wochen auch zum Kreisvorsitzenden der JU gewählt. Anja Reichert hat sich mit ihm unterhalten – über Politik, Beteiligung und Visionen.
Herr Funke, Sie wurden vor wenigen Wochen zum Kreisvorsitzenden der JU gewählt. Was bedeutet das für Sie?
Es ist eine große Ehre, das Vertrauen bekommen zu haben. Mit dem Amt kann ich nun den Blick auf kreisweite Themen legen – das habe ich auch vorher getan, doch nun muss dies intensiviert werden. Das gibt aber auch die Möglichkeit, landespolitisch mehr Einfluss zu nehmen.
Ich begreife die JU als den internen jungen Kritiker der CDU und der CSU, der manchmal auch auf die Finger schaut, wenn aus unserer jugendlichen Sicht etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte, als Brückenbauer der Generationen und als Motor, der neue Ansätze und Inhalte in die Partei einbringt. Wir sind schließlich die, die irgendwann damit leben und es „ausbaden“müssen.
Was motiviert Sie für Politik?
Neben dem Wunsch der aktiven Gestaltung des Umfelds und der Behebung von Problemen durch die Politik, sind es insbesondere Beziehungen, Nähe sowie gemeinsame Erlebnisse und Gespräche, die mich motivieren.
Wie schätzen Sie prinzipiell das Interesse der Tettnanger Jugend an Politik ein?
Es ist eine Basis an Interesse für Politik da. Gerade wenn es um Wahlen auf Bundesebene geht, glaube ich, dass sich viele informieren. Dann wird es aber schon weniger. Die Jugend ist politisch in Tettnang kaum wahrnehmbar und wird auch kaum wahrgenommen. Nur projektmäßig gibt es etwas, wo Jugendliche explizit etwas fordern, sich politisch mobilisieren – doch außer der SoccerBox in Laimnau, die im Rahmen des ISEK gefordert wurde, fällt mir da nichts ein. Das ist schade.
Die JU hat die Rückkehr des Partybusses gefordert. Erfolgreich?
Mit dem Ergebnis im Verwaltungsausschuss können wir teilweise zufrieden sein. Die Rückmeldung aller Fraktionen war, dass bei unserem Konzept Jugendbeteiligung fehle. Sie könnten seitens der Stadt nichts anbieten, wo Jugendliche nur konsumieren und nichts dafür tun. Ich kann das nachvollziehen. Aber plötzlich eine funktionierende Struktur aus dem Hut zu zaubern, ist für Jugendliche schwierig. Der langfristige Weg wäre, diese Struktur nach und nach aufzubauen. In Langenargen managt die Jugendbeauftragte den dortigen Partybus. Ich glaube, es muss diese zentrale Anlaufstelle auch in Tettnang geben. Dass es sonst nicht lange funktioniert, hat man beim Zusammenbruch des Jugendgemeinderates gesehen. Wir brauchen eine Kontinuität, eine Anlaufstelle in der Stadt.
Haben Sie den Jugendgemeinderat miterlebt?
Nicht direkt. Erinnere ich mich richtig, wurde er 2011 eingestampft. Es waren Wahlen, auch ich hatte mich beworben. Das Argument, dass es kein Interesse gegeben habe, stimmt also nicht wirklich. Es waren weniger als erwartet, aber man hätte meiner Meinung nach besser einen Jugendgemeinderat mit weniger Mitgliedern gemacht, der sich mit der Zeit vielleicht wieder entwickelt hätte. So liegt das Thema leider seit sechs Jahren brach.
Also könnte Ihrer Meinung nach Jugendbeteiligung funktionieren?
Ja definitiv, das zeigen ja auch Projekte wie die Soccer-Box. Aber man muss der Beteiligung eine Chance und Zeit geben: Es wird nicht gesehen, dass es schwierig ist solche Strukturen wie den Jugendgemeinderat alleine aufzubauen. Die Jugendlichen sind Schüler, Azubis, Studenten, die einen gehen, andere kommen – es ist nicht einfach das konstant am Leben zu halten.
Braucht es einen Jugendgemeinderat in Tettnang?
Ob es einen Jugendgemeinderat braucht oder ob es vielleicht andere sinnvolle Formen gibt, sei mal dahingestellt. Aber ich glaube es braucht eine Instanz, die mit finanziellen Mitteln ausgestattet ist, an die sich die Jugendlichen mit ihren Wünschen und Sorgen wenden und selbst einbringen können. Nur so können sie sehen, dass sie etwas bewegen können. Das gibt dann auch die Möglichkeit, die Jugend für Politik zu begeistern und sie dafür zu sensibilisieren, was im Lokalen passiert.
Wer muss handeln?
Einen Akteur kann man da nicht festmachen: Natürlich stehen da auf der einen Seite die Jugendlichen. Aber es muss ein Zusammenspiel sein – von Stadtverwaltung, Schulen und deren SMV und Vereinen und den Jugendabteilungen.