Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Musikschulgebühren steigen um zwei Prozent
Verwaltungsvorschlag liegt bei 4,1 Prozent – Kuratorium und Eltern sind nicht einverstanden
KRESSBRONN - Die Musikschulgebühren in Kressbronn steigen von 2018 bis 2020 jährlich um zwei Prozent, zudem wird der Kostendeckungsgrad von 60 auf 50 Prozent gesenkt. Zuvor hatte die Verwaltung dem Gemeinderat den Vorschlag gemacht, die Gebühren jährlich um 4,1 Prozent zu erhöhen und den Kostendeckungsgrad wie gehabt zu belassen – doch dagegen gab es deutlichen Widerspruch des Kuratoriums und des Elternbeirats.
„Es muss gewährleistet werden, dass sich jede Familie die Jugendmusikschulgebühren für ihre Kinder in Zukunft noch leisten können. Durch eine jährliche Gebührenerhöhung von 4,1 Prozent ist dies nicht mehr gewährleistet und wir sehen die gute Arbeit und die langfristige Existenz der JMS dadurch gefährdet“, heißt es in einem Schreiben des Elternbeirats an die Gemeinderäte. „Bitte stimmen Sie für unseren Antrag, den Deckungsbeitragssatz von 60 Prozent auf 50 Prozent zu senken und zeigen mit Ihrer positiven Entscheidung, dass Sie weiterhin die tolle Jugendarbeit unserer Jugendmusikschule Kressbronn unterstützen und fördern wollen“.
„Wir sehen die langfristige Existenz der JMS gefährdet“
Die qualitativ hochwertige Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in der Musikschule hob auch Bürgermeister Daniel Enzensperger hervor. „Auch ich bin ein Kind der Musikschule.“Dabei dürfe der Abmangel aus Sicht der Verwaltung von Jahr zu Jahr auch steigen. Es müsse aber bedacht werden, dass sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben jährlich weiter öffne und deshalb kontinuierlich die Entwicklungen beobachtet werden müssten.
Rückblick: Der Gemeinderat hat im November 2014 letztmalig die Gebühren für die Jugendmusikschule für die Jahre 2015 bis 2017 festgesetzt. Bereits 2011 wurde als Zielgröße der Kostendeckungsgrad von 60 Prozent festgesetzt. Dies entspricht der Empfehlung der Gemeindeprüfungsanstalt und laut dem Landesverband der Musikschulen BadenWürttembergs annähernd dem Landesdurchschnitt, der bei 65,53 Prozent liegt.
2013 wurde entschieden, dass für die spätere Gebührenkalkulation 50 Prozent der Baukosten der Neu- und Umbaukosten der Musikschule abzüglich der bewilligten Zuschüsse angesetzt werden. „Die Inbetriebnahme hat den jährlichen Abmangel, wie zu erwarten war, nochmals erhöht“, fasste Kämmerer Matthias Käppeler zusammen.
In der Kuratoriumssitzung am 6. November wurde nun ausführlich über die Neuordnung der Satzung und die Gebührenerhöhung diskutiert, wie Klaus Steinhauser, Mitglied des Kuratoriums, in der jüngsten Gemeinderatssitzung erläuterte. Das Ergebnis: Das Kuratorium schlage zum einen eine Gebührenerhöhung um jährlich zwei Prozent sowie die Reduzierung des Kostendeckungsgrades von 60 auf 50 Prozent im Hinblick auf die Gebühren der umliegenden Gemeinden vor. Wie Klaus Steinhauser vorrechnete, sei es für Kressbronner Eltern ansonsten günstiger, ihre Kinder trotz Auswärtigenzuschlag nach Tettnang zum Musikunterricht zu bringen – und das könne nicht sein.
Die Verwaltung räumte ein, dass die Gebühren der Gemeinde Kressbronn zwar höher seien, als die der umliegenden Gemeinden. Es sei jedoch zu beachten, dass „die Nachbarn“mit höheren Gebühren für Erwachsene einen Ausgleich vornehmen würden. Außerdem gebe es in Kressbronn „eine sehr großzügige Geschwisterermäßigung“(für das zweite Kind 20 Prozent, für das dritte Kind 40 Prozent und für jedes weitere Kind entfällt die Gebühr in voller Höhe). Damit seien die Gebührensätze nicht direkt vergleichbar.
Bei einem Kostendeckungsgrad von 50 Prozent, wie vom Kuratorium vorgeschlagen und vom Gemeinderat schließlich so beschlossen, wird sich der jährliche Abmangel, der von der Allgemeinheit zu tragen ist, auf 244 852 Euro im Jahr 2020 erhöhen und damit um 29 228 Euro steigen. Bei einer jährlichen Gebührenerhöhung um 4,1 Prozent hätte sich dieser Abmangel auf 223 852 Euro verringert und damit nur um 8228 Euro im Zeitraum 2016 bis 2020 erhöht.
Die Gemeindeverwaltung betonte während der Sitzung erneut, dass sie von einer Absenkung des Kostendeckungsgrades auf 50 Prozent abrate, um von einer noch stärkeren Heranziehung der Allgemeinheit über Steuererhöhungen abzusehen. Doch die Gemeinderäte stimmten schließlich geschlossen für den ausgearbeiteten Kompromiss des Kuratoriums. Wie die Kosten aufgefangen werden sollen, wird in einer der kommenden Sitzungen diskutiert, wie Matthias Käppeler ankündigte.