Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Lob und Kritik für den Ex-ZF-Chef
IG Metall und Politiker bewerten den Rückzug von Stefan Sommer
FRIEDRICHSHAFEN - Der Machtkampf an der Spitze der ZF ist vorbei: Vorstandsvorsitzender Stefan Sommer hat am Donnerstag sein Amt niedergelegt. Oberbürgermeister, Gewerkschafter und Gemeinderäte reagieren verhalten auf diese Nachricht. Ihr Tenor: Man müsse jetzt den Blick nach vorne richten. OB Andreas Brand, ZF-Aufsichtsrat und Vorsitzender des Stiftungsrats der Zeppelin-Stiftung, der ZF mehrheitlich gehört, betont erneut, dass man an der Konzernstrategie ,ZF 2025’ festhalte. „Mit ihren 140 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ZF Friedrichshafen dafür bestens aufgestellt und vorbereitet.“
Achim Dietrich, Vorsitzender der ZF-Gesamtbetriebsrats, sagt: „Ich respektiere die Entscheidung. ZF muss sich jetzt erst einmal neu sortieren. Dr. Sauer ist erfahren genug, damit ZF weiter handlungsfähig bleibt.“Für die Belegschaft sei es gut, „dass Klarheit herrscht. Nun gilt es, einen Nachfolger zu finden, der die ZF zukunftsfähig hält.“„Weder froh noch traurig“
Enzo Savarino, Erster Bevollmächtigter der IG Metall FriedrichshafenOberschwaben, setzt auf „die guten Leute im Vorstand, die guten Leute im Management und die guten Leute an den vielen Standorten“. Man brauche jetzt schnell klare Verhältnisse. „Ich gehe deshalb davon aus, dass es bald einen neuen Vorstandsvorsitzenden geben wird.“Auch der Gewerkschafter, der ebenfalls im ZFAufsichtsrat sitzt, betont, dass „die Strategie ,ZF 2025’ im Aufsichtsrat erörtert und verabschiedet worden ist. Dabei bleibt es auch.“
Über den Abgang Sommers sei er „weder froh noch traurig“. Er übt dann aber doch indirekte Kritik am scheidenden Chef: „Interne Meinungsverschiedenheiten muss man intern regeln.“
Ein ähnliches Horn bläst Achim Brotzer, Vorsitzender der CDUFraktion im Gemeinderat: „Wenn unterschiedliche Auffassungen über die Medien ausgetragen werden, dann kostet das Vertrauen und beeinträchtigt die Zusammenarbeit.“Die einvernehmliche Trennung sei konsequent, das freiwillige Ausscheiden „im allseitigen Interesse“.
Dieter Stauber, SPD-Fraktionsvorsitzender, bedauert den Rücktritt, „weil Dr. Sommer grundsätzlich gute Arbeit geleistet hat. Andererseits wäre eine gedeihliche Zusammenarbeit nur noch schwer vorstellbar gewesen, nachdem er die Eigentümerin der ZF öffentlich kritisiert hat und grundsätzlich andere Ansichten über die Rollenverteilung von Vorstand und Aufsichtsrat vertritt.“
„Positiven Weg weitergehen“
Gerhard Leiprecht, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen sagt, dass Sommer „die ZF AG in den vergangenen Jahren in eine erfolgreiche Richtung gelenkt“hat. „Wir wünschen uns, dass der neue Vorstand diesen positiven Weg ebenso weiter beschreiten wird.“
Sylvia Hiß-Petrowitz von der ÖDP will den Rücktritt des ZF-Chefs zunächst nicht bewerten. Sie begrüße es aber, dass der Manager selbst den Schritt getan habe.
Gaby Lamparsky (FDP), die wie die meisten anderen Räte auch von der „Schwäbischen Zeitung“über den Rückzug Sommer informiert worden ist, bedauert die Entwicklung. Schließlich habe der Vorstandsvorsitzende den Ruf, ein exzellenter Stratege zu sein. Die nun öffentlich diskutierten Probleme habe es zwischen ihm und dem Aufsichtsrat gegeben, nicht mit dem Eigentümer. Die Freien Wähler waren am Donnerstagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.