Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schon wieder trägt die Skifamilie Trauer
Der 17-jährige Max Burkhart verunglückt beim Abfahrtstraining in Lake Louise tödlich
LAKE LOUISE (SID/dpa) - Der alpine Skirennsport wird vom zweiten tragischen Todesfall binnen drei Wochen erschüttert: Am Mittwoch (Ortszeit) erlag der 17 Jahre alte deutsche Nachwuchsfahrer Max Burkhart im Foothills Hospital in Calgary seinen Unterleibsverletzungen, die er tags zuvor im kanadischen Lake Louise erlitten hatte. Burkhart, Mitglied des SC Partenkirchen, war bei einer Abfahrt im Rahmen der NorAm-Cup-Serie unglücklich in die Fangnetze gestürzt und hatte diese zerrissen. Erst Mitte November war der französische Weltcup-Abfahrer David Poisson im Training im kanadischen Nakiska tödlich gestürzt.
„Wir sind tief bestürzt, die gesamte Skifamilie trauert um Max Burkhart“, sagte Wolfgang Maier, der Alpinchef des Deutschen Skiverbands (DSV), am Donnerstag. „Wir stehen mit allen Betroffenen in Kontakt, um in diesen schweren Stunden zu helfen und zu unterstützen.“Die Eltern des Verunglückten waren bereits auf dem Weg nach Kanada.
Der DSV beschloss nach der Schocknachricht, seine Starter für die weiteren Rennen in dieser Woche in Lake Louise abzumelden. Die Athleten der Europacup-Mannschaft, die bei dem Rennen selbst am Start waren, bekommen ebenso wie die Trainer psychologische Unterstützung, wenn sie das möchten, sagte DSV-Sprecher Ralph Eder.
„Ich bin schwer erschüttert über die Nachricht von meinem Clubkollegen Max Burkhart! Mein tiefstes Mitgefühl geht an die Familie und Freunde!!!“, schrieb der aktuell verletzte Routinier Felix Neureuther bei Facebook. „Was ist momentan bitte los??? Ich verstehe es nicht!!! Ruhe in Frieden, Junge!!!“Auch die ehemalige Rennfahrerin und Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch äußerte sich „fassungslos“und twitterte: „Meine Gedanken sind bei seinen Eltern und seiner Familie. Ich weiß, dass die Menschen in meinem Heimatort und beim SC Partenkirchen für sie da sein werden, aber das ist in solch einer Situation nur ein schwacher Trost.“Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier, wie Neureuther und Höfl-Riesch Vereinskollegin Burkharts, sagte in Hochfilzen: „Der Sport schenkt uns so viele schöne Momente und ermöglicht unvergessliche Augenblicke – auf der anderen Seite ist er grausam und zeigt, wie wenig Zeit uns doch auf dieser wunderbaren Welt bleibt.“
Max Burkhart war für das CollegeTeam der Sugar Bowl Academy aus Kalifornien angetreten. Dort hatte der Oberbayer seit August studiert und wollte sich in Nordamerika für die deutsche Bundesauswahl empfehlen. Bislang war er Mitglied des Landeskaders des Bayerischen Skiverbandes. Für das Rennen des Nor Am Cups in Lake Louise wurde er zwar aus formalen Gründen vom DSV gemeldet. Training, Betreuung und Ausstattung aber lagen in den Händen des Colleges.
„Extrem unglückliche Verkettungen“
Burkhart sei nach einem Sprung in einem unglücklichen Winkel gegen die Streckensicherung geprallt, sagte DSV-Sportdirektor Maier dem SWR. „Er hat mit den Ski einen Teil des Netzes zerschnitten.“Nach diesem „tragischen Unfall mit extrem unglücklichen Verkettungen“(Maier) seien schnell Helfer bei Max Burkhart gewesen. Nach ersten Maßnahmen auf der Piste durch Notärzte wurde der 17-Jährige mit einem Rettungshubschrauber in das rund 150 Kilometer entfernte Calgary geflogen, wo er am Abend operiert wurde. Am Mittwochnachmittag bestätigte die Royal Canadian Mountain Police, dass Burkhart seinen Verletzungen erlegen sei.
Vorwürfe machte Wolfgang Maier den Kanadiern nicht. „Die Sicherheitsvorkehrungen waren wie bei einem Weltcuprennen, weil es die gleiche Strecke war, auf der zuletzt Damen und Herren gefahren sind“, sagte der DSV-Funktionär, betonte aber auch: „Der Sport wird nicht gefährlicher, sondern er war schon immer eine Risikosportart.“