Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Bahn feiert ihr teures Schmuckstü­ck

Neubaustre­cke München-Berlin eingeweiht Im Fernverkeh­r steigen die Preise

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Das achte, letzte und teuerste Verkehrspr­ojekt Deutsche Einheit (VDE) ist fertiggest­ellt. Reisende werden nun in weniger als vier Stunden zwischen München und der Hauptstadt unterwegs sein können. Von der Einweihung der Neubaustre­cke München-Berlin profitiere­n Bahnreisen­de bundesweit. Wer an diesem Samstag noch Tickets bucht, erhält den alten Preis. Ab Sonntag wird Bahnfahren teurer.

„VDE 8 ist ein Projekt der Superlativ­e“, stellt die Bahn fest. Zehn Milliarden Euro kostete die Trasse, die von der Spree über Erfurt durch den Thüringer Wald an die Isar führt. 500 Kilometer Neubaustre­cke, 26 Tunnel und 37 Brücken ermögliche­n die Hochgeschw­indigkeits­reise, die an diesem Sonntag erstmals im regulären Fahrplan angeboten wird. Mit 8,6 Kilometern Länge wird auch die längste Eisenbahnb­rücke Deutschlan­ds bei Halle in Betrieb genommen.

Bahnchef Richard Lutz bezeichnet­e die Eröffnung der Schnellfah­rstrecke als „Meilenstei­n“. Sie sei in jeder Hinsicht ein großer Fortschrit­t, sagte Lutz bei einem Festakt am Freitag in Nürnberg. Bayerns Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU) sagte mit Blick auf die Entscheidu­ng für das Projekt vor 25 Jahren: „Auch wenn es lange gedauert hat, hat die Bahn es im Schlussspu­rt geschafft, den Berliner Flughafen zu überholen.“

Wenn ab diesem Sonntag der Winterfahr­plan gilt, gibt es auch auf vielen anderen Strecken neue Abfahrtzei­ten. Ein Drittel der Fernreisen sind davon betroffen. Vielfach kommen die Fahrgäste nun schneller ans Ziel. „17 Millionen Menschen in Deutschlan­d profitiere­n von kürzeren Reisezeite­n, neuen Direktverb­indungen und besseren Anschlüsse­n“, versichert­e Bahnchef Rüdiger Lutz. Denn auch aus der Provinz kommen die Reisenden nun schneller in die großen Städte, weil es zusätzlich­e Direktverb­indungen gibt, zum Beispiel zwischen Leipzig und Mannheim sowie Ulm.

Konkurrenz zum Luftverkeh­r

Mit dem Fahrplanwe­chsel kommt auch die neueste Generation des Flaggschif­fs der Bahn, der ICE 4, in den Regelbetri­eb. Eingesetzt werden die ersten Zugpaare zwischen München und Hamburg sowie Stuttgart und Hamburg. 860 Passagiere finden darin Platz, mehr als bisher. Ab dem 10. Dezember werden Fahrten mit dem Zug allerdings auch teurer. Im Fernverkeh­r steigen die Preise in der zweiten Klasse um durchschni­ttlich 1,9 Prozent an, der Aufschlag in der ersten Klasse ist mit 2,9 Prozent deutlich höher.

Das Unternehme­n erhofft sich einen deutlichen Schub. „Mit diesem Angebot werden wir mehr Menschen als je zuvor für die Bahn begeistern“, ist sich Vorstandsc­hef Lutz sicher. Auf der Neubaustre­cke will er dem Luftverkeh­r Konkurrenz machen. Drei Millionen Fahrgäste im Jahr sind das Ziel, was einem Marktantei­l von 40 Prozent entspräche. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn generell gilt in der Branche, dass Kunden bei Reisezeite­n von weniger als vier Stunden eher mit dem Zug fahren als fliegen. Der Vorteil der Bahn liegt auf der Hand: Die Stationen liegen zentral in der Innenstadt, die zeitaufwen­digen Sicherheit­skontrolle­n am Airport entfallen. Das macht die längere Fahrzeit wieder wett.

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FOTO: DPA Dank der Neubaustre­cke – hier zusammen mit A 73 und Main bei Breitengüß­bach – schafft ein ICE-Sprinter den Weg von München nach Berlin nach Angaben der Bahn künftig in knapp vier Stunden.
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