Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Liebesleben einer Rampensau
Der Titel lässt schon ahnen, dass es dramatisch wird. „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“– das kann ja nur schiefgehen. Im Prinzip ist das ganze Buch ein Unding: der vierte Teil einer Trilogie. Mit seinem neuen Titel setzt Joachim Meyerhoff seinen Autobiografie-Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“fort, der auf drei Folgen angelegt war. Aber da nach Kindheit, Jugend und Schauspielschule noch ein gutes Stück Leben übrig war, hat der 50-Jährige noch eins draufgelegt. Und der Erfolg gibt ihm recht.
Als Theatermann hat Meyerhoff wohl naturgemäß einen Hang zum Drama, und das inszeniert er auch erzählerisch mit Verve, Wortwitz und Vergnügen. Dabei geht es um sein Leiden an den Bühnen in Bielefeld („aufgeblasene Deklamierhölle“) und Dortmund ebenso wie um seine Liebesverwicklungen. Denn, klar, auch hier läuft’s nicht rund. Der rastlose, junge Mime schwankt schwer zwischen Hanna, einer etwas nervigen Studentin, und der vollerotischen Tänzerin Franka. Und dann ist da auch noch Ilse, die pralle Bäckersfrau mit ihren verführerischen Puddingbrezeln ... Langweilig wird das nie, denn Meyerhoff gibt auf gut 400 Seiten die schreibende Rampensau. Nur: Wer gerne erfahren hätte, wie sich der Schauspielversager zum Bühnenstar gewandelt hat, wird wohl bis zum nächsten Band warten müssen.
Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger. Kiepenheuer & Witsch, 2017. 416 Seiten, 24 Euro.