Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das neue 18?
Manchmal beneide ich die heutigen Kids. Alles scheint irgendwie schneller und früher zu gehen als in der Zeit, als wir heutigen Mittvierziger Kinder und Jugendliche waren. Ja liebe Jugendliche, das war damals, weit zurück in den 70er und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts…
Es war die Zeit, als es möglich war, seine Freizeit durch direkten und echten Kontakt mit seinen Freunden zu organisieren. Will heißen, wir haben uns einfach immer nach den Hausaufgaben am Nachmittag an unseren Lieblingsplätzen getroffen, um dort ganz real auf Bäume zu klettern, Fußball oder andere Ballspiele zu spielen oder Bäche aufzustauen. Sollten wir mal nicht so genau gewusst haben, wann der eine oder andere Freund Zeit hatte, nutzten wir ein Telefon, das damals an einem immer zu kurzen Kabel hing und riefen an. Die Nummern unserer Großeltern und Freunde waren damals nur in unserem Kopf oder Mutters Klappverzeichnis gespeichert… Statt mit stundenlangen Whats-AppChats verbrachte man verregnete Ferientage mit langen Kartenmatches oder mit Brettspielen.
Aber ich schweife ab, so gut war die „gute alte Zeit“ja auch nicht immer. Denn natürlich waren die Eltern damals viel strenger. Nicht nur, dass sie bei Schwierigkeiten in der Schule auch mal den Fehler bei ihren Kindern vermuteten und nicht immer gleich einschritten, sondern man durfte meist nur das, was auch vom Gesetz erlaubt war. Das bedeutete, dass bis zur Volljährigkeit jedes längere Wegbleiben als 22 Uhr ohne Eltern mit längeren Diskussionen verbunden war, bis es unter gewissen Voraussetzungen erlaubt wurde. Ganz anders heute: Da steigen zum 16. Geburtstag Partys, die wir damals zum 18. veranstaltet hatten. Nicht, dass ich das meinen Jungs nicht gönne. Vermutlich gilt: „16 ist das neue 18“oder ich habe damals was verpasst, weil ich doch tatsächlich wie immer vermutet die „allerstrengsten Eltern der Welt“hatte…