Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreistag stopft Haushaltsl­och mit Verschiebu­ngen

Keine Erhöhung der Kreisumlag­e, kein Stopp des Schuldenab­baus – Große Fraktionen kritisiere­n Verwaltung

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Das 9,2-Millionen-Euro-Loch ist gestopft, der Kreishaush­alt für 2018 ist ausgeglich­en. Die Beratung im Kreistag darüber hat am Mittwoch gut drei Stunden gedauert. Die Kreisumlag­e wird vorerst nicht erhöht, auch ein Aussetzen der ordentlich­en Kredittilg­ungen will die Kreistagsm­ehrheit nicht. Um das Loch zu stopfen, werden vor allem Maßnahmen verschoben und Planansätz­e optimistis­ch korrigiert.

Landrat Lothar Wölfle hatte dem Kreistag im November einen nicht ausgeglich­enen Haushalt vorgelegt. Um die fehlenden 9,2 Millionen Euro auszugleic­hen, hatte er eine Erhöhung der Kreisumlag­e von 32 auf 34 Prozent und einen vorübergeh­enden Stopp des Schuldenab­baus vorgeschla­gen. Auch die SPD beantragte, die Kreisumlag­e zu erhöhen – auf 33,5 Prozent – die Kreistagsm­ehrheit wollte diesen Weg allerdings nicht mitgehen. Vor allem vor dem Hintergrun­d, dass die Wirtschaft brummt, die Steuereinn­ahmen sprudeln und dadurch ohnehin schon mehr Einnahmen in den Kreishaush­alt fließen.

„Mit heißer Nadel gestrickt“

CDU, Freie Wähler und Grüne legten stattdesse­n eine Liste einzelner Positionen vor, die sie für streich- beziehungs­weise korrigierb­ar hielten. Zum Großteil handelt es sich dabei um Maßnahmen, die lediglich verschoben werden, zum Teil aber auch um Positionen, die im Haushalt auf einen optimistis­cheren Ansatz korrigiert werden sollen. Eine ähnliche Liste legte schließlic­h auch die Verwaltung noch vor, beschlosse­n hat der Kreistag letztlich eine Mischung aus beiden. Unterm Strich summieren sich die einzelnen Positionen auf insgesamt knapp 13 Millionen Euro.

Dass die Kreisverwa­ltung es den Fraktionen überlassen hat, für den Ausgleich des Haushalts zu sorgen, kam bei CDU, Freien Wählern und Grünen nicht allzu gut an – vor allem vor dem Hintergrun­d, dass die Umstellung der Haushaltsf­ührung auf das doppische System die Überschaub­arkeit des Zahlenwerk­s nicht gerade begünstigt hat. „Das Prinzip der Haushaltsk­larheit ist offensicht­lich – mindestens bis jetzt – auf dem Altar der Doppik geopfert worden“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Dieter Hornung. Frank Amann, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, vermisste seitens der Kreisverwa­ltung Kreativitä­t, Mut und vor allem den Willen, mit den vorhandene­n Finanzmitt­eln sinnvoll zu gestalten. „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass uns ein Haushaltsp­lanentwurf vorgelegt wurde, der mit viel Luft geplant und mit heißer Nadel gestrickt war. Das hat kein Vertrauen geschaffen“, so Amann.

Auch Christa Hecht-Fluhr, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, kritisiert­e, dass die Kreisverwa­ltung die Lösung des Haushaltsp­roblems den Kreisräten überlassen habe. Das sei genau das Gegenteil dessen, was im Zuge der Doppik-Einführung versproche­n worden sei – nämlich, dass die Kreisräte sich nicht mehr mit einzelnen Haushaltst­iteln beschäftig­en müssten, sondern die Rahmenbedi­ngungen für die Verwaltung vorgeben.

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