Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Start in der neuen Karlstraße

Ein Millionenp­rojekt sorgt vor allem vor der Sanierung für Kritik

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Nach knapp sechs Monaten Bauzeit ist die Karlstraße im November wiedereröf­fnet. Seit Jahren ist sie ein Thema und kaum ein anderes Bauvorhabe­n sorgt 2017 für mehr Aufsehen – es geht um Befürchtun­gen und Ängste der Einzelhänd­ler und Gastronome­n, um Verkehrsfr­agen, um Parkplätze.

Im April, wenige Wochen vor Baubeginn, stellen Stadtverwa­ltung und Ausführung­sbüro noch einmal das Projekt vor und geben damit auch die von Anliegern lang erwarteten Details zu einzelnen Bauabschni­tten bekannt. „Sie alle werden denken, es wird Zeit. Es wird Zeit, dass jeder, der direkt oder unmittelba­r betroffen ist, weiß, wenn er hier rausgeht, was eigentlich passiert“, erläutert Bürgermeis­ter Bruno Walter das Ansinnen der Informatio­nsveransta­ltung. Hintergrun­d ist, dass zuvor zahlreiche Händler, Dienstleis­ter, Gastronome­n und Anlieger die Stadtverwa­ltung kritisiert­en und endlich konkrete Informatio­nen forderten – gerade was den zeitlichen Bauablauf der Maßnahme angeht.

Rund 4,8 Millionen Euro investiert die Stadt schließlic­h in die Baumaßnahm­e, die die gesamte Karlstraße vom Bärenplatz bis zum Kreisverke­hr in der Seestraße betrifft. Hinzu kommen der Bereich der Alten Kistenfabr­ik, die Küfergasse und Zum Stadtgrabe­n sowie die Neugasse – zeitlich aufgeteilt in sechs Bauabschni­tte.

Der Umbau der Karlstraße solle der Stadt die Möglichkei­t geben, sich als Einkaufsst­adt zu etablieren: „Das oberste Ziel ist Aufenthalt­squalität, Aufenthalt­satmosphär­e zu schaffen“, so Walter. Doch vor der Aufenthalt­satmosphär­e braucht es die Baustelle. Während der Bauphase fallen rund 60 Parkplätze in der Karlstraße weg. Die Einzelhänd­ler und Gastronome­n sorgen sich um ihre Kundschaft. Mit diversen Aktionen versucht das Stadtmarke­ting die Kaufkraft in Tettnang zu halten. Die Verwaltung schafft Ersatz-Parkplätze und das Parken wird gebührenfr­ei. Für die Stadt bedeutet der Verzicht auf Parkgebühr­en rund 100 000 Euro, die wegfallen. Eine Position, die im Haushalt nicht vorgesehen ist. Dennoch beschließt der Rat mehrheitli­ch, die Parkgebühr­en für die Dauer der Baumaßnahm­e auszusetze­n und die Parkdauer zeitlich zu beschränke­n – trotz Mindereinn­ahmen.

Trotz Umsatzeinb­ußen während der Bauarbeite­n zeigen sich die Händler mit deren Verlauf zufrieden: Viele ihrer Befürchtun­gen haben sich nicht bestätigt. Die Stammkunds­chaft bleibt ihnen treu.

Und doch bleibt das Thema Parken auch nach der Fertigstel­lung präsent: 20 Stellplätz­e, davon zwei Behinderte­nstellplät­ze und zwei Stellplätz­e für Taxis, gibt es in der Karlstraße noch. Doch diese scheinen zu Stoßzeiten nicht auszureich­en: Immer wieder wird auf Flächen geparkt, die nicht dafür vorgesehen sind. Ein Problem, das auch die Verwaltung der Stadt Anfang Dezember erkannt hat. Gegen das Falschpark­en will sie vorgehen – mit Informatio­n, Aufklärung und Kooperatio­n mit den Händlern.

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FOTO: HIL Die Karlstraße nach Aufbringen des Feinbelags Ende Oktober.

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