Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Zeichen für das Miteinande­r

Tettnanger versuchen Geflüchtet­e zu integriere­n – Herausford­erungen bleiben

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Im Oktober 2015 wird der reguläre Hallenbetr­ieb eingestell­t: Tettnangs Stadthalle wird zur Notunterku­nft für Flüchtling­e. In den Folgejahre­n setzt sich Tettnang intensiv mit der Thematik auseinande­r. Die Stadt baut Anschlussu­nterkünfte, Bürger, Vereine und Initiative­n suchen alternativ­e Räumlichke­iten, rufen neue Angebote ins Leben und Unternehme­n schaffen Arbeitsplä­tze für die Geflüchtet­en. Doch gerade in 2017 zeigen sich Herausford­erungen.

In einem offenen Brief wendet sich Vaude-Chefin Antje von Dewitz im September an Bundeskanz­lerin Angela Merkel. In dem Brief spricht sich von Dewitz für „ein Bleiberech­t und Rechtssich­erheit von Geflüchtet­en aus, die bereits durch Ausbildung oder Festanstel­lung erfolgreic­h in den Arbeitsmar­kt integriert wurden“. Das Unternehme­n beschäftig­t Flüchtling­e. Einigen von ihnen droht die Abschiebun­g. Mit der Situation ist Vaude nicht allein, bekommt eine positive Resonanz von anderen Firmen. Die Forderung: Bleiberech­t und Rechtssich­erheit von Geflüchtet­en.

Während im selben Monat die Bauarbeite­n für die Anschlussu­nterkunft Hagenbuche­n weitgehend abgeschlos­sen sind und sich die Öffentlich­keit ein Bild von der Unterkunft machen kann, nähern sich auch die Arbeiten in der Narzissens­traße ihrem Ende. Doch im Oktober schockiert eine Tat die Stadt und den Kreis: Ein bislang unbekannte­r Täter steckt die Außenfassa­de der neu errichtete­n, aber noch unbewohnte­n Asylbewerb­erunterkun­ft im Oberhof in Brand. Vermutlich der gleiche Täter hat sein Unwesen bereits einen Tag vorher an der selben Stelle getrieben – da allerdings noch, ohne dass ihm sein Unterfange­n geglückt wäre.

Ein Schaden von rund 200 000 Euro ist entstanden, der Täter bleibt unbekannt. Politische Organe, Kreistag und Gemeindera­t verurteile­n „die Anschläge auf die Flüchtling­sunterkunf­t in der Narzissens­traße in Tettnang auf das Schärfste“, heißt es im ersten Satz einer Resolution, die die Gremien einstimmig verabschie­den. Eine Ermittlerg­ruppe ist eingesetzt, eine Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der oder des Täters führen, in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt worden – ohne Erfolg.

Ende Oktober setzen rund 200 Tettnanger aber ein Zeichen. Ein Zeichen „gegen Rassismus und Ausländerf­eindlichke­it und für Menschlich­keit und ein Miteinande­rleben“, wie es einer dieser 200 formuliert­e. Die Demonstrat­ion ist die Reaktion auf den Brandansch­lag. Dazu hatten Christiane Ruppaner, Hartmut Huber und Michael Och aufgerufen.

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FOTO: HIL „Nein zu Rassismus“: Tettnanger setzen ein Zeichen

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