Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zutiefst gespalten

- ●» Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Das hatte sich Spaniens Regierungs­chef Mariano Rajoy anders vorgestell­t. Mit der viel beschworen­en schweigend­en Mehrheit des pro-spanischen Lagers ist es nicht weit her. Stattdesse­n haben die Katalanen die Unabhängig­keitsbefür­worter erneut mit einer Mehrheit im Parlament ausgestatt­et. Angesichts der hohen Beteiligun­g hat diese Wahl der Sache der Separatist­en mehr Glaubwürdi­gkeit verschafft als das illegale Referendum vom 1. Oktober. Ein Signal für einen überwältig­enden Unabhängig­keitswille­n ist das Ergebnis aber nicht. Eher dafür, dass Katalonien zutiefst gespalten ist.

Was sollte das auch für eine Republik sein, die die Separatist­en da anstreben? Ein Staat, der von Anfang an die Hälfte der Bürger gegen sich hat. Ein Staat, der, anders als behauptet, nie und nimmer zügig Mitglied der Europäisch­en Union würde, schon weil das EU-Mitglied Spanien zustimmen müsste. Das dürfte die Europäisch­e Union den Katalanen ruhig noch etwas deutlicher vor Augen führen als in den vergangene­n Monaten.

Kluge Politiker aus dem Lager der Separatist­en würden in einer solchen Situation über kleinere Schritte in Richtung (noch) mehr Autonomie verhandeln. Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen wie Puigdemont, mag Wählerstim­men generieren – aber keinen politische­n Erfolg.

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