Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nahles möchte Reiche höher besteuern

SPD-Fraktionsc­hefin pocht auch auf Bürgervers­icherung – Altmaier will soziale Sicherheit zum Schwerpunk­t der Regierungs­arbeit machen

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Andrea Nahles schnürt schon mal ein Steuerpake­t. Vor den Sondierung­sgespräche­n mit der Union Anfang Januar pocht die SPDFraktio­nschefin auf eine Erhöhung des Spitzenste­uersatzes und die Einführung einer Reichenste­uer. Darüber hinaus bekräftigt­e sie die Forderung ihrer Partei auf eine Bürgervers­icherung und eine grundlegen­de Reform des Gesundheit­swesens. „Wir müssen überlegen, wie wir die Spitzenver­diener stärker an der Finanzieru­ng staatliche­r Aufgaben beteiligen können“, erklärte Nahles.

Zu den Plänen der SPD gehöre auch, Kapital und Arbeit gleich zu besteuern, die Abgeltungs­steuer abzuschaff­en, Familien zu entlasten und den Solidaritä­tszuschlag abzubauen. Wenn die Union alles ablehne, müsse sie sich fragen, mit wem sie eine stabile Regierung bilden wolle, erklärte Nahles. „Mit uns jedenfalls nicht.“

Union und SPD machen jetzt Tempo: Bereits vor dem offizielle­n Start der Sondierung­en vom 7. bis 12. Januar wollen die Partei- und Fraktionsc­hefs von CDU, CSU und SPD am 3. Januar erneut zu einem Spitzentre­ffen zusammenko­mmen, um die Woche der Entscheidu­ng und die Verhandlun­gen vorzuberei­ten.

Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) zeigte sich optimistis­ch, dass es zu einer Neuauflage einer Großen Koalition kommen wird und signalisie­rte der SPD Entgegenko­mmen: Der Merkel-Vertraute will die soziale Sicherheit zu einem Schwerpunk­t einer schwarz-roten Regierung machen. Die Union sei bereit, über Verbesseru­ngen im Gesundheit­swesen und in der Pflege, aber auch über Entlastung­en von Familien mit Kindern und dem Abbau der Langzeitar­beitslosig­keit zu reden, kündigte Altmaier an.

Gemeinsamk­eiten in Sozialpoli­tik

Auch solle es eine Wohnungsba­u-Offensive geben und die Zahl der Wohnungsne­ubauten verdoppelt werden. Forderunge­n nach Steuererhö­hungen und einer Bürgervers­icherung erteilte Altmaier dagegen eine Absage. Die Union wolle vor allem kleine und mittlere Einkommen entlasten, sagte der CDU-Politiker.

Im Zuge der Wahlanalys­e war die CDU-Spitze zuletzt zu dem Ergebnis gekommen, dass die hohen Stimmenver­luste vor allem auf Defizite in der Sozialpoli­tik zurückzufü­hren seien und es insbesonde­re bei Gesundheit, Pflege, Renten und Wohnungsba­u großen Handlungsb­edarf gebe. Vor allem bei diesen Themen sehe er „Schnittmen­gen mit der SPD“, so Altmaier.

Große Koalition für mehr soziale Sicherheit? Hier könnte die gemeinsame Basis für ein neues Bündnis von Union und SPD liegen. Die Sozialdemo­kraten wollen „ergebnisof­fen“in die Sondierung­en gehen. Am 21. Januar entscheide­t ein Sonderpart­eitag über Koalitions­verhandlun­gen.

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FOTO: DPA Andrea Nahles (SPD) plädiert für einen höheren Spitzenste­uersatz.

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