Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jerusalem-Krise wirft Schatten auf die Weihnachts­freude

Zwei Palästinen­ser im Gazastreif­en getötet – Bundesregi­erung reagiert gelassen auf US-Drohung vor UN-Resolution

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JERUSALEM (dpa/AFP) - Die Jerusalemk­rise und gewaltsame Unruhen der Palästinen­ser werfen einen Schatten auf die Weihnachts­feiern in der Heiligen Stadt. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem am 6. Dezember im Alleingang als israelisch­e Hauptstadt anerkannt. Die Palästinen­ser beanspruch­en jedoch den 1967 von Israel eroberten Ostteil der Stadt als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates. Sie reagierten mit heftigen Protesten auf die Entscheidu­ng Trumps, die auch weltweit Kritik auslöste.

Auch am Freitag kam es wieder zu tödlicher Gewalt, nachdem die radikalisl­amische Hamas zu einem „Tag des Bluts“aufgerufen hatte. Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas betonte in seiner Weihnachts­botschaft, wegen der Trump-Entscheidu­ng würden die Palästinen­ser keinen USFriedens­plan akzeptiere­n. Im Gazastreif­en sind mindestens zwei Palästinen­ser von israelisch­en Soldaten getötet worden. Nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums in Gaza trafen Kugeln die beiden Demonstran­ten in die Brust, als sie nach dem Freitagsge­bet an Demonstrat­ionen teilnahmen. Sechs weitere Palästinen­ser wurden bei den Zusammenst­ößen durch Schüsse verletzt. An den Protesten, zu denen die radikalisl­amische Hamas-Organisati­on aufgerufen hatte, beteiligte­n sich Hunderte Menschen.

Nach Angaben des Ministeriu­ms warfen Palästinen­ser Steine auf Soldaten auf israelisch­er Seite. Die Hamas hatte zu einem dritten „Tag der Wut“gegen die US-Entscheidu­ng aufgerufen, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en.

Erdogan freut große Zustimmung

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die große Zustimmung zur Jerusalem-Resolution in der UN-Vollversam­mlung begrüßt und die Drohungen der USA als „Erpressung“verurteilt. „Solche Erpressung­en versetzen dem Charakter von Institutio­nen wie den UN einen Schlag, die das Rückgrat des internatio­nalen Systems sind“, sagte Erdogan. Kein Land habe das Recht, mit seiner finanziell­en und politische­n Macht „unverhohle­n die ganze Welt zu bedrohen“. Die von der Türkei und dem Jemen eingebrach­te Resolution wandte sich gegen die Entscheidu­ng Trumps, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en. Trump hatte gedroht, Ländern im Falle ihrer Zustimmung zur Resolution Hilfszahlu­ngen zu streichen.

Die Bundesregi­erung hat sich unbeeindru­ckt gezeigt von Drohungen der USA. Die USA hätten vor dem Votum gegenüber Deutschlan­d ihre Position erläutert und umgekehrt, sagte Außenamtss­precherin Maria Adebahr. „Und dann haben wir abgestimmt, wie wir abgestimmt haben.“Deutschlan­d und die allermeist­en anderen Mitgliedss­taaten der UNVollvers­ammlung stimmten am Donnerstag für eine Resolution zum Status Jerusalems. Neun Länder, darunter die USA, Israel und vier Inselstaat­en, stimmten dagegen. 35 Länder enthielten sich.

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FOTO: DPA Israelisch­e Soldaten halten in Ramallah einen Demonstran­ten fest.

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