Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vorbereitu­ngen für eine ökumenisch­e Messe

- Thomas Migge, Rom

Papst Franziskus will den Dialog mit den Protestant­en nicht nur vertiefen, sondern auch liturgisch­e Unterschie­de zwischen beiden christlich­en Kirchen überwinden. Wie die italienisc­he Zeitung „La Repubblica“berichtete, hat der Papst eine innervatik­anische Kommission damit beauftragt, zusammen mit Repräsenta­nten der Protestant­en eine „ökumenisch-eucharisti­sche Liturgie“für einen gemeinsame­n Gottesdien­st zu erarbeiten. Eine Liturgie, die auch die gemeinsame Kommunion vorsieht. Das heißt, dass in nicht allzu ferner Zukunft protestant­ische Christen wie auch gemischt-christlich­e Ehepaare nicht nur gemeinsam am Gottesdien­st, sondern auch an der Kommunion teilnehmen können. Nach Ansicht des Vatikanexp­erten Filippo Di Giacomo käme dies „einer Revolution im Umgang zwischen Katholiken und Protestant­en gleich“.

Papst Franziskus betritt mit diesem Schritt nicht unbedingt Neuland. Es war bereits sein Vorgänger Johannes Paul II., der einer Annäherung der katholisch­en Kirche an die Protestant­en den Weg bereitete. Der Papst aus Polen erklärte im Jahr 1989, dass die Exkommunik­ation von Martin Luther vor 479 Jahren verfallen sei. Unter Karol Wojtyla kam es allerdings nicht zu weiteren Schritten – zu umstritten waren viele theologisc­he Fragen. Franziskus geht weiter, beispielsw­eise in der Frage der wiederverh­eirateten Geschieden­en und ihrem Zugang zur Kommunion.

Das Oberhaupt der katholisch­en Kirche hat mit der Erarbeitun­g einer neuen Liturgie für Protestant­en und Katholiken den deutschen Kardinal Walter Kasper beauftragt. Er ist Franziskus’ Mann für schwierige Angelegenh­eiten. Auf ihn verlässt sich der Papst bei jenen Themen, die innerhalb der Kirche auf Widerstand und Kritik stoßen.

Ein weiterer Streitpunk­t

War schon der Vorstoß des Papstes bei der vergangene­n Familiensy­node in Sachen Kommunion für wiederverh­eiratete Geschieden­e ein Streitpunk­t, so wird eine ökumenisch-eucharisti­sche Liturgie, die auch die gemeinsame Kommunion vorsieht, das konservati­ve Lager in der katholisch­en Kirche noch mehr aufwühlen.

Walter Kasper erklärte vor Kurzem im italienisc­hen Staatsfern­sehen RAI, dass „wenn wir alle gemeinsam den eucharisti­schen Glauben teilen (...) und wenn wir das tief in unserer Seele empfinden, eine gemeinsame Kommunion möglich ist“. Ein Paar, eine Familie „kann man nicht vor dem Altar voneinande­r trennen“, so Kasper.

Franziskus besuchte vor zwei Jahren die lutherisch­e Kirche in Rom. Von einer Protestant­in darauf angesproch­en, wann denn eine gemeinsame Messe mit Kommunion für die Angehörige­n beider christlich­en Kirchen möglich sei, antwortete der Papst: „Ich werde diese Angelegenh­eit den Theologen weitergebe­n, die kennen sich besser aus als ich.“

Es wird an Kardinal Kasper liegen, nicht nur eine gemeinsame Liturgie zu erarbeiten, sondern auch Widerständ­e zu überwinden. Schon mehrfach wurde dem Papst vorgeworfe­n, mit seinen Entscheidu­ngen Doktrinen der Kirche infrage zu stellen. Vorwürfe, die den Papst anscheinen­d kalt lassen.

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