Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Land verspricht zusätzliche Fahrzeuge
Krisengespräch zur Bodenseegürtelbahn – Bahn und Land geloben Besserung
FRIEDRICHSHAFEN (sz/li) - Zu wenig Wagen, diese in zum Teil schlechtem Zustand, Zugausfälle und Verspätungen: Die für Kunden unzumutbaren und für Bahn wie Land blamablen Zustände auf der Bodenseegürtelbahn sollen sich nach den Weihnachtsferien bessern. Das haben die Verantwortlichen von Bahn und Verkehrsministerium am Donnerstagnachmittag in einem Gespräch mit Landrat Lothar Wölfle und bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler in Aussicht gestellt.
Zu diesem Gespräch hatte das Verkehrsministerium zunächst kurzfristig für Dienstag eingeladen – und es noch kurzfristiger wieder abgesagt, was Landrat Lothar Wölfle die Zörnesröte ins Gesicht trieb. „Die Umstände dieser Terminierung erinnerten an die Zustände auf der Bodenseegürtelbahn“, sagte er am Mittwoch in der Kreistagssitzung. Aufgrund der Dringlichkeit fand das Gespräch mit Ministerialdirektor Uwe Lahl und dem Chef der DB Regio Baden-Württemberg, David Weltzien, nun doch noch vor Weihnachten statt.
Als Ergebnis vermeldete das Landratsamt am Freitag in einer Pressemitteilung, dass die Bahn „wieder eine ausreichende Anzahl an Fahrzeugen auf die Schiene bringen“wolle und das Land zugesagt habe, dies finanziell zu unterstützen.
Wagenkapazitäten abbestellt
Als Grund für die überfüllten Züge auf der Bodenseegürtelbahn hatte die Bahn bislang vor allem darauf verwiesen, dass sich derzeit eine überdurchschnittlich große Zahl an dort eingesetzten Triebwagen in der Werkstatt befinden – was DB-Manager Weltzien beim Gespräch in Stuttgart nochmal bestätigte. Das ist aber offenbar nur die halbe Wahrheit. In der Kreistagssitzung am Mittwoch hatte Lothar Wölfle eine Untersuchung des bodo-Geschäftsführers Jürgen Löffler vorgestellt, die aufzeigt, dass das Land Wagenkapazitäten auf der Bodenseegürtelbahn gezielt abbestellt hatte, einige davon sogar im Berufsverkehr. Aus den Reihen der Kreisräte war dazu häufiger das Wort „Skandal“zu hören.
Wie das Landratsamt nun mitteilt, habe das Land zugesichert, dass diese „fahrplanmäßigen Kapazitätsreduzierungen nochmals betrachtet“würden. Das Land werde zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Um die Situation auch mittelfristig zu verbessern, sollen zusätzliche Fahrzeuge angemietet werden. Diese Fahrzeugreserve für die Bodenseegürtelbahn soll Mitte des kommenden Jahres zur Verfügung stehen. Außerdem prüfe das Ministerium, aus einem Fahrzeugbeschaffungsauftrag der landeseigenen Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg AöR für ein anderes Netz zuständige Fahrzeuge nachzubestellen und diese auf der Bodenseegürtelbahn einzusetzen. Diese Fahrzeuge sollen dann ab Dezember 2019 eingesetzt werden können.
Dass dringender Handlungsbedarf besteht, darüber seien sich alle Gesprächsteilnehmer einig gewesen, berichten die Vertreter vom Bodensee. David Weltzien habe versichert, dass auch zwischen den Jahren an den schadhaften Triebwagen gearbeitet werde, damit die Situation möglichst bis nach den Weihnachtsferien wieder einigermaßen tragbar sei. Jürgen Löffler wies Richtung DB darauf hin, dass es dieses Mal nicht bei Versprechungen bleiben dürfe. Den Worten müssten Taten folgen. Ein nächstes Spitzengespräch, bei dem es insbesondere um die vom Land angekündigten zusätzliche Bestellungen gehen soll, ist für Ende Januar terminiert.
„Immerhin ein Lichtblick“, zeigten sich Lothar Wölfle und Jürgen Löffler nach dem Gespräch im Ministerium vorsichtig optimistisch. Die Bereitschaft des Landes, zusätzliches Geld für den aktuellen Betrieb auf der Gürtelbahn freizugeben, sei ein positives Signal – aber auch dringend nötig. Über alle Parteigrenzen hinweg werde immer das Ziel beschworen, mehr Fahrgäste auf die Schiene zu bekommen. „Auf der Bodenseegürtelbahn geht es aber mittlerweile nur noch darum, dass die Leute überhaupt noch in den Zug, der gerade im Berufsverkehr meist nur aus einem einzigen Triebwagen besteht, hineinkommen“, schreibt Wölfle in seiner Mitteilung.
In dieser wird auch Ministerialdirektor Uwe Lahl zitiert: „Auch für das Land hat es oberste Priorität, dass so schnell wie möglich die Fahrzeugprobleme von der DB Regio AG gelöst werden und die Züge wieder mit planmäßigen Kapazitäten verkehren. Wir sind dabei auf die Verkehrsunternehmen angewiesen.“