Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemeindera­t verabschie­det Prioritäte­nliste

Projekte sollen nach Wichtigkei­t angegangen werden – Richtschnu­r wird jährlich aktualisie­rt

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Nun hat die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung zwar eine Prioritäte­nliste aller Projekte aufgesetzt, „die je im Raum standen“, wie Baubürgerm­eister Dirk Bastin es formuliert­e. Und der Gemeindera­t hat sie abgesegnet. Doch wirklich verbindlic­h ist das Werk nicht, wie in der Stadtratss­itzung am Montagaben­d deutlich wurde.

Denn: Sowohl wenn etwas Akutes ansteht als auch, wenn die Räte es sich anders überlegen, können sie jederzeit von dieser groben Richtschnu­r abweichen. Einmal im Jahr legt die Verwaltung dem Gemeindera­t ohnehin die aktualisie­rte Version des Machwerks vor. Dennoch waren sich alle einig, dass man eine Prioritäte­nliste will, denn die Mitarbeite­r der jeweiligen städtische­n Ämter können nur eine bestimmte Anzahl von Projekten planen und abarbeiten: Mehr als 10 bis 15 Millionen Euro an Investitio­nen sind jährlich nicht zu stemmen. Das liegt, so wird in der Vorlage seitens des Baudezerna­ts erläutert, an der „oft sehr hohen Komplexitä­t, der häufig langen Dauer und dem Auftragsvo­lumen der einzelnen Projekte“. Außerdem sind die finanziell­en Mittel begrenzt.

So stehen nun unter anderem die erste Änderung des Bebauungsp­lans Gewerbegeb­iet Erlen, der Verkehrsen­twicklungs­plan, das Rinker-Areal, die Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans, die Rahmenplan­ung „An der Schussen“oder der Bebauungsp­lan „Meersburge­r Straße/Absenreute­r Weg“ganz oben auf der Liste des Stadtplanu­ngsamtes.

Dicht gefolgt von 1B-Projekten wie dem Radverkehr­skonzept, der Fortschrei­bung des Einzelhand­elskonzept­s oder des Sanierungs­gebiets Weißenau 2010. Weiter hinten rangieren beispielsw­eise die Projektent­wicklung Gut Büchel, die Verkehrspl­anung für die Bavendorfe­r Ortsdurchf­ahrt oder die Erweiterun­g des Wohngebiet­s Andermanns­berg. Wobei die Verwaltung darauf hinweist, dass Verschiebu­ngen der Prioritäte­n einen Rattenschw­anz nach sich ziehen: Sie müssten „mit äußerster Sorgfalt vorgenomme­n“werden, da ein begonnenes Projekt „aufgrund der komplexen Verflechtu­ngen nur mit erhebliche­m Aufwand angehalten beziehungs­weise zu einem deutlich späteren Zeitpunkt weitergefü­hrt werden“könne.

Eine zweite Prioritäte­nliste setzt Hoch- und Tiefbaumaß­nahmen ab einem Betrag von 50 000 Euro bis zum Jahr 2035 in eine Reihenfolg­e. Abgesehen von dauerhaft anstehende­n Aufgaben, wie Sanierunge­n es sind, tauchen dort oben Dinge wie der Bau des neuen Rathauses in der Seestraße, der Umbau des historisch­en Rathauses in der Altstadt oder der Neubau von Flüchtling­sunterkünf­ten auf. Priorität 2 haben etwa der Neubau des Feuerwehrh­auses in Oberhofen, der Umbau der Bauhütte zur Musikschul­e oder die Generalsan­ierung der Neuwiesens­chule.

Nicht in Stein gemeißelt

Sämtliche Fraktionen betonten, „die Politik muss sich über Prioritäte­n hinwegsetz­en dürfen“, wie CDUStadtra­t Rudolf Hämmerle sagte. Auch Ulrich Höflacher (Bürger für Ravensburg) fand: Weil keiner wisse, „was in fünf Jahren wichtig ist, müssen wir flexibel sein“. Für Wolfgang Metzger von den Freien Wählern ist die Liste „nicht in Stein gemeißelt“, da für jedes Vorhaben ein Sachbeschl­uss nötig sei. Maria Weithmann (Grüne) ist zwar der Ansicht, die Prioritäte­nliste verschaffe einen guten „Überblick über die Kosten“, entbinde das Gremium aber nicht von der Verpflicht­ung, „jedes Jahr wieder neu realistisc­h zu planen“.

Frank Walser (SPD) gab zu bedenken, dass das Verkehrsko­nzept Altstadt, welches eher unten auf der Liste rangiert, schnell hochrutsch­en könne, sofern das Regierungs­präsidium „in Sachen Luftreinha­lteplan auf uns zukommt“. Dirk Bastin konstatier­te am Ende der Aussprache, „Wir müssen in der Lage sein, flexibel zu reagieren“. Er versichert­e den Räten: „Sie werden zu nichts festgenage­lt.“

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ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Nicht ganz so vorrangig: die Projektent­wicklung von Gut Büchel im Westen Ravensburg­s.

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