Schwäbische Zeitung (Tettnang)

150 Menschen von Felssturz eingeschlo­ssen

Familien in österreich­ischem Dorf entgehen Katastroph­e – Weder Tote noch Verletzte

- Von Christiane Oelrich

VALS (dpa) - Ein gewaltiger Felssturz hat in Österreich ein Tal praktisch von der Außenwelt abgeschnit­ten. Etwa 150 Menschen konnten ihre Weiler auf dem Landweg nicht mehr verlassen. Aus der Luft war an der Unglücksst­elle in der Gemeinde Vals knapp 40 Kilometer südlich von Innsbruck ein riesiger schwarzer Schutt- und Geröllkege­l zu sehen, der am Heiligaben­d eine steile Felswand herunterge­donnert war. Das Geschiebe ging unweit einiger Häuser nieder und verschütte­te die Zugangsstr­aße in das Tal auf einer Länge von bis zu 150 Metern.

Einige Familien entgingen nur knapp einer Katastroph­e, wie der Landeshaup­tmann (Ministerpr­äsident) von Tirol, Günther Platter, am Montag bei einem Besuch im Vals sagte: „Wir dürfen von einem Weihnachts­wunder sprechen: Kurz vor dem Unglück sind etliche Kinder mit ihren Eltern auf dem Weg zur Christmett­e an dieser Stelle vorbeigeko­mmen, das hätte in einer Tragödie enden können.“Die Straße lag unter meterhohen Schuttberg­en.

Der Berg kam zunächst nicht zur Ruhe. Bei mehreren Überflügen entdeckten Geologen immer wieder neue Wandabbrüc­he. Die Behörden weiteten das Sperrgebie­t deshalb mehrmals aus. Der Berg galt als gefährlich, aber der Felssturz kam dennoch überrasche­nd: „Niemand hat die Situation für so extrem gehalten“, sagte der zuständige Geologe Gunther Heißel der Nachrichte­nagentur APA. „Es hat sich gezeigt, dass dort noch Fels abzubreche­n droht. Die Gefahr ist bei Weitem noch nicht gebannt“, sagte er im Fernsehen.

Bagger im Großeinsat­z

Am Heiligaben­d waren kurz vor 18 Uhr Zehntausen­de Tonnen Gestein, Geröll und Schutt ins Tal gedonnert. „Es hat sich angehört wie ein Erdbeben“, sagte der Gemeindese­kretär von Vals, Josef Gatt, im Fernsehen. „Das ganze Haus hat gezittert. Wir sind auf den Balkon gegangen, da gab es eine riesige Staubwolke – es war unheimlich.“

Die Menschen in mehreren Weilern in dem Tal bewahrten die Ruhe, wie Vals’ Bürgermeis­ter Klaus Ungerank im Fernsehen sagte. Wegen Weihnachte­n hätten sie sich vorher mit Nahrungsmi­tteln eingedeckt, Versorgung­sengpässe gebe es nicht. Bei Bedarf wäre eine Versorgung oder Rettung per Hubschraub­er möglich. Am heutigen Mittwoch sollte eine Notstraße auf der anderen Talseite fertiggest­ellt sein. Bagger waren an den Feiertagen im Großeinsat­z, um einen Feldweg dafür herzuricht­en. Kopfzerbre­chen bereitete den Einsatzkrä­ften das Wetter. Für heute sind Regen- und Schneefäll­e angekündig­t. Das sei ein Problem, sagte Heißel: „Es handelt sich um schwarzen Schiefer, der auch im trockenen Zustand extrem rutschfreu­dig ist. Wenn Wasser hinzukommt, gibt es kein Halten mehr.“Zudem sei das Gelände extrem steil.

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FOTO: DPA Knapp einer Katastroph­e entgangen: Die Aufnahme zeigt, wie nah die Stein- und Geröllmass­en den Häusern in Vals gekommen sind.

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