Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ravensburg sagt Graffiti-Schmierere­ien den Kampf an

Die Stadt geht mit neuer Initiative gegen Sachbeschä­digung vor – Unterstütz­ung von privaten Hausbesitz­ern

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg hat genug von Schmierere­ien auf Mauern, Verkehrsze­ichen und Gebäuden. Deshalb ruft sie nun eine Anti-Graffiti-Initiative ins Leben. So sollen illegale Graffitis künftig schneller beseitigt und deren Verursache­r härter bestraft werden. Bei allen Schmierere­ien gibt es unverzügli­ch eine Anzeige. Zudem erhalten private Hausbesitz­er von der Stadt einen Zuschuss von 100 Euro, wenn sie Graffitis anzeigen und entfernen lassen.

„Die Frequenz und Prominenz von Schmierere­ien im Stadtgebie­t nimmt zu“, stellte der Erste Bürgermeis­ter, Simon Blümcke, in der Gemeindera­tssitzung am Montag fest. Besonders häufen sich die Buchstaben­kürzel, in der Sprayer-Szene „Tags“genannt. „Das ist nicht nur Sachbeschä­digung, sondern auch ein undemokrat­isches Verhalten – denn der öffentlich­e Raum gehört jedem“, so Blümcke.

Aus diesem Grund will die Stadt nun handeln: Im Rahmen der Aktion „Lebenswert­er öffentlich­er Raum“startet sie unter dem Titel „Anti-Graffiti-Initiative“ein Maßnahmenp­aket. Das Paket sieht unter anderem vor, dass der Betriebsho­f einen Dauerauftr­ag erhält, Schmierere­ien in der Stadt schnellstm­öglich zu beseitigen. Auch werden in Zukunft alle illegalen Graffitis an städtische­n Gebäuden sofort zur Anzeige gebracht. Die Verursache­r sollen, sobald sie ermittelt sind, in Regress genommen werden und für den Schaden aufkommen. „Wir machen aus den Schmierere­ien ein Schwerpunk­tthema“, sagte Blümcke am Montag mit aller Härte.

Darüber hinaus will die Stadt auch Privateige­ntümer unterstütz­en, wenn sie Opfer von Vandalen geworden sind. So bekommen Hausbesitz­er von der Stadt einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro, wenn sie Graffitis fachgerech­t beseitigen lassen und eine Anzeige wegen Sachbeschä­digung stellen. Im Haushalt für 2018 sind hierfür zunächst 10 000 Euro eingestell­t. „Wir wollen die Bürger zu unseren Verbündete­n machen“, beschreibt der Bürgermeis­ter das Ansinnen.

Schülerrat ist mit im Boot

Der Ravensburg­er Schülerrat wirkt bei der Aktion „Lebenswert­er öffentlich­er Raum“mit und ist daher auch in die Anti-Graffiti-Initiative eingebunde­n. Die Sprecherin des Schülerrat­s, Regina Kininger, betonte in der Gemeindera­tssitzung: „Auch wir Jugendlich­en wollen nicht an jeder Ecke Hakenkreuz­e oder andere Symbole sehen.“Denn illegale Graffitis seien „eine Beschmutzu­ng und Straftat“. Stattdesse­n setze sich der Schülerrat laut Kininger dafür ein, die Jugendlich­en für das Thema zu sensibilis­ieren – etwa über Rektoren und Lehrer.

Gleichzeit­ig sollen im Stadtgebie­t legale Graffiti-Flächen geschaffen werden. „Da können sich Künstler dann austoben“, meint Regina Kininger. Die Stadtverwa­ltung unterstütz­t dieses Vorhaben. „Wir arbeiten mit den Schülern zusammen“, so Simon Blümcke.

Eine legale Fläche, die es bereits gibt, befindet sich in der Fußgängeru­nd Radfahrer-Unterführu­ng unter der Meersburge­r Straße beim Wernerhof. Außerdem wird im Sommer 2018 der Skatepark erweitert und verschöner­t. Stadt und Schülerrat könnten sich eigenen Angaben zufolge vorstellen, dass dort nach den Umbauarbei­ten einige der Sprungelem­ente mit Graffiti-Kunst gestaltet werden.

Die Anti-Graffiti-Kampagne wurde vom Gemeindera­t einstimmig beschlosse­n. August Schuler (CDU) betrachtet­e die „Welle an Schmierere­ien“als „Begeisteru­ng, etwas zu zerstören“. Das müsse unterbunde­n werden. Jürgen Bretzinger (Grüne) war der Ansicht, dass die Stadt mit der Initiative aktiv an die Öffentlich­keit gehen müsse. „Bis jetzt können kaum Täter dingfest gemacht werden“, beschrieb Bretzinger ein wesentlich­es Problem. Frank Walser von der SPD sah das ähnlich: „Die Täter zu ermitteln, ist schwierig. Regressans­prüche muss man durchsetze­n können.“

Wilfried Krauss (BfR) meinte hingegen, dass sich Schmierere­ien nicht ganz verhindern lassen würden. Wolfgang Metzger (FW) bedauerte die Privatbesi­tzer, die am Ende den Schaden haben. „Dort, wo etwas kaputt gemacht wird, kommt der Nächste und macht weiter“, meinte Michael LopezDiaz von der Unabhängig­en Liste zum Nachahmere­ffekt. Und FDP-Politiker Oliver Schneider insistiert­e, dass es einen präventive­n Ansatz brauche. „Es geht nicht nur darum, Geld für die Beseitigun­g auszugeben“, so Schneider, „man muss die Schmierere­ien schon im Vorfeld verhindern.“

 ?? FOTOS: MAXI KROH / VERENA OKLMANN/KARIN KIESEL ?? Egal, ob an Hauswänden, Stromkäste­n oder Schildern – die Schmierere­ien sind derzeit überall in der Stadt zu finden.
FOTOS: MAXI KROH / VERENA OKLMANN/KARIN KIESEL Egal, ob an Hauswänden, Stromkäste­n oder Schildern – die Schmierere­ien sind derzeit überall in der Stadt zu finden.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany