Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bilgram: Bei Arbeiten tritt Chlorgas aus
Beim Abfüllen von Chlormitteln erhitzen sich Kartonagen – Großeinsatz der Feuerwehr
OSTRACH - In einer Produktionshalle der Firma Bilgram Chemie in Ostrach ist am Mittwochmorgen Chlorgas ausgetreten. Nach Angaben der Polizei sollen sich beim Abfüllen von Chlormitteln für den Schwimmbadbetrieb aufgrund einer derzeit nicht geklärten Hitzeentwicklung Kartonagen in der Halle entzündet haben. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Verletzt wurde niemand.
Die Pulvermischung aus Chlor und Phosphat, das hinterher als Reinigungsmittel verwendet wird, wurde in Kartons abgepackt. Einer davon mit einem Gewicht von 400 Kilogramm hatte sich entzündet. Warum genau und ob bei den Arbeiten die Sorgfaltspflicht verletzt wurde, ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.
Keine besondere Mischung
„Es war nichts Außergewöhnliches, keine besondere Pulvermischung. Die Rezeptur hat gestimmt“, sagte Geschäftsführer Hugo Bilgram, kurz nachdem das Chlorgas ausgetreten war und mehr als 100 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Sigmaringen auf dem Firmengelände im Einsatz waren. Er selbst war nicht in der Produktionshalle und habe deshalb auf die Schnelle keine Erklärung, wie es zu diesem Chlorgasaustritt kommen konnte. „Es muss irgendwie zu einer chemischen Reaktion gekommen sein.“Hugo Bilgram sei in erster Linie froh, dass niemand verletzt worden sei. „Das ist erst einmal die Hauptsache.“Die beiden Mitarbeiter hatten jedenfalls den Geruch des Chlorgases wahrnehmen können und alarmierten sofort die Feuerwehr.
Da nach dem Austritt des Chlorgases die Gefahr nicht genau abzuschätzen war, „hatten wir die höchste Schutzstufe gewählt“, sagte Eugen Kieferle, Kommandant der Ostracher Feuerwehr. Der Gefahrgutzug mit den Feuerwehren aus Bad Saulgau, Mengen, Sigmaringen und Meßkirch wurde alarmiert, innerhalb weniger Minuten standen etliche Feuerwehrund Rettungsfahrzeuge des DRK auf dem Firmengelände. Die ersten Messungen der Feuerwehr Bad Saulgau ergaben, „dass das Chlorgas keine Gefahr für die Bevölkerung bedeutete“, sagte Bad Saulgaus Stadtbrandmeister Karl-Heinz Dumbeck.
In Chemikalienschutzanzügen mussten die abgebrannten Kartonagen in Stahlbehältern von Hand aus der Halle gebracht und gesichert werden. „Wir haben mit Salz anstatt mit Wasser gelöscht, um weitere chemische Reaktionen zu verhindern“, ergänzte Eugen Kieferle, der die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren lobte. „Es hat alles hervorragend funktioniert“. Die Tatsache, dass die höchste Schutzstufe gewählt wurde, hält er im Nachhinein für die richtige Entscheidung. „Die Sicherheit war das höchste Gebot.“Gegen 15 Uhr konnten die Feuerwehrleute den Einsatz beenden.
Über den Chlorgasaustritt bei Bilgram gibt es eine Bildergalerie unter www.schwaebische.de/ chlorgas-ostrach und ein Video unter www.schwaebische.de/ chlorgas-video