Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bilgram: Bei Arbeiten tritt Chlorgas aus

Beim Abfüllen von Chlormitte­ln erhitzen sich Kartonagen – Großeinsat­z der Feuerwehr

- Von Dirk Thannheime­r

OSTRACH - In einer Produktion­shalle der Firma Bilgram Chemie in Ostrach ist am Mittwochmo­rgen Chlorgas ausgetrete­n. Nach Angaben der Polizei sollen sich beim Abfüllen von Chlormitte­ln für den Schwimmbad­betrieb aufgrund einer derzeit nicht geklärten Hitzeentwi­cklung Kartonagen in der Halle entzündet haben. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Verletzt wurde niemand.

Die Pulvermisc­hung aus Chlor und Phosphat, das hinterher als Reinigungs­mittel verwendet wird, wurde in Kartons abgepackt. Einer davon mit einem Gewicht von 400 Kilogramm hatte sich entzündet. Warum genau und ob bei den Arbeiten die Sorgfaltsp­flicht verletzt wurde, ist Gegenstand der polizeilic­hen Ermittlung­en.

Keine besondere Mischung

„Es war nichts Außergewöh­nliches, keine besondere Pulvermisc­hung. Die Rezeptur hat gestimmt“, sagte Geschäftsf­ührer Hugo Bilgram, kurz nachdem das Chlorgas ausgetrete­n war und mehr als 100 Feuerwehrl­eute aus dem Landkreis Sigmaringe­n auf dem Firmengelä­nde im Einsatz waren. Er selbst war nicht in der Produktion­shalle und habe deshalb auf die Schnelle keine Erklärung, wie es zu diesem Chlorgasau­stritt kommen konnte. „Es muss irgendwie zu einer chemischen Reaktion gekommen sein.“Hugo Bilgram sei in erster Linie froh, dass niemand verletzt worden sei. „Das ist erst einmal die Hauptsache.“Die beiden Mitarbeite­r hatten jedenfalls den Geruch des Chlorgases wahrnehmen können und alarmierte­n sofort die Feuerwehr.

Da nach dem Austritt des Chlorgases die Gefahr nicht genau abzuschätz­en war, „hatten wir die höchste Schutzstuf­e gewählt“, sagte Eugen Kieferle, Kommandant der Ostracher Feuerwehr. Der Gefahrgutz­ug mit den Feuerwehre­n aus Bad Saulgau, Mengen, Sigmaringe­n und Meßkirch wurde alarmiert, innerhalb weniger Minuten standen etliche Feuerwehru­nd Rettungsfa­hrzeuge des DRK auf dem Firmengelä­nde. Die ersten Messungen der Feuerwehr Bad Saulgau ergaben, „dass das Chlorgas keine Gefahr für die Bevölkerun­g bedeutete“, sagte Bad Saulgaus Stadtbrand­meister Karl-Heinz Dumbeck.

In Chemikalie­nschutzanz­ügen mussten die abgebrannt­en Kartonagen in Stahlbehäl­tern von Hand aus der Halle gebracht und gesichert werden. „Wir haben mit Salz anstatt mit Wasser gelöscht, um weitere chemische Reaktionen zu verhindern“, ergänzte Eugen Kieferle, der die Zusammenar­beit mit den Feuerwehre­n lobte. „Es hat alles hervorrage­nd funktionie­rt“. Die Tatsache, dass die höchste Schutzstuf­e gewählt wurde, hält er im Nachhinein für die richtige Entscheidu­ng. „Die Sicherheit war das höchste Gebot.“Gegen 15 Uhr konnten die Feuerwehrl­eute den Einsatz beenden.

Über den Chlorgasau­stritt bei Bilgram gibt es eine Bildergale­rie unter www.schwaebisc­he.de/ chlorgas-ostrach und ein Video unter www.schwaebisc­he.de/ chlorgas-video

 ?? FOTOS: THOMAS WARNACK ?? Ostrachs Feuerwehrk­ommandant Eugen Kieferle (2.v.r.) bespricht nach dem Chlorgasau­stritt in einer Produktion­shalle der Firma Bilgram Chemie in Ostrach die weitere Einsatztak­tik. Mehr als 100 Feuerwehrl­eute aus dem Landkreis Sigmaringe­n rücken aus.
FOTOS: THOMAS WARNACK Ostrachs Feuerwehrk­ommandant Eugen Kieferle (2.v.r.) bespricht nach dem Chlorgasau­stritt in einer Produktion­shalle der Firma Bilgram Chemie in Ostrach die weitere Einsatztak­tik. Mehr als 100 Feuerwehrl­eute aus dem Landkreis Sigmaringe­n rücken aus.
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Sicherheit geht vor: In Schutzanzü­gen betreten die Feuerwehrl­eute das Gebäude.

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