Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Abschiedsspiel soll es auf jeden Fall noch geben
Steffen Wohlfarth wird beim FV Ravensburg endgültig zum Trainer – Karriere führt ihn bis nach Schottland
RAVENSBURG - Auch wenn er eine Rückkehr auf den Platz noch nicht hundertprozentig ausschließen will, so geht dieser Tage wohl doch die Karriere des Fußballspielers Steffen Wohlfarth zu Ende. Es sei zumindest nicht mehr vorgesehen, dass er noch einmal auf dem Platz eingreift, sagt der 34-Jährige, der am zweiten Weihnachtsfeiertag von der Interimslösung zum Trainer des FV Ravensburg befördert worden war. Weil Wohlfarth diesen Schritt wohl durchdacht hat, lässt er sich auch darauf ein, auf seine Fußballerkarriere zurückzublicken und somit quasi eine endgültige Bilanz zu ziehen.
„Ich durfte viel erleben“, sagt Wohlfarth in der Gesamtschau. Es sei alles in allem eine „schöne Spielerzeit“für ihn gewesen, die einige Highlights bereitgehalten habe. Zuerst erwähnt er seine letzte Station im Trikot des FV Ravensburg, für den er seit Sommer 2013 spielte. Der Gewinn des WFV-Pokals 2016 sei ein Highlight gewesen, der damit verbundene Auftritt im DFB-Pokal ebenfalls. Eines seiner Ziele habe er dadurch in Ravensburg erreicht, sagt Wohlfarth. Das zweite, den Aufstieg in die Regionalliga, dagegen nicht, schiebt er ohne Verbitterung nach.
Unvergesslicher Siegtreffer gegen Celtic Glasgow
Sicherlich auch deshalb, weil er zuvor wesentlich höherklassig gespielt hat. Beim SC Freiburg konnte sich Wohlfarth zwar letztlich nicht durchsetzen. Mit dem FC Ingolstadt gelang ihm bei seiner nächsten Station dafür der Aufstieg in die 2. Bundesliga (das entscheidende 1:0 schoss Vollblutstürmer Wohlfarth selbst), mit dem FC Bayern München II spielte er in der 3. Liga.
Es folgte eine kurze Phase beim SV Wehen Wiesbaden, bevor Wohlfarth den Schritt ins Ausland wagte. Anfang 2013 wechselte er zum schottischen Erstligisten Ross County, mit dem er auch Jahre später ein Erlebnis verbindet, das er vermutlich nie mehr vergisst: Steffen Wohlfarth gelang gegen Celtic Glasgow in der Nachspielzeit der 3:2-Siegtreffer. „Das war das höchste der Gefühle“, erinnert sich Wohlfarth an diesen 9. März 2013. Weil ihm wichtig war, neben dem Fußball ein Wirtschaftsingenieursstudium zu machen, endete die Zeit in Schottland aber nach einem halben Jahr.
Es folgten erfolgreiche Jahre mit dem FV Ravensburg mit respektabler Trefferquote (im Schnitt alle zwei Spiele ein Tor) und Verantwortung als Kapitän. Nach dem Rücktritt von Wolfram Eitel als Trainer schlug Wohlfarths Stunde. Er übernahm für die letzten Spiele vor der Winterpause die Verantwortung an der Linie. In dieser Zeit reifte die Erkenntnis, dass womöglich der goldene Moment gekommen ist, vom Spieler zum Trai- ner zu werden. Dazu passte, dass Steffen Wohlfarth im Dezember die Trainer-B-Lizenz erwarb.
Vater Michael Wohlfarth freut sich für seinen Sohn
Noch vor Beginn der Winterpause habe er dem Sportlichen Leiter Peter Mörth „klar signalisiert, dass ich gerne weitermachen würde“, sagt Wohlfarth. Am zweiten Weihnachtsfeiertag machten die beiden bei einem Treffen die Sache endgültig. Zeitnah wurde die Mannschaft informiert, dann die Öffentlichkeit. Einer, den Steffen Wohlfarth immer zeitnah in- formiert, ist sein Vater Michael, der selbst den FVR sieben Jahre lang trainierte. Für seinen Sohn freut er sich: „Das ist eine tolle Sache.“Die Weiterentwicklung vom Führungsspieler zum Trainer sei ein logischer Schritt gewesen: „Steffen hat es drauf, ein sehr guter Trainer zu werden“, sagt Michael Wohlfarth.
Wie gut, wird sich ab 10. Januar zeigen. Dann steigt Steffen Wohlfarth mit dem FV Ravensburg wieder ins Training ein – als Trainer, der einen letzten Wunsch als Spieler hat: „Ein Abschiedsspiel will ich auf jeden Fall.“