Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Thema lautet „Kinder, die das Leben streifen“
Schifra-Netzwerk veranstaltet 2018 eine Fotoausstellung
RAVENSBURG (sz) - Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft ist für die Eltern ein schwerer Schicksalsschlag. Nicht selten werden sie mit ihrer Trauer völlig allein gelassen. „Fehl- oder Totgeburten sind leider in unserer Gesellschaft eher noch ein Tabu-Thema“, sagt Christine Wienand von der Katholischen Schwangerschaftsberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Das Schifra-Netzwerk Schwangerschaft möchte dieser Trauer jetzt einen Raum geben und mit der vom 16. Februar bis 23. März im HeiligGeist-Spital gezeigten Fotoausstellung „Kinder, die das Leben streifen“für die Thematik Fehl- und Totgeburt sensibilisieren.
Abschiedsmappe erstellt
In dem Netzwerk Schifra haben sich Beratungsstellen, Hebammen, das Frühförderzentrum Mobile sowie Seelsorge und Trauerbegleitung zusammengeschlossen. Vor sechs Jahren haben die Netzwerkpartnerinnen eine Abschiedsmappe mit dem Titel „… weiter in meinem Herzen“zusammengestellt. „Sie wird Frauen, die ihr Kind verloren haben, noch in den Kliniken überreicht“, so Hebamme Karin Prinz-Musch. Diese zeigt Wege auf zu einer einfühlsamen Trauerbegleitung nach Fehlgeburt, Totgeburt und Schwangerschaftsabbruch aufgrund medizinischer Indikation. Außerdem gibt sie Literatursowie Internethinweise und informiert über Hilfeangebote für traurnde Eltern.
Frauen erfahren Unverständnis
Viele Frauen schämen sich, fühlen sich schuldig, leiden unter ausgesprochenen oder auch nicht ausgesprochenen Schuldzuweisungen. „In dieser Zeit erfahren die Frauen oft sehr viel Unverständnis und es bleibt wenig Raum für ihre Trauer“, weiß die Hebamme Roswitha Schwaiger. Die Frauen werden medizinisch zwar bestens versorgt, müssen sich aber mit ihrem Verlust und ihrem Schmerz selbst auseinandersetzen. Doch die Trauer sollte nicht verdrängt werden. „Mut zu trauern heißt Mut zum Leben“, erfährt Seelsorgerin und Trauerbegleiterin Marie-Luise Hildebrand oft in ihrer täglichen Arbeit. Nicht gelebte Trauer könne zu lang anhaltenden depressiven Verstimmungen oder schwerwiegenderen psychischen Erkrankungen führen, gibt Adelheid Spöri von der Beratungsstelle Grüner Turm in Ravensburg zu bedenken. Auch eine weitere Schwangerschaft und Geburt werde oft durch das vorherige Verlusterlebnis geprägt, weiß Imelda Frick von der Frühförderstelle Mobile.