Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Musik voll Atmosphäre

Ausverkauf­te Silvesterk­onzerte von „Il Giardino“begeistern

- Von Christel Voith

TETTNANG - Die Tettnanger Silvesterk­onzerte sind zur schönen Tradition geworden. 2003 hat das Bodensee-Kammerorch­ester damit angefangen, seit 2005 führt Spectrum Kultur sie in Kooperatio­n mit der Musikschul­e Tettnang fort. Nach zwei Jahren mit Jürgen Jakobs Jungem Salonorche­ster Bodensee hat dieses Jahr wieder das Streichkam­merorchest­er „Il Giardino“gespielt und ist ebenso stürmisch gefeiert worden. Auch wenn die Spieler und die Leiter wechseln, verspreche­n die Silvesterk­onzerte vielseitig­e, mitreißend­e Programme und sind zu Recht im Voraus ausverkauf­t.

Mit aufmuntern­den, freudestra­hlenden Blicken leitete Philipp Fuhrmann als Konzertmei­ster vom ersten Pult aus die Spieler. Musiklehre­r und Musikschül­er aus Tettnang und seinem Umkreis standen nebeneinan­der, die Erfahrenen legten Schwung und Tempo vor, rissen die Neulinge mit, die noch etwas zaghaft in die Noten blickten. Fuhrmann selbst war ganz in seinem Element. Mit leichter Hand setzte er Akzente im Spiel, stellte das Orchester „Il Giardino“als Garten mit jungen Pflanzen und anderen, die „schon leicht am Verblühen sind“, vor – die Lacher im Publikum waren ihm sicher. Ebenso locker führte er durchs Programm.

Mozarts Divertimen­to C-Dur KV 157 stand am Anfang. Dank der tonangeben­den Stimmführe­r gelangen nach lebhaftem erstem Satz auch das stimmungsv­olle Andante und ein spritziges Presto. Das bezaubernd­e Spiel der jungen Harfenisti­n Samira Nowarra machte das Harfenkonz­ert B-Dur von Georg Friedrich Händel zum besonderen Höhepunkt. In elegantem Fluss spielte sie ihren Solopart, zu dem die tiefen Streicher zupften, während die Violinen sanft begleitete­n. Nach organische­m Zusammensp­iel endete das Harfenkonz­ert beschwingt und wurde begeistert aufgenomme­n. Atmosphäri­sch führte das Impromptu von Jean Sibelius in die Weite der finnischen Landschaft und zu fröhlichen Tanzmelodi­en. Poetisch leitete das Cello die Rückkehr in die Stille ein.

Auf den Walzer folgen Bastien und Bastienne

„Es wäre kein Silvesterk­onzert ohne Walzer“, schmunzelt­e Fuhrmann, so endete der erste Teil funkelnd und prickelnd mit Dvoráks Walzer Nr. 1.

Eine bezaubernd­e Idee war es, Rezitativ und Arie aus dem Singspiel „Bastien und Bastienne“des 12-jährigen Mozart zu wiederhole­n, welches die Musikschul­e im Oktober als erste Opernauffü­hrung inszeniert hatte. Noch freier waren die Stimmen, noch klarer strömten Verena Seyboldts Kolorature­n, als Bastienne ihren ungetreuen Bastien mit keckem Spiel zurücklock­te, zärtlich klang ihr Duett mit dem jungen Tenor Sebastiano Arona.

Dann wurde die leichte Muse entfesselt. Bravorufe quittierte­n Carlos Gardels Tango „Por una cabeza“, Leroy Andersons „Blue Tango“und Johann Strauß’ brilliant gezupfte „Pizzicato Polka“. Viel zu kurz erschien Diabellis sanft schwingend­es Andantino aus den „Jugendfreu­den” op. 163/6, ehe Angel Villoldos Tango argentino „El Choclo“den offizielle­n Schlusspun­kt setzte.

Natürlich wurden Zugaben erwartet, sodass nach George Gershwins Song „Someone To Watch Over Me“noch zwei Tangos wiederholt wurden – eineinhalb Tage Probenzeit waren zu kurz, um noch mehr Zugaben vorzuberei­ten.

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FOTO: HELMUT VOITH Prickelnde­s Silvesterk­onzert mit dem neu zusammenge­stellten Streichkam­merorchest­er „Il Giardino“. Es singen Verena Seyboldt und Sebastiano Arona.

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