Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zahl der Pleiten geht im Bodenseekreis zurück
Gerichte befassen sich im Jahr 2016 mit insgesamt 20 Insolvenzanträgen
BODENSEEKREIS (sz) - In BadenWürttemberg hat es weniger Unternehmenspleiten gegeben, im Bodenseekreis auch: Hier notierten die Gerichte im Jahr 2016 insgesamt 20 Insolvenzanträge. Ein Jahr zuvor waren es noch 29 gewesen. Die schlechte Nachricht für die Gläubiger: Gegen die Unternehmen, die ihre Zahlungsunfähigkeit feststellen lassen wollten, bestanden Forderungen von 4,808 Millionen Euro. Geld, das wohl größtenteils verloren ist.
Im sechsten Jahr in Folge ging deutschlandweit die Zahl der Firmeninsolvenzen zurück. Rund 21 500 Firmenpleiten registrierte das Statistische Bundesamt im Jahr 2016 – so wenige wie noch nie seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Allerdings schlitterten zuletzt wieder mehr größere Firmen in die Zahlungsunfähigkeit, sodass der finanzielle Schaden höher ausfiel. Die Amtsgerichte bezifferten die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf rund 27,4 Milliarden Euro (2015: 17,5 Milliarden Euro).
Mehr als jeder zweite Insolvenzfall betraf junge Unternehmen (bis zehn Jahre), stellte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform fest. Doch auch etablierte Unternehmen, die 20 Jahre und älter sind, müssen sich vorsehen: Ihr Anteil unter den registrierten Insolvenzfällen kletterte zuletzt auf rund ein Sechstel. Unter den großen Pleiten des Jahres sticht laut Creditreform die Textil- und Bekleidungsbranche hervor: Firmen wie Steilmann, die Rudolf Wöhrl AG, SinnLeffers und Promod waren Topkandidaten bezüglich der Arbeitsplatzverluste. Die größten Schadenssummen wiederum verursachten die Pleiten von KTG-Agrar, German Pellets, Magellan Fonds und der Maple Bank.
In Baden-Württemberg ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt um 197 gesunken. So meldeten hier landesweit 1672 Unternehmen und Unternehmer Insolvenz an. Bei 550 davon klappten die Insolvenzrichter den Aktendeckel aber rasch wieder zu: Diese Verfahren wurden mangels Masse abgewiesen. Im Bodenseekreis betraf das übrigens neun Unternehmen. „Mangels Masse“heißt es im Amtsdeutsch, wenn nicht genug Geld da ist, um die voraussichtlichen Kosten des Verfahrens zu bezahlen.
Bei elf Unternehmen im Bodenseekreis wurde das Verfahren schließlich eingeleitet, es kam also zur „geordneten Insolvenz“. Überprüft wird in diesem Verfahren im Wesentlichen, ob „Zahlungsunfähigkeit“und/oder „Überschuldung“vorliegt. Dabei spielt immer auch eine Rolle wie groß der Schaden für die Gläubiger ist, denn häufig kommt es durch hohe Insolvenzschäden zu Folgepleiten. Landesweit geht es bei den Verbindlichkeiten der betroffenen Firmen um rund 1,22 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,34 Milliarden Euro). Die hiesigen Insolventen sind daran mit 4,808 Millionen Euro (Vorjahr: 12,851 Millionen Euro) beteiligt. Das sind also im Vergleich 8,043 Millionen Euro weniger Forderungen als im Vorjahr, was für die Wirtschaft bereits als gute Nachricht zählt.