Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von Jägern und Sammlern
In dem Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr hat man manchmal das Gefühl, dass man nach all den Festivitäten wieder ein wenig raus sollte. So schlug meine bessere Hälfte vor, doch mal ein wenig zum Shoppen ins Outlet-Center nach Metzingen zu fahren, wo ich bisher noch nie war. Als ziemliches Gewohnheitstier kaufe ich die meisten Dinge seit Jahren in den Tettnanger Geschäften meines Vertrauens… Doch man soll auch offen sein für Neues – darum gerne! Im Übrigen freut sich ja jede Frau, wenn ihr Mann vorschlägt, Shoppen zu gehen…
Womit ich nicht gerechnet hätte, war, dass ich mich auf einer Art Kriegsschauplatz wiederfand: Endlich angekommen galt das erste Gefecht dem Ergattern eines Parkplatzes: Eingereiht in eine lange Schlange vor dem Parkhaus hatte man zu warten, bis ein Auto selbiges verließ. Dann galt es, erst mal die eine freie Parklücke zu finden, die durch das Abrücken des anderen Schnäppchenjägers freigeworden war.
Voller Optimismus schauten wir in die ersten Outlets und stellten gleich fest, dass hier mit einem gemütlichen Sich-Umgucken nicht zu rechnen ist: Hier wird mit harten Bandagen, d.h. ausgefahrenen Ellenbogen gekämpft. Da stellt man sich nicht einfach vor einen Kleiderständer oder das Schuhregal mit seiner Größe und schaut so ein bisschen. Nein, diese Plätze muss man sich erkämpfen – man könnte ja zuerst das ultimative Schnäppchen ergattern, auf das es der Nachbar schon abgesehen hat.
Was soll ich sagen, nach einem langen Tag kann ich zusammenfassen, dass auch im vermeintlichen Schnäppchenland Mäntel bestimmter Marken den Preisen nach mit gebrauchten Kleinwagen mithalten können und dass es fast alles andere auch im Laden unseres Vertrauens zu gleichen Konditionen gibt. Zwar habe ich die eine oder andere Trophäe mit nach Hause gebracht und bin ganz glücklich darüber. Doch wenn er das nächste Mal fragt, dann will ich doch lieber wieder daheim im Städtle shoppen – ist irgendwie viel friedlicher und meist genauso erfolgreich.