Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Moderne Straßenräu­ber

- Von Roswitha Stumpp

In früheren Zeiten war Reisen eine gefährlich­e, ja lebensgefä­hrliche Angelegenh­eit und man reiste in der Regel nur, wenn es unbedingt notwendig war. Waren es auf dem Land Wegelagere­r und Beutelschn­eider, die einem ans Geld wollten, wurde man auf dem Seeweg von Seeräubern überfallen und schlimmste­nfalls abgemurkst. Den Beruf des Straßenräu­bers gibt es immer noch. Modernisie­rt sozusagen, wobei Straßenräu­ber und Wegelagere­r nicht mehr auf sich allein gestellt sind, wie das im Mittelalte­r der Fall war. Oh nein! Heutzutage geht die ganze Straßenräu­berei ganz gesetzesko­nform direkt vom Staat aus. Überall sieht man Straßenräu­ber an den Straßenrän­dern stehen, manchmal kommen sie groß und grau, quasi auf einem Fuß stehend daher, manchmal als Säule schwarz und rund, es gibt sie in vielerlei Gestalt, sie wollen allerdings, gleich wie im Mittelalte­r, nur eines, nämlich Ihr Geld. Wehe, man hält sich nicht ans Gesetz, sprich an die vorgeschri­ebene Geschwindi­gkeit! Seit einiger Zeit gibt es jetzt einen ganz neuen solchen Straßenräu­ber. Er sieht ganz harmlos aus, eigentlich nicht viel anders als ein Autoanhäng­er, den einer mal kurz an den Straßenran­d abgestellt hat, ja, er hat sogar ein Nummernsch­ild. Für 6500 Euro kriegt man so ein Gerät, einen supermoder­nen mobilen Blitzer. Die Stadt Mannheim etwa hat mit zwei solchen Blitzern in ein paar Monaten schon 400 000 Euro eingenomme­n. Der Blitzer wird durch Fernsteuer­ung und mit einem Akku betrieben, kann mehrere Spuren überwachen und schickt seine Daten direkt an die Zentrale. An der B 467, Abzweigung Meckenbeur­en, stand bis vor kurzem auch so ein als Anhänger getarnter Blitzer. Er wird jetzt sicher woanders auftauchen. Sollten Sie ihn sehen und Gelüste kriegen, ihm nach alter Westernman­ier mit der Knarre eins überbraten zu wollen – sparen Sie sich das. Das Gerät ist nämlich gepanzert und kugelsiche­r. Die Aufstellun­g eines solchen Straßenräu­bers diene selbstvers­tändlich nur der Erhöhung der Verkehrssi­cherheit. Geld soll mit dem Blitzer keinesfall­s erwirtscha­ftet werden. Nein – natürlich nicht. Wer käme auch auf eine solche Idee?

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