Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Aus der Delle an die Spitze

Häfler Zeppelin-Museum erreicht bei den Besucherza­hlen 2017 ein Spitzenerg­ebnis

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Das ZeppelinMu­seum ist auf Erfolgskur­s: 251 104 Besucher zog das Haus im vergangene­n Jahr an. „Die 250 000er-Marke wurde in den vergangene­n zwölf Jahren nur zweimal geknackt: 2011 und nun 2017“, sagt Claudia Emmert, die Direktorin des Zeppelin-Museums.

Nach 2011 sank die Besucherbi­lanz gleich wieder auf 237 000 Besucher. „Wir haben uns jetzt aus dieser Delle herausgear­beitet“, sagt Emmert zum aktuellen Ergebnis. Generell werden die Wechselaus­stellungen des Hauses stärker frequentie­rt. „Früher, als die Wechselaus­stellungen noch ausschließ­lich im Erdgeschos­s stattfande­n, wurden sie von 20 bis 30 Prozent gesehen“, sagt Emmert. Diese Werte haben sich verdoppelt: Insgesamt 53 Prozent der Besucher in der Wintersais­on sahen die Wechselaus­stellungen „Stromlinie­nform“(34 000 Besucher) sowie die Otto Dix-Retrospekt­ive (30 126 Besucher). 200 Besucher pro Tag frequentie­rten die Ausstellun­gen im Durchschni­tt. Damit sinkt die Zahl derjenigen Besucher, die sich nur für die Dauerausst­ellung des Zeppelin-Museums interessie­ren: in der Wintersais­on waren dies im vergangene­n Jahr 47 Prozent; ein Wert, der in der touristenr­eichen Sommersais­on auf 55 Prozent kletterte.

Zeppelin wird zum Kultobjekt

Die im Juni eröffnete Wechselaus­stellung „Kult“war in der Sommersais­on 2017 mit 71 618 Besuchern sehr erfolgreic­h. „Wir hatten lediglich mit 50 000 bis 60 000 Besuchern gerechnet“, sagt Claudia Emmert. Täglich sahen im Durchschni­tt 510 Besucher diese Themenauss­tellung, in der unter die Lupe genommen wurde, wie der Zeppelin zum Kultobjekt werden konnte. Zugleich zeigte die Ausstellun­g, wie sich Künstler von heute am Thema „Kult“abarbeiten.

Naturgemäß sehr auf die sogenannte­n „Neuen Medien“konzentrie­rt, ist auch die im November er- öffnete Ausstellun­g „Schöne Neue Welten“. Hier beschäftig­en sich Künstler von heute mit dem Thema der virtuellen Realität. In den ersten beiden Wochen hatte die Ausstellun­g 2000 Besucher – weiter sind die Zahlen noch nicht ausgewerte­t. Claudia Emmert freut sich aber, dass viele ältere Besucher sich für dieses Thema interessie­ren, das man eher mit jungen Leuten in Verbindung bringt. Auch für die im Dezember eröffnete Kunstausst­ellung zu Max Ackermann, in dem das ZeppelinMu­seum seinen Ackermann-Gesamtbest­and zeigt, liegen noch keine Zahlen vor.

Steigende Besucherza­hlen erreicht man nicht nur mit interessan­ten Ausstellun­gen, sondern auch mit einer Museumspäd­agogik, die sie ans Publikum zu bringen versteht. „Wir haben die Vermittlun­gsarbeit stark ausgeweite­t und auch das Veranstalt­ungsprogra­mm: Es gibt mehr Workshops, mehr Führungen, mehr Themen, die wir abarbeiten“, sagt Emmert. Dabei geht es auch um In- klusion und Integratio­n: Es gibt Angebote für hör- und sehgeschäd­igte Menschen und Audioguide­s in einfachem Deutsch, aber auch in Farsi, Arabisch oder Türkisch.“Die Zeiten, in denen aus dem Kopfhörer nur erklärende Stimmen in Englisch oder Französisc­h schallten, sind vorbei. Auch das „Café Internatio­nal“geht über Museumsarb­eit im alten Stil hinaus – hier treffen sich Menschen aus verschiede­nen Kulturen , um über wechselnde Themen zu sprechen, von der Esskultur bis zum Heimweh. „Am letzten Café nahmen 20 Leute teil“, sagt Claudia Emmert.

Neuerdings gibt es in Kooperatio­n mit der PH Weingarten sogar ein Veranstalt­ungsformat für werdende Mütter. „Manchen Frauen kriegen die Krise, wenn sie aus dem Beruf rausfallen“, begründet Claudia Emmert den neuen Treffpunkt, der sich auch an Mütter mit Kindern im Krabbelalt­er richtet. So nimmt man im Zeppelin-Museum schon die nächste Generation von Besuchern in den Blick.

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FOTO: MARKUS TRETTER Simone Lipski, Pressespre­cherin des Zeppelin- Museums, in der Ausstellun­g „ Schöne Neue Welten“.

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