Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neujahrsempfang im Rittersaal
Bürgermeister skizziert eine kommunale Gesamtstrategie.
TETTNANG - Neue Kindergärten, ein Ersatz für die Stadthalle, ein Lebensmittelmarkt für die Kernstadt: Bürgermeister Bruno Walter hat in seiner Neujahrsansprache am Freitag im prall gefüllten Rittersaal auch einen Blick in die Zukunft Tettnangs geworfen. Diese und andere Projekte sollen eine Antwort auf die anhaltende „überaus dynamische Entwicklung“der Stadt Tettnang sein.
Aktuell hat die Stadt 19 462 Einwohner, im Jahr 2020 müsse man mit dem „Überschreiten der 20 000-Einwohnermarke rechnen“, so Walter. Er verwies auf bereits abgeschlossene Projekte des letzten Jahres, von der Sanierung der Karlstraße über die Straßenarbeiten im Loreto-Quartier, den Bau der Mensa und der Anschlussunterbringung in Hagenbuchen sowie der Hängebrücke zwischen Badhütten und Unterlangnau – zusammen haben diese ein Volumen von 15,4 Millionen Euro.
Schuldenabbau trotz Projekten
Hierfür seien keine neuen Kredite aufgenommen worden, es habe sogar eine Million Euro an Schulden getilgt werden können. Die Zahlen des Haushaltsjahrs 2018 bezeichnete Walter in der Vorausschaue ebenfalls als „durchaus positiv“.
Bezüglich der Karlstraße warf Bruno Walter noch einmal einen Aspekt seiner Eröffnungsrede im November auf: „Können wir uns eine Karlstraße und eine Montfortstraße ohne Pkw-Verkehr vorstellen? Dies vielleicht auch zeitweise?“Mit Bezug auf die Karlstraße sagte Walter, dort habe das „fast neun Monate funktioniert“. Hier gab es aus dem Publikum einen kurzen Zwischenapplaus aus einigen Bereichen des Saals.
„Ziel ist es, für unsere Stadt und ihre Ortschaften, für die Menschen eine sichere und positive Zukunft zu schaffen“, sagte Walter. Die Verwaltung bereite eine kommunale Gesamtstrategie vor, die eine Antwort auf das Wachstum sein soll, zu dem Walter sagte: „Wir werden diese Entwicklung nicht verhindern können.“Er betonte die Wichtigkeit einer guten Quartiersarbeit. Als Beispiel nannte er das St. Anna-Quartier als „Leuchtturmprojekt“, bei dem fünf Partner, vor allem die Kirchengemeinde St. Gallus, die Weichen gestellt hätten.
Ebenso freute sich Walter über den Preis in Höhe von 30 000 Euro im Rahmen des Wettbewerbs „Quartier 2020“. Sozialminister Manne Lucha bedankte sich in seiner Ansprache für diesen Beitrag der Stadt und sagte: „Pioniere wie Tettnang sind unerlässlich.“Ebenso dankte er den Akteuren vor Ort für die Flüchtlingsarbeit. Die Gelder des Pakts für Integration würden hier „wichtig und richtig“eingesetzt. Tettnang sei hier sehr stark und engagiert. Lucha verwies auch auf den großen Einsatz von in der Region ansässigen Unternehmen wie Vaude.
Weit zurück blickte Johannes Stopper. Er berichtete von der Tettnanger Kneipen-Szene des ausgehenden 20. Jahrhunderts – mit Dumme-Jungen-Streichen, legendären Wirten und Gerüchten von Drogenumschlagsplätzen und sogar einem (möglichen) Mord.
„Bodasee Schwob“Frieder Hahn nahm spöttelnd die Widersprüche der schwäbischen Sprache („Wart mal g’schwind“) ebenso aufs Korn wie die Verkehrssituation in Tettnang, wo man sich auf der Lindauer Straße links einordnen muss, um geradeaus fahren zu können.
Musikalisch umrahmte das Vokalensemble „Zungenschlag“der Musikschule Tettnang unter der Leitung von Ina Weissbach den Abend. Im Anschluss an das mehr als zweistündige Programm des offiziellen Teils ging es dann zum Stehempfang mit Häppchen und Getränken in den Bacchus-Saal.