Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ankommen ist das Ziel

- (nyf) untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Unstet ist der Mensch: Befindet er sich an einem Ort, wünscht er sich meistens nach kurzer Zeit, wieder an einem anderen zu sein. Die Gründe dafür sind unklar. Viele sehnen sich danach, Abstand von sich selbst zu gewinnen. Merken dann aber unterwegs ganz erschrocke­n, dass sie sich ja immer selbst dabei haben. Das ist gut für die Reiseindus­trie, denn diese lebt davon, dass wir eigentlich meistens woanders sein wollen als wir es gerade sind. Aber auch für die Fluggesell­schaften und nicht zuletzt die Deutsche Bahn.

Dabei ist das oft dafür strapazier­te Wort Reiselust ein sehr irreführen­der Begriff, denn die Leute wollen ja in Wirklichke­it gar nicht reisen, sondern einfach nur woanders sein, wo sie gerade nicht sind. Aber sie scheuen den Weg dahin, also das Unterwegss­ein an sich. Weil das nämlich oft genug bedeutet, an zugigen Bahnsteige­n auf verspätete Züge zu warten oder in irgendwelc­hen Staus dem Verkehrsfu­nk zu lauschen, wie der vor einer Kolonne warnt, in der man längst selbst gerade feststeckt.

Fliegen ist auch nur bedingt eine Lösung, weil eine Menge Menschen ja an Flugangst leiden. Wobei auch das wieder nicht wirklich stimmt, denn wir leiden ja nicht an der Angst vor dem Fliegen, sondern vielmehr an der Angst vor dem Abstürzen. Gleiches gilt übrigens für die Höhenangst oder die Angst vor Aufzügen. Wahrschein­lich wäre es am besten, wir blieben öfter einfach daheim. Auch wenn das bedeutet, uns selbst noch weniger entkommen zu können. So schlimm aber wäre das auch wieder nicht: Denn so übel sind die meisten von uns gar nicht.

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FOTO: DPA Der Weg ist nicht das Ziel, sondern das Ziel.

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