Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Walzerseligkeit und flotte Polkas
Wiener Johann Strauß Konzert-Gala im GZH ist wieder ein festliches Vergnügen
FRIEDRICHSHAFEN - Längst hat sich die Wiener Johann Strauß KonzertGala auch in Friedrichshafen einen festen Platz unter den Veranstaltungen rund um den Jahreswechsel erobert, denn der Wiener Schwung und Charme begeistern immer wieder von Neuem. Sogar die Saalerweiterung im Hugo-Eckener-Saal war am Samstagabend geöffnet, wenn auch nicht bis oben ausverkauft.
Eigentlich stimmt der Name nicht ganz, denn die Musiker sind keine Wiener – die von Matthias Georg Kendlinger 2002 gegründeten K&K Philharmoniker stammen aus dem ukraninischen Lemberg (Lviv) und damit ganz aus der Tradition des K&K Habsburgerreiches. Im Mittelpunkt stand diesmal nicht Johann Strauß, sondern im ersten Teil Eduard Strauß, der jüngste Bruder des Walzerkönigs. Im zweiten Teil kamen Werke von Josef Strauß hinzu, denn immer ist die ganze Strauß-Dynastie mit einbezogen.
Am Pult stand wieder Taras Lenko. Als Klarinettist findet er die richtige Balance zwischen Streichern und Bläsern, führt sie mit leichter Hand zu harmonischer Einheit zusammen. Geschmeidig war der Wechsel von Holz- und Blechbläsern zu den sich im Takt wiegenden Streichern in Eduard Strauß’ „Greeting Valse on English Airs“, dem Vorboten kommender Walzerseligkeit. Ganz wienerisch charmant hatte sich eingangs das Orchester mit Eduard Strauß’ „Weyprecht-Payer-Marsch“präsentiert. Mit der Polka schnell „Ohne Bremse“kam der erwartete Auftritt des Österreichischen K&K Balletts, das Kendlinger eigens für die Konzert-Galas gegründet hatte. Der hochgefahrene Orchestergraben gab den vier Paaren genügend Raum für die Choreografien von Viktor Litvinov von der Staatsoper Kiew. Graziös und temperamentvoll tanzten die Paare die Polka auf der Basis des klassischen Balletts. Putzig lockten kokette Luderchen im Walzer „G’schichten aus dem Wienerwald“von Johann Strauß Sohn, flink schwebten und flogen die Tänzerinnen und Tänzer auch im Kaiserwalzer und Donauwalzer dahin.
Zum Mitsingen verführt
Dennoch ist es gut, dass das Ballett nicht alle Nummern begleitet, da es ja von den Musikern ablenkt, denen zuzuhören eine Freude war, ob dem Tutti oder den sehnsuchtsvollen Cellosoli, den warmen Hornrufen, bezaubernden Flötenmelodien oder Geigensoli. Ein Vergnügen für sich sind immer die Quadrillen, diesmal die Carmen-Quadrille von Eduard Strauß, die scheinbar kunterbunt Elemente der Oper anspielte und das Karussell immer schneller drehen ließ. Zu den unbekannteren, zauberhaft vielseitigen Werken zählten die Ballettmusik aus der Operette „Der Carneval in Rom“und die Ouvertüre zur Operette „Waldmeister“, beide von Johann Strauß. Zum leise Mitsingen verführte die moussierende Ouvertüre zur Operette „Eine Nacht in Venedig“. Natürlich durften bei den Zugaben der Donauwalzer und der Radetzky-Marsch nicht fehlen. Herzlicher Applaus und Standing Ovations waren der verdiente Lohn.