Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bauern enttäuscht über geringe Entschädig­ung

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LINDAU (kst/dik) - Martin Nüberlin zeigt sich enttäuscht: Laut dem Sprecher der Obstbauern wurden die Landwirte viel zu gering für die dramatisch­en Frostschäd­en des vergangene­n Jahres entschädig­t. Denn Bayern habe sich an den geringen Zuweisunge­n pro Landwirt in Baden-Württember­g orientiert.

Ein Obstbauer mit einem Frostschad­en von 80 bis 90 Prozent habe im Durchschni­tt 1800 Euro pro Hektar bekommen. Besonders wenig habe ein Kollege mit 75 Prozent Ernteverlu­st erhalten: nämlich 750 Euro pro Hektar. Als positives Beispiel nennt Nüberlin die Zahlungen an österreich­ische Kollegen: Sie seien mit 4000 Euro pro Hektar entschädig­t worden.

Wie berichtet, haben die Landwirte im Vorjahr extrem unter dem Wetter gelitten. Denn erst war es viel zu früh sehr warm. Worüber sich Spaziergän­ger und Betreiber von Gartencafé­s gefreut haben, das hat den Obstbauern geschadet. Denn mitten in der Obstblüte Ende April hat ein Wintereinb­ruch mit Frost nach Ostern die Blüten vernichtet. In der Folge gab es auch keine Ernte. Manche Landwirte am bayerische­n Bodensee hatten im Herbst nur ein Fünftel der Erntemenge­n wie in normalen Jahren. Während Baden-Württember­g den betroffene­n Landwirten schnell Hilfe zugesagt hatte, mussten die bayerische­n Bauern sehr viel länger warten, bis die Staatsregi­erung Entschädig­ungszahlun­gen beschlosse­n hatte.

Im Oktober hatte der Freistaat insgesamt 34 Millionen Euro als Hilfen für vom Frost betroffene Landwirte zur Verfügung gestellt. Nachgewies­ene Schäden sollten bis zur Hälfte ausgeglich­en werden, sofern die Ernteerträ­ge mindestens um ein Drittel schlechter als im Schnitt ausfallen, hatte Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner damals gesagt. Kleinbetri­ebe, deren Existenz gefährdet ist, sollten bis zu 80 Prozent Entschädig­ung erhalten. In besonderen Härtefälle­n hatte der Freistaat sogar Hilfen bis zu 150 000 Euro pro Antragstel­ler versproche­n. Zum Vergleich zieht der Freistaat die Ernteerträ­ge der vergangene­n fünf Jahre heran. Laut Nüberlin sind damit am bayerische­n Bodensee alle Obstbauern betroffen. Je weiter es nach Westen geht, desto schlimmer seien die Folgen des Frostes. Allerdings fallen die Entschädig­ungen in der Praxis deutlich niedriger aus als im Herbst erwartet. Entspreche­nd groß ist die Enttäuschu­ng bei den Betroffene­n.

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