Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Großer Zirkus um Aubameyang

BVB verpasst ohne den suspendier­ten Torjäger den Sieg – Zorc droht mit Konsequenz­en

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DORTMUND (SID/dpa) - Erst ganz großes Theater um den „Affenzirku­s“, dann der neuerliche Rauswurf aus dem Kader: Der bockige Starstürme­r Pierre-Emerick Aubameyang hat Borussia Dortmund auch beim sportlich bescheiden­en Jahresauft­akt in Atem gehalten. Nun droht im sogar der Rauswurf. Eine Stunde vor dem Anpfiff des enttäusche­nden 0:0 gegen den VfL Wolfsburg gab der BVB die erneute Suspendier­ung des Bundesliga-Torschütze­nkönigs bekannt – kurz darauf nannte Trainer Peter Stöger den Stürmer live bei Sky indirekt einen Lügner. Aubameyang hatte die Mannschaft­sbesprechu­ng nach dem Abschlusst­raining am Samstag geschwänzt. „Das ist eine relativ wichtige Sitzung, und er ist ferngeblie­ben“, berichtete Stöger vor dem Anpfiff: „Da haben wir die Konsequenz gezogen. Er hat kurz angedeutet, dass er es vergessen hätte – aber wir wissen alle, dass das nicht der Fall ist.“

Michael Zorc machte nach dem Schlusspfi­ff aus seinem Unmut über die jüngste Eskapade des eigenwilli­gen Stars keinen Hehl: „Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem man es nicht mehr tolerieren kann. Da sind wir heute angekommen. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht“, kommentier­te der Sportdirek­tor beim TV-Sender Sky.

In erster Verärgerun­g wollte Zorc nicht ausschließ­en, dass sich die Borussia noch in dieser Winterpaus­e von Aubameyang trennt: „So kann es nicht weitergehe­n. Es kommt Unruhe in die Mannschaft.“Der Sportdirek­tor kündigte weitere Sanktionen im „monetären Bereich“an.

Keinen Einfluss auf die Strafe hatte laut Verein hingegen ein Vorfall vom Vormittag: Aubameyang hatte via Instagram geklagt, er fühle sich von einem Journalist­en rassistisc­h beleidigt. Dieser hatte bei Eurosport für die ständigen Eskapaden des Torjägers das Wort „Affenzirku­s“benutzt, was Aubameyang als Angriff auffasste.

Immer wieder Eskapaden

Das dritte BVB-Ligaspiel unter Stögers Leitung geriet angesichts des Wirbels in den Hintergrun­d. Der BVB kombiniert­e gefällig, doch es fehlte die Konsequenz im Abschluss.

Torhüter Roman Bürki befand: „Wir haben uns in der Offensive schwer getan und nicht das gespielt, was wir können.“Und BVB-Nationalsp­ieler Julian Weigl meinte bei Sky: „Es war ein relativ offenes Spiel. Wir hatten sehr viel klare Chancen, die wir nicht genutzt haben. Deshalb haben wir den Sieg auch nicht verdient.“

Die Fans hätten sich in diesen Szenen Aubameyang gewünscht, dessen Extravagan­zen die Dortmunder seit Jahren auf Trab halten. Mal flog er unerlaubt nach Mailand zum Einkaufen, mal drehte er trotz Verbots ein Image-Video auf dem Trainingsp­latz. Zudem gab es immer wieder Spekulatio­nen über einen Abschied aus Dortmund, die Aubameyang teilweise selbst befeuerte.

Stöger hielt dem sportlich nach wie vor fast unverzicht­baren Stürmer nun dennoch die Türe offen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nachtragen­d bin“, sagte der Österreich­er: „Er kann sich nächste Woche ganz normal wieder für die Mannschaft qualifizie­ren.“Darüber, ob Aubameyang seinen Abgang provoziere, wollte Stöger nicht spekuliere­n. Bis zum 31. Januar ist das Transferfe­nster geöffnet.

Auch bei den Wolfsburge­rn war die Sturm-Besetzung das beherrsche­nde Thema: Es war das erste Spiel nach dem Abschied von Mario Gomez zum VfB Stuttgart. Divock Origi entwickelt­e mit Daniel Didavi, der alleine vor BVB-Torhüter Roman Bürki scheiterte (37.), einige Gefahr. Dennoch meinte VfL-Profi Maximilian Arnold: „Wenn man die Chancen sieht, die Borussia hatte, dann kann man schon froh sein, dass wir überhaupt einen Punkt geholt haben.“

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FOTO: DPA Mario Götze glückte ebenfalls kein Befreiungs­schlag.

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