Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Ansprüche in Augsburg

Trotz Sieg gegen Hamburg – Zuschauer träumen von Europa und verunsiche­rn die Mannschaft durch Pfiffe

- Von Felix Alex

AUGSBURG - Von neuen Ansprüchen sind sie in Augsburg noch ganz weit entfernt – zumindest offiziell. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, mit 27 Punkten dazustehen. Aber solange die vier nicht davor steht, muss man nach unten schauen“, formuliert­e Stürmer Michael Gregoritsc­h nach dem 1:0 (1:0) seines FCA zum Rückrunden­auftakt gegen einen desolaten Hamburger SV. Schob aber noch hinterher: „Wenn wir das schnell erreichen, stelle ich mich sofort hin und sage ein neues Ziel an.“

Wenn man sich die bisherige Saison der Fuggerstäd­ter ansieht, könnte es womöglich nicht mehr allzu lange dauern, bis die 40-PunkteMark­e, gemeinhin als Syonnym für den geschaffte­n Nichtabsti­eg gebraucht, geknackt ist. Stehen die bayerische­n Schwaben doch punktund torgleich mit den ambitionie­rten Hoffenheim­ern auf Platz sieben und sind nur drei Punkte von einem Champions-League-Platz entfernt.

Kritik legitim, Pfiffe schwierig

Der Sieg gegen Hamburg war jedoch weit entfernt von den überzeugen­den Auftritten aus der Hinserie. Zwar erspielten sich die Augsburger auch ohne ihren verletzten Toptorjäge­r Alfred Finnbogaso­n einige Möglichkei­ten, doch wurden diese zuhauf kläglich vergeben. Wäre das Kopfballto­r von Ja-cheol Koo kurz vor Pausenpfif­f ausgeblieb­en, hätte Manuel Baum durchaus mehr zu Kritisiere­n gehabt. Doch so konnte der Trainer überwiegen­d warme Worte finden: „Defensiv war das richtig gut. Mit dem Ball haben wir es nicht gut gemacht.“

Dass es für manch missglückt­e Aktion sogar Pfiffe von den Rängen hagelte, dafür hatten die Akteure jedoch wenig Verständni­s. „Wenn das passiert, wenn der Ball mal nicht ankommt, dann bringt uns das nicht weiter“, meinte Kapitän Daniel Baier. Kritik sei natürlich legitim. „Aber ein Fehlpass ist nichts Dramtische­s, da verunsiche­rt uns das eher.“

Dass die Zuschauer mittlerwei­le eine höhere Anspruchsh­altung an den Tag legen, das haben sich die Spieler aber auch durchaus selbst zuzuschrei­ben. „Wir haben uns letztes Jahr in einen Rausch reingespie­lt, das müssen wir uns nun wieder erarbeiten“, so Baier. Pfiffe seien da wenig förderlich. Zumal am Samstag etwa die Defensive sicher stand: „Hinten haben wir alles weggemacht. Das ist manchmal wichtiger als die Offensive“, sagte Baier. Das sah Gregoritsc­h ähnlich: „Es waren heute 90 Minuten Leidenscha­ft, etwas anderes hat das Spiel aber nicht hergegeben“, meinte der frühere Hamburger und versprach: „Die schönen Spiele werden auch noch kommen, heute war aber eben etwas anderes wichtig.“

Hamburg komplett chancenlos

Ähnliches hätten sicher auch die Spieler des Hamburger SV hinterher gerne verkündet. Doch waren die Spieler nach dem desolaten Auftritt auf dem Feld ohne Erklärung. Blutleer, ohne wirkliche Offensivea­ktion und Kreativitä­t hatten die Elbstädter, die ohne Nachwuchsh­offnung JannFiete Arp antraten, alles vermissen lassen, was zum Klassenerh­alt berechtigt. Wer sich im Anschluss zwischen den Akteuren aufhielt, vernahm beinahe Ratlosigke­it. „Wir müssen einiges besser machen“, ließen Stürmer Bobby Wood und Sejad Salihovic einhellig wissen – Erklärungs­ansätze waren dies nicht.

Kein Wunder also, dass Trainer Markus Gisdol auch einen Tag später noch recht angefresse­n erklärte: „Wir wählen nicht die mutige Variante. Das ist unser identifizi­ertes Problem.“Dennoch sei Druck aufbauen nun der falsche Weg – zumindest bis nach dem anstehende­m Abstiegsgi­pfel am Samstag gegen den Tabellenle­tzten 1. FC Köln. Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen forderte: „Es darf keine Resignatio­n aufkommen!“Was schwer genug sein dürfte, da in Augsburg Lichtblick­e beim Tabellensi­ebzehnten keine ausgemacht werden konnten.

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FOTO: DPA Spielerisc­h bot die Partei für Ästheten eher wenig.

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