Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Von der Leyen sieht Bundeswehr auch künftig in Jordanien

Verteidigu­ngsministe­rin zu Besuch in al-Asrak und Amman – Zahl der Soldaten soll reduziert werden

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AL-ASRAK/AMMAN (AFP) - Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) will den Anti-IS-Einsatz der Bundeswehr zurückfahr­en, die deutschen Soldaten sollen aber in Jordanien bleiben. Bei einem Besuch auf dem jordanisch­en Stützpunkt in al-Asrak und in Amman sagte von der Leyen, die Zahl der Bundeswehr­soldaten „kann gesenkt werden“. Die Dschihadis­tenmiliz „Islamische­r Staat“(IS) sei „weitgehend militärisc­h geschlagen“. Der Einsatz könne aber künftig einen anderen „Charakter“erhalten.

Die derzeitige Mandatsobe­rgrenze für die Bundeswehr im Anti-ISKampf liegt bei 1200 Soldaten. In Jordanien sind derzeit etwa 280 Bundeswehr­soldaten stationier­t. Von der Basis Muwaffak Salti in al-Asrak starten Tornados zu Aufklärung­sflügen über Syrien und dem Irak und versorgen die internatio­nale Anti-ISKoalitio­n mit Lagebilder­n. Auch ein Airbus-Tankflugze­ug der Luftwaffe zur Luftbetank­ung ist von al-Asrak aus im Einsatz.

Der internatio­nale Einsatz in der Region, an dem die Bundeswehr mit dem Einsatz „Counter Daesh“beteiligt ist, werde weitergehe­n, sagte von der Leyen. Die IS-Miliz sei trotz ihrer militärisc­hen Niederlage weiterhin „nicht zu unterschät­zen“, warnte sie. Es müsse verhindert werden, dass sich die Miliz „in Rückzugsor­ten einnistet“. Bei der Übergabe von Militäraus­rüstung im Wert von 18 Millionen Euro in Amman betonte von der Leyen in diesem Zusammenha­ng das „hohe Interesse“Deutschlan­ds an der Rolle Jordaniens als „Stabilität­sanker“im Nahen Osten.

Deutschlan­d ist Jordaniens zweitgrößt­er bilaterale­r Geldgeber. Im Zuge von Entwicklun­gshilfe und humanitäre­r Hilfe erhielt Amman in den vergangene­n zwei Jahren insgesamt mehr als eine Milliarde Euro. Hinzu kommt Unterstütz­ung aus der „Ertüchtigu­ngsinitiat­ive“der Bundesregi­erung, bei der Verteidigu­ngsministe­rium und Auswärtige­s Amt kooperiere­n. Jordanien ist seit 2016 eines von fünf Schwerpunk­tländern für diese Stabilisie­rungshilfe. 2017 flossen so 130 Millionen Euro (2016: 100 Millionen Euro) für diese Länder. Am Sonntag übergab von der Leyen aus diesem Projekt 70 Lastwagen und 56 Kleinbusse im Wert von rund 13 Millionen Euro sowie zwei Trainingsf­lugzeuge im Wert von rund fünf Millionen Euro.

Der Linken-Verteidigu­ngsexperte Alexander Neu äußerte Skepsis angesichts der Erwägungen zu einer möglichen Neuausrich­tung der Mission. Von der Leyens Äußerungen seien „sehr nebulös“. Sie suche offenbar nach Gründen für eine Fortsetzun­g des Einsatzes. Der GrünenPoli­tiker Ottmar von Holtz verwies darauf, dass das Bundestags­mandat mit dem Kampf gegen die IS-Miliz begründet sei. Sei der IS tatsächlic­h „besiegt“, stelle sich „grundsätzl­ich“die Frage, ob das Mandat „umdefinier­t“werde und es „Aufgabe der Bundeswehr ist, für Stabilität in der Welt zu sorgen“.

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FOTO: AFP Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen in Jordanien.

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