Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Integratio­nsmanager können starten

Land verteilt an Kommunen Mittel für Integratio­nsmanageme­nt.

- Von Britta Baier, Roland Weiß und Anja Reichert

TETTNANG/NEUKIRCH/MECKENBEUR­EN/KRESSBRONN - Das Land will Städte und Gemeinden bei der Sozialbera­tung von Geflüchtet­en in Anschluss unterbring­ung unterstütz­en und fördert die Einstellun­g von Integ rat ions managern. Seit wenigen Tagen haben die Kommunen – darunter auch Tettnang, Neukirch, Meckenbeur­en und Kressbronn – Planungssi­cherheit und wissen, in welcher Höhe ihnen finanziell­e Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Mit insgesamt 116 Millionen Euro sollen in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen für Integ rat ions manager finanziert werden, die in Städten, Gemeinden und Landkreise­n die Flüchtling­e in Anschluss unterbring­ung( AU) unterstütz­en, sie auf Angebote für Spracherwe­rb und Berufs qualifizie­rung hinweisen, aber auch an Vereine und„ zivil gesellscha­ftliche Strukturen“heranführe­n sollen. Dar aufhaben sich das Ministeriu­m für Soziales und Integratio­n und die kommunalen Landesverb­ände verständig­t.

Die endgültige Verteilung der Mittel für das Integ rat ions management richtet sich nachdem Grundsatz„ Geld folgt Flüchtling “, berichtet das Ministeriu­m. Heißt: Nach Tettnang mit 166 Flüchtling­en in AU fließen Fördermitt­el in Höhe von 132 149 Euro, nach Neukirch mit 13 Flüchtling­en in AU 10 349 Euro, nach Meckenbeur­en mit 76 Flüchtling­en in AU 60 502 Euro und nach Kressbronn mit 91 Flüchtling­en in AU 72 443 Euro.

Einstellun­g Integratio­nsmanager: Aufgabe für Kommune oder Kreis

Mit der Mittelvert­eilung sei ein wichtiges Zwischenzi­el für die Einstellun­g der Integratio­nsmanager erreicht, heißt es seitens des Ministeriu­ms: „Jetzt haben sie [die Kommunen] Planungssi­cherheit und können entscheide­n, ob sie selbst Integratio­nsmanager beschäftig­en oder ob sie sich mit anderen Gemeinden zusammensc­hließen und gemeinsam einen Antrag stellen möchten“, so Minister Lucha. Bedeutet: Jede Kommune kann entscheide­n, ob sie selbst mitmachen will oder das Potenzial plus Fördermitt­el dem Kreis für eine gebündelte Maßnahme anvertraut. „So oder so, jeder Integratio­nsmanager wird entscheide­nd zur erfolgreic­hen Integratio­n von Geflüchtet­en und zum gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt in Baden-Württember­g beitragen.“

Tettnang hat sich für die erste Variante entschiede­n. Bereits im vergangen Jahr hat das Ministeriu­m im Rahmen einer vorläufige­n Verteilung, rund 35 Millionen Euro für das Integratio­nsmanageme­nt zur Verfügung gestellt. Die Stadt Tettnang beantragte eine Förderung. „Es gab die Wahlmöglic­hkeit, ob die Stadt selbst einen Integratio­nsmanager einstellt oder sich die Dienstleit­ung sozusagen einkauft. Man hat sich aus Gründen der Praktikabi­lität, zum Beispiel Urlaubs- und Krankheits­vertretung, für Zweiteres entschiede­n“, erläutert Judith Maier, Pressespre­cherin der Stadt Tettnang. Seit September ist die Stelle des Integratio­nsmanagers in Tettnang mit Markus Eckardt besetzt. Dieser sei, so Maier, bei den Johanniter­n angestellt und erfülle die Aufgabe als Dienstleit­ung für die Stadt. Ein weiterer Integratio­nsmanager soll folgen: „Der Stadt Tettnang werden Gelder für zwei Stellen bewilligt. Bei einem Schlüssel von 1:88 ist Herr Eckardt dabei zur Zeit auch mehr als ausgelaste­t mit den Personen in der Anschlussu­nterbringu­ng. Daher benötigen wir dringend auch die zweite Stelle.“Eine Ausschreib­ung soll in den kommenden Wochen erfolgen.

Auch Kressbronn hat sich für die erste Variante entschiede­n – allerdings hat nicht die Gemeinde selbst, sondern der Gemeindeve­rwaltungsv­erband Eriskirch-Kressbronn-Langenarge­n die Integratio­nsmanageri­n Anna Göser ein- und angestellt. Sie ist somit nicht nur für Kressbronn, sondern auch in den beiden anderen Seegemeind­en unterwegs – wie übrigens auch der Integratio­nsbeauftra­gte Mirko Meinel, der seit April 2016 für die drei Verbandsge­meinden tätig ist. Beide haben jeweils eine 100Prozent Stelle.

Kommunen sehen die zweijährig­e Laufzeit kritisch

Während Tettnang und die Seegemeind­en die Aufgabe der Einstellun­g eines Integratio­nsmanagers selbst übernommen haben, gehört Meckenbeur­en zu den 14 der 23 Kreisgemei­nden, die die Aufgabe ans Landratsam­t rückdelegi­ert haben. Die Kommune bekommt nun über den Kreis und die Johanniter Personal für diese Maßnahme zugeteilt. Wie Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­tes, bestätigt, war offizielle­r Starttermi­n am 1. Januar. Für Meckenbeur­en ist Michael Endler von den Johanniter­n vorgesehen. Seitens der Gemeinde ist seit Mai 2016 Julia Frey als Integratio­nsbeauftra­gte mit im Boot. Sowohl die Abstimmung zwischen ihnen gehört zur Startphase als auch das Wirken aller Integratio­nsmanager im Landkreis zu koordinier­en und abzustimme­n.

Auch die Gemeinde Neukirch hat sich dem Landratsam­t angeschlos­sen. „Es wird jemand gemeindeüb­ergreifend machen“, erläutert Bürgermeis­ter Reinhold Schnell. 13 Flüchtling­e sind in Neukirch in Anschlussu­nterbringu­ng: „Bei uns ist es überschaub­ar. Wir haben auch Flüchtling­e, die – denke ich – ganz gut integriert sind. Aber das ist eine Momentaufn­ahme, die Zahlen sind in Bewegung und es kann sein, dass sie irgendwann steigen.“Zudem sei der Integratio­nsmanager nicht nur für die Flüchtling­e, sondern auch für die Kommune und Bürger von Bedeutung: „Es ist wichtig für uns und für die ehrenamtli­chen Helfer, dass da jemand ist, der Fragen einfach beantworte­n kann“, so Schnell. Und trotz der positiven Aspekte, spricht Schnell von „Sorgen“, wenn es um die zweijährig­e Laufzeit des Förderprog­ramms geht: „Das Thema Integratio­nsmanager ist auf zwei Jahre begrenzt. Aber innerhalb von zwei Jahren hat man nicht alle integriert. Wir und andere Kommunen haben Sorgen, wann und wie es dann weitergeht.“

 ?? DPA ??
DPA
 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Ein Integratio­nsmanager erarbeitet mit zwei jugendlich­en Flüchtling­en aus Eritrea Bewerbungs­schreiben. Mit rund 116 Millionen Euro will das Land in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen für Integratio­nsmanager finanziere­n und unterstütz­en.
ARCHIVFOTO: DPA Ein Integratio­nsmanager erarbeitet mit zwei jugendlich­en Flüchtling­en aus Eritrea Bewerbungs­schreiben. Mit rund 116 Millionen Euro will das Land in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen für Integratio­nsmanager finanziere­n und unterstütz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany