Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Integrationsmanager können starten
Land verteilt an Kommunen Mittel für Integrationsmanagement.
TETTNANG/NEUKIRCH/MECKENBEUREN/KRESSBRONN - Das Land will Städte und Gemeinden bei der Sozialberatung von Geflüchteten in Anschluss unterbringung unterstützen und fördert die Einstellung von Integ rat ions managern. Seit wenigen Tagen haben die Kommunen – darunter auch Tettnang, Neukirch, Meckenbeuren und Kressbronn – Planungssicherheit und wissen, in welcher Höhe ihnen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Mit insgesamt 116 Millionen Euro sollen in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen für Integ rat ions manager finanziert werden, die in Städten, Gemeinden und Landkreisen die Flüchtlinge in Anschluss unterbringung( AU) unterstützen, sie auf Angebote für Spracherwerb und Berufs qualifizierung hinweisen, aber auch an Vereine und„ zivil gesellschaftliche Strukturen“heranführen sollen. Dar aufhaben sich das Ministerium für Soziales und Integration und die kommunalen Landesverbände verständigt.
Die endgültige Verteilung der Mittel für das Integ rat ions management richtet sich nachdem Grundsatz„ Geld folgt Flüchtling “, berichtet das Ministerium. Heißt: Nach Tettnang mit 166 Flüchtlingen in AU fließen Fördermittel in Höhe von 132 149 Euro, nach Neukirch mit 13 Flüchtlingen in AU 10 349 Euro, nach Meckenbeuren mit 76 Flüchtlingen in AU 60 502 Euro und nach Kressbronn mit 91 Flüchtlingen in AU 72 443 Euro.
Einstellung Integrationsmanager: Aufgabe für Kommune oder Kreis
Mit der Mittelverteilung sei ein wichtiges Zwischenziel für die Einstellung der Integrationsmanager erreicht, heißt es seitens des Ministeriums: „Jetzt haben sie [die Kommunen] Planungssicherheit und können entscheiden, ob sie selbst Integrationsmanager beschäftigen oder ob sie sich mit anderen Gemeinden zusammenschließen und gemeinsam einen Antrag stellen möchten“, so Minister Lucha. Bedeutet: Jede Kommune kann entscheiden, ob sie selbst mitmachen will oder das Potenzial plus Fördermittel dem Kreis für eine gebündelte Maßnahme anvertraut. „So oder so, jeder Integrationsmanager wird entscheidend zur erfolgreichen Integration von Geflüchteten und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Baden-Württemberg beitragen.“
Tettnang hat sich für die erste Variante entschieden. Bereits im vergangen Jahr hat das Ministerium im Rahmen einer vorläufigen Verteilung, rund 35 Millionen Euro für das Integrationsmanagement zur Verfügung gestellt. Die Stadt Tettnang beantragte eine Förderung. „Es gab die Wahlmöglichkeit, ob die Stadt selbst einen Integrationsmanager einstellt oder sich die Dienstleitung sozusagen einkauft. Man hat sich aus Gründen der Praktikabilität, zum Beispiel Urlaubs- und Krankheitsvertretung, für Zweiteres entschieden“, erläutert Judith Maier, Pressesprecherin der Stadt Tettnang. Seit September ist die Stelle des Integrationsmanagers in Tettnang mit Markus Eckardt besetzt. Dieser sei, so Maier, bei den Johannitern angestellt und erfülle die Aufgabe als Dienstleitung für die Stadt. Ein weiterer Integrationsmanager soll folgen: „Der Stadt Tettnang werden Gelder für zwei Stellen bewilligt. Bei einem Schlüssel von 1:88 ist Herr Eckardt dabei zur Zeit auch mehr als ausgelastet mit den Personen in der Anschlussunterbringung. Daher benötigen wir dringend auch die zweite Stelle.“Eine Ausschreibung soll in den kommenden Wochen erfolgen.
Auch Kressbronn hat sich für die erste Variante entschieden – allerdings hat nicht die Gemeinde selbst, sondern der Gemeindeverwaltungsverband Eriskirch-Kressbronn-Langenargen die Integrationsmanagerin Anna Göser ein- und angestellt. Sie ist somit nicht nur für Kressbronn, sondern auch in den beiden anderen Seegemeinden unterwegs – wie übrigens auch der Integrationsbeauftragte Mirko Meinel, der seit April 2016 für die drei Verbandsgemeinden tätig ist. Beide haben jeweils eine 100Prozent Stelle.
Kommunen sehen die zweijährige Laufzeit kritisch
Während Tettnang und die Seegemeinden die Aufgabe der Einstellung eines Integrationsmanagers selbst übernommen haben, gehört Meckenbeuren zu den 14 der 23 Kreisgemeinden, die die Aufgabe ans Landratsamt rückdelegiert haben. Die Kommune bekommt nun über den Kreis und die Johanniter Personal für diese Maßnahme zugeteilt. Wie Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes, bestätigt, war offizieller Starttermin am 1. Januar. Für Meckenbeuren ist Michael Endler von den Johannitern vorgesehen. Seitens der Gemeinde ist seit Mai 2016 Julia Frey als Integrationsbeauftragte mit im Boot. Sowohl die Abstimmung zwischen ihnen gehört zur Startphase als auch das Wirken aller Integrationsmanager im Landkreis zu koordinieren und abzustimmen.
Auch die Gemeinde Neukirch hat sich dem Landratsamt angeschlossen. „Es wird jemand gemeindeübergreifend machen“, erläutert Bürgermeister Reinhold Schnell. 13 Flüchtlinge sind in Neukirch in Anschlussunterbringung: „Bei uns ist es überschaubar. Wir haben auch Flüchtlinge, die – denke ich – ganz gut integriert sind. Aber das ist eine Momentaufnahme, die Zahlen sind in Bewegung und es kann sein, dass sie irgendwann steigen.“Zudem sei der Integrationsmanager nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Kommune und Bürger von Bedeutung: „Es ist wichtig für uns und für die ehrenamtlichen Helfer, dass da jemand ist, der Fragen einfach beantworten kann“, so Schnell. Und trotz der positiven Aspekte, spricht Schnell von „Sorgen“, wenn es um die zweijährige Laufzeit des Förderprogramms geht: „Das Thema Integrationsmanager ist auf zwei Jahre begrenzt. Aber innerhalb von zwei Jahren hat man nicht alle integriert. Wir und andere Kommunen haben Sorgen, wann und wie es dann weitergeht.“