Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Trio Libertango“spielt Tangos zum Zurücklehnen und Träumen
Ein Ausflug in die Welt des „Tango Nuevo“von Astor Piazzolla
OBERTEURINGEN - Ein besonderes Konzert hatte das Mühlenteam für den Jahresanfang ausgewählt, ein Konzert zum Zurücklehnen und Träumen mit dem „Trio Libertango“und seinem Astor-Piazzolla-Programm. Doch der Vorverkauf war zögerlich gelaufen, zumal am Freitagabend in Oberteuringen auch die Johleerweckung angesagt war.
Doch wer eine knappe halbe Stunde vor Beginn ins Dachgeschoss der Mühle kam, hat einen vollen Saal mit erwartungsvollen Besuchern vorgefunden. Um die Bistro-Tische schwirrten die Gespräche und es duftete würzig nach Chili con carne, denn das Mühleteam ist immer darauf bedacht, die Bewirtung auf das Thema des Abends abzustimmen.
„Hören Sie einfach auf unsere schöne Musik“, sagte Richard Nickel, „es ist eine Musik, die von Zuständen des Lebens, von Gefühlen, Erlebnissen und Geschichten erzählt.“Der „Tango Nuevo“ist keine Tanzmusik, sondern eine überwiegend leise, stimmungsvolle Konzertmusik, bei der Gläserklirren gestört hätte, doch freudig stellte Nickel zuletzt fest: „Sie waren ein aufmerksames, ein perfektes Publikum.“Die Musiker hätten gespürt, wie der Funke übergesprungen war, das gemeinsame Erleben habe auch die Drei auf der Bühne beflügelt.
Die Pianistin Andrea Ringendahl, die in Oberteuringen lebende Cellistin Natalya Welsch und Richard Nickel, der im Wechsel Querflöte und Saxofon spielte, ließen die Freude am Spiel erleben. Alle drei Profimusiker kennen sich vom Unterrichten an der Musikschule Meckenbeuren, spielen darüber hinaus in unterschiedlichen Formationen, ob klassisch oder Jazz oder eben Tango. Vor zwei Jahren war Natalya Welsch zum Duo Ringendahl und Nickel gestoßen und bereichert seither die Musik mit dem Klang ihres Cellos – Nickel hat die Stücke eigens für diese Zusammensetzung arrangiert. Während dem Klavier meist die Rolle des wiegenden oder perlenden Untermalens zufiel, war es oft das Cello, das träumerisch und zärtlich eine Melodie einführte, in die dann die Flöte oder das Saxofon einfiel, ehe alle drei in lebhafter Interaktion das Thema fortführten.
Auf dem Programm standen so bekannte Piazzolla-Titel wie „Oblivion“, „Milonga del Angel“oder „Libertango“, aber auch weniger bekannte wie „Vuelvo al Sur“, „La chanson du popo“oder „Mumuki“. Die Musiker sangen von Einsamkeit, Melancholie und unbestimmter Sehnsucht und Zärtlichkeit wie von der Lebenslust, der fiebrigen Erotik und der Aggression des „GroßstadtReptils“Tango. Neben Titeln zum Süchtigwerden kam auch der Humor nicht zu kurz, so in der fröhlich hüpfenden „Milonga picaresque“. So war die Zugabe „Close your eyes and listen“geradezu eine Summe des Gehörten, bevor der Titel „Duo“noch ein zärtliches Lied auf den Heimweg mitgab.