Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Betznauer feiern am Samstag ihr Patrozinium
Sebastianskapelle erstrahlt nach Sanierung in neuem Glanz
BETZNAU - Einen ganz besonderen Ehrentag begehen die Betznauer Bürger an diesem Samstag, 20. Januar. Seit der gräfliche Bauherr Graf Johann III. von Montfort im Jahr 1600 mit der Sebastianskapelle ein überall sichtbares Zeichen seiner Herrschaft setzte, feiert das Dorf den Namensgeber, eben jenen Sebastian, der unter anderem auch als Patron der bereits 1735 gegründeten heimischen Schützengilde gilt. Pünktlich zum Fest konnten zudem die aufwendigen Sanierungsarbeiten am Gotteshaus abgeschlossen werden. Los gehen die Feierlichkeiten nach dem Rosenkranz um 9 Uhr mit dem Festgottesdienst um 9.30 Uhr.
Wenn am 20. Januar die Betznauer in Begleitung des Ehrenspaliers der Schützen und Fahnenträger aus ihrem Dorf hinunter zur Sebastianskapelle laufen, dann hat das seinen ganz besonderen, vor allem aber traditionellen Grund: Zu Ehren des heiligen Sebastian feiern die Familien im beschaulichen Teilort von Kressbronn das Patrozinium des Namensgebers der Kapelle, deren Sanierung bis auf wenige Restarbeiten kürzlich abgeschlossen wurde.
Rund 75 000 Euro habe man letztlich aufwenden müssen, um einen neuen Außenanstrich anzubringen, den Verputz auszubessern beziehungsweise zu erneuern, aber auch um, neben weiteren Arbeiten, das Kreuz mit dem Wetterhahn auf der Kirchturmspitze neu zu vergolden, wie auch das Ziffernblatt samt Zeiger der Uhr. „Außerdem waren Natursteinarbeiten am Portal, an den Fensterbänken sowie am Traufgesims unaufschiebbar“, erklärt Kapellenpfleger Winfried Dörrer im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.
Des Weiteren habe man die Eingangstüren am Kirchenschiff überarbeitet, Dachrinnen, Fallrohre und sämtliche Blechanschlüsse überprüft und die Schallläden im Turm erneuert. „Mit den ursprünglich geschätzten Kosten von 20 000 Euro sind wir freilich nicht weit gekommen. Die Gesamtkosten von 75 000 Euro werden mit 57 Prozent durch die Kirchengemeinde, mit 17 Prozent von der bürgerlichen Gemeinde und 26 Prozent aus Eigenmitteln der Kapellenkasse Betznau finanziert. Hier gilt unser Dank allen Spendern, ohne deren Hilfe diese Maßnahme so nicht durchführbar gewesen wäre. Wir freuen uns bereits heute sehr auf das feierliche Patrozinium“, betont Dörrer.
Nach dem Festgottesdienst begeben sich die Betznauer laut Dörrer wieder ins Dorf, um traditionell zu Hause oder beim „Griechen“weiterzufeiern. Dazu gehörten für viele seit jeher eine deftige Metzelsuppe, ein gutes Bier, aber auch nette Gespräche. „Es ist einfach schön zu sehen, dass eigens an diesem Tag, auch wenn er heuer auf einen Samstag fällt, die Betznauer Urlaub nehmen und die Grundschüler schulfrei haben“, freut sich Winfried Dörrer.
Für die Schützengilde ist das Sebastiansfest übrigens ein Tag, der seit deren Vereinsgründung von 283 Jahren ehrenhaft begleitet wird. „Der 20. Januar gilt als einer der Höhepunkte des Jahres. Wir gedenken mit unserer Teilnahme während des Gottesdienstes einem Menschen, der als Hauptmann der römischen Prätorianergarde sich öffentlich zum Christentum bekannt und notleidenden Gläubigen geholfen hat, woraufhin ihn Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt hatte“, heißt es seitens der Schützen. Tatsächlich habe Sebastian laut Überlieferung überlebt, wurde von einer frommen Witwe gesund gepflegt, um dann erneut vom Kaiser nach seiner Rückkehr im Zirkus mit einer Keule erschlagen zu werden.